SENDT'S GESETZ - Leichenästhet
Mehr über Sendt's Gesetz
- Genre:
- Thrash / Death Metal
- Sensemann
- Schädeldeckentanz
- Leg dich ins Grab
- Leichenästhet
- Ganz normal
- Du musst hängen
- Todquälen
- Das Zeichen des Würgers
"Ööch böön Sööönsemann!" Beim erstmaligen Hören des 'Semsemann'-Refrains dachte ich, da wären ein paar Österreicher bei einem Bier zu viel auf die Idee gekommen, etwas Ähnliches wie EISREGEN auf die Beine zu stellen. Beim Blick auf die CD fällt jedoch auf, dass es sich hier um ein Solo-Projekt handelt. Dirk Sendt hat im Laufe der vergangenen drei Jahre alle Instrumente selbst eingetrümmert, und vielleicht mimt er ja auch den verunstalteten Kerl auf dem Cover. Im Mittelpunkt stehen die makaberen Texte, die über jene von EISREGEN hinausgehen. Beispiel gefällig?
"Das Blut sprudelt wie ein Springbrunnen. Das Gehirn braucht aber noch einige Minuten, bis es endlich abstirbt. Es kann ab Boden liegend seinen Körper sehen, wie er im Todeskampf mit den Armen wild um sich schlägt …" ('Sensemann')
"Mit der Zunge fange ich an. Sie wird an der Wurzel herausgerissen. Weiter mach ich mit den Zähnen, zerschlage sie wie Porzellan. Das Auge wird herausgedrückt mit einem Schraubenzieher. Eins lasse ich dir noch, um deinen Körper leiden zu sehen …" ('Todquälen')
Ohne Reime kreiert Sendt eine völlig kranke, verstörte Welt aus der Sicht von Serienkillern und Psychopathen. Dabei baut er auch Spannungsbögen auf wie in 'Schädeldeckentanz', in dem ein Verunstalteter eine Tanzfläche für seine "Freundin" pflastert. Andere Texte wie jener von 'Leg dich ins Grab' sind gesellschaftskritischer Natur, wenn auch aus einer ebenso kranken Sichtweise. Indes sagt 'Du musst hängen' klar aus, was Sendt von Kinderschändern hält. Während ich die Texte eher dem Death Metal zuordnen würde, passt sich der heisere Gesang der thrashigen Musik an. Im Titelsong und in 'Ganz normal' quäkt Sendt zur Abwechslung auch mit einer dermaßen abgedrehten Stimme, dass der Hörer trotz der makaberen Texte schmunzeln muss.
Musikalisch geht's wie gesagt eher Richtung Thrash Metal. 'Sensemann' beginnt mit ruhigen Gitarren, bevor Gas gegeben wird und gegen Ende der eingangs beschriebene Midtempo-Refrain kommt. In 'Schädeldeckentanz' und 'Leg dich ins Grab' herrschen brachiale, eher simpel gestrickte Thrash-Riffs vor, ehe sich in 'Leichenästhet' getragene Passagen mit eher schleppenden Doom-Parts abwechseln. Auch im Rest der 40 Minuten springt Sendt zwischen ruhigen Gitarren, schnellem Thrash und Doom. Dadurch klingt "Leichenästhet" streckenweise recht abwechslungsreich an, auch wenn die Riffs sowie Soli eher einfach gestrickt und die Rhythmuswechsel manchmal etwas unkonventionell sind. In 'Todquälen' wird ausnahmsweise Black Metal gebolzt, wobei Sendt wie die Mutter aus "Das Leben des Brian" keift. Und der Refrain von 'Das Zeichen des Würgers' ist mit einer durchgeknallten Melodie unterlegt. So, langsam wird diese Review etwas wirr, aber das passt ja zu dieser Platte.
Nach ein paar Durchgängen hat man sich an einigen Songs recht schnell satt gehört. Die Anspieltipps stechen aber positiv hervor. Und wer sich für eine absolut kranke Sichtweise interessiert, kann ruhig einen Zehner investieren und die Scheibe unter disendt@aol.com bestellen. Siegmund Freud hätte zumindest an den Texten Interesse gehabt, was auch für die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften der Fall sein dürfte.
Anspieltipps: Sensemann, Leichenästhet, Todquälen
In textlicher Hinsicht: Schädeldeckentanz, Leg dich ins Grab, Leichenästhet
- Redakteur:
- Carsten Praeg