SEER - Vol. 6
Mehr über Seer
- Genre:
- Sluddge / Doom
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Artoffact Records
- Release:
- 08.02.2019
- Oath Of Exile
- Iron Worth Striking
- Seven Stars, Seven Stones
- Frost Tulpa
- As The Light Fades
- Prior Forms
Erhabene Sludge-Erfahrung mit monumentalen Stimmungsvarianten
Wer die Entwicklung von SEER in den vergangenen fünf Jahren etwas intensiver mitverfolgt hat, wird festgestellt haben, dass die Kanadier sich und ihren Sound im Laufe all dieser Zeit immer und immer wieder neu erfunden und definiert haben und folglich auch immer wieder mit Überraschungen aufwarten konnten, ohne dabei das traditionelle Gerüst aus dreckigem Sludge und epischem Doom verlassen zu müssen. Auch "Vol. 6" schlägt wieder neue Pfade ein und ist die atmosphärisch definitiv vielseitigste Scheibe, die das Ensemble aus Vancouver seit Bandgründung komponiert hat, gleichzeitig aber auch der bisherige Höhepunkt des gemeinsamen Schaffens, der vor allem daraus resultiert, dass die vielen Überraschungsmomente gleichzeitig auch immer wieder auslösende Gänsehautaugenblicke sind, von denen man gerade auf der Zielgeraden nicht genug bekommen kann.
Man muss sich derweil aber dennoch vor Augen führen, dass SEER nach wie vor das klassische Feld des Sludge-Sounds beackern und dort auch in Sachen Riffing effizient, aber dennoch extrem rau vorgehen. Gerade in Songs wie 'Oath Of Exile' und 'Iron Worth Striking' geht die Band noch einmal zu den Wurzeln zurück, arbeitet die Arrangements aber trotzdem in einen fast schon Prog-Metal-tauglichen Kontext ein, von dem die nachfolgenden Stücke ebenfalls noch zehren dürfen. Denn das Prinzip Vielseitigkeit greift auf dem sechsten Release der Kanadier in jedem einzelnen Song; SEER kreiert eigenartige, aber doch sehr interessante Wendungen, überrascht mit minimalistisch, aber gleichzeitig effektiv gehaltenen hymnischen Parts, nimmt Elemente des klassischen Dooms auf, um sie im sphärischen Gesamtbild gleich wieder bewusst und zielstrebig zu entfremden und erschafft schließlich eine Klangkombination, die man nicht nur eigenwillig, sondern vor allem auch eigenständig nennen muss - und gerne auch innovativ und fordernd. Denn eines ist gleichzeitig auch klar: "Vol. 6" ist ein sperriges Album, ein kompositorischer Akt gegen das Konventionelle und zugleich alles andere als leicht verdaulich. Doch im selben Zuge ist die Platte absolut lohnenswert, steckt voller Entdeckungsmöglichkeiten und brilliert schließlich mit einer ebenso eigenartigen wie berauschenden Performance, die gerade wegen ihrer Authentizität begeistert.
Die Auswahl an Sludge/Doom-Combos ist so groß wie nie zuvor, und die Trennung von Spreu und Weizen erscheint schwieriger als je zuvor. Müsste man aus dem aktuellen Genre-Fundus jedoch nur fünf Platten benennen, auf die man nicht verzichten mag, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass die neue SEER-Scheiblette dazugehören wird. Zumindest steht sie im laufenden Kalenderjahr noch alleine auf weiter Flur, wenn man um Champions League-Potenzial sprechen möchte!
Anspieltipps: Frost Tulpa, As The Light Fades
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes