SENECA - Reflections
Mehr über Seneca
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Lifeforce/Soulfood
- Release:
- 30.03.2009
- Optical
- Pale Horse
- Black Gold
- Carousels
- Birds
- Illusions
- The 29th Day
- Creator
- Your Heart In My Hands
- Names And Faces
- Reflections
Metalcore für Gelangweilte und sich mit Durchschnitt zufrieden Gebende. SENECA geben sich Mühe, kommen aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Eine Reflexion wäre bei "Reflections" demnach dringend anzuraten.<br />
Metalcore-Veröffentlichung Nummer 9835? Die Band benennt sich nach einem der größten Vertreter des Stoizismus, der sich voller Theatralik und voller unmenschlicher Gelassenheit in der Öffentlichkeit aufgrund einer von Nero befohlenen Selbsttötung das Leben nahm. Der sich in seinen letzten Worten selbst vergöttlichte und es doch erst nach drei Versuchen fertig brachte, sein Leben tatsächlich zu beenden. Ganz so standhaft wie Sokrates war er dadurch noch nicht, doch enthalten seine Schriften nichtsdestoweniger Standhaftes und Erbauliches. Noch sehr viel weniger standhaft oder mächtig sind dagegen aber sicherlich SENECA mit ihrem Debüt "Reflections".
Überwiegend haben wir es hier mit typischem 0815-Metalcore zu tun. Er bemüht sich darum, anders zu sein als der Rest und mehr zu sein als die Anderen, schießt aber letzten Endes doch am Ziel vorbei. Die marginalen Elektronik-Parts und progressiv ausgerichteten Frickeleien machen noch lange keinen guten, modernen Heavy Metal aus. Die ursprünglich auf der offiziellen MySpace-Seite online gestellten Beispiele haben einem da irgendwie einen Streich gespielt. Etwa so wie ein Filmtrailer, der aus einem zweistündigen Streifen in zwei Minuten die besten Szenen und Gags in komprimierter Form darstellt und damit zu kaschieren versucht, wie viel Späne, Schrott und Altmetall doch eigentlich Leinwand und Zelluloid vollkleistert (und natürlich den Zuschauer).
Nun wollen wir jene Vorwürfe noch konkretisieren (sollen diese ja wenigstens ausschnitthaft als Illustration und Unterstreichung dienen): In 'Illusions' versucht man wie IN FLAMES oder SHADOWS FALL auf Pop-Power-Hanf zu klingen. Im Mittelteil von 'Black Gold' wie BETWEEN THE BURIED AND ME und in der Einleitung 'Optical' probiert man doch allen Ernstes, SCAR SYMMETRY Konkurrenz zu machen. Hinzu kommt noch: Wie schon bei den viel zu hoch gelobten ARCHITECTS nervt auch bei SENECA der angloamerikanische, poppig-cleane Gesang ohne Ende. Seine Schnulzenhaftigkeit und sein Anbiedern ans Kommerzielle macht aggressiv und verursacht das berüchtigte weiße Rauschen im Kopf. Am liebsten möchte man sich da echt eine Tablette Aspirin geben oder drei Tage Erholungsschlaf.
Die einzig wirklich gelungenen Stücke sind 'The 29th Day' und 'Names And Faces'. Aber was soll man machen? Die Unverbesserlichen und von sich selbst Überzeugten eines Besseren belehren? Wohl kaum.
So ist "Reflections" in der Geschichte des Metalcore auch irgendwie so zu betrachten wie die Trostschriften eines Lucius Annaeus Seneca in der korsischen Verbannung: Ein Stück Musik, mit dem man sehr viel Nachsicht haben muss.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Markus Sievers