SEPULTURA - Metal Veins - Alive At Rock In Rio
Mehr über Sepultura
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Eagle Vision
- Release:
- 16.09.2014
- Kaiowas
- Spectrum
- Refuse / Resist
- Sepulnation
- Delirium
- Fever
- We've Lost You
- Firestarter
- Requiem
- Structure Violence
- Territory
- Big Hands
- Roots Bloody Roots
Nochmals überdacht.
Manchmal, aber nur manchmal, muss man acht Jahre später seine Meinung revidieren. Mal hat es mit einem veränderten Musikgeschmack, mit dem etwas besseren Überblick über das große Ganze oder mit persönlichen Hintergründen zu tun. Im Falle von SEPULTURAs "Metal Veins – Alive At Rock In Rio" habe ich 2014, als der Rundling erstmals erschien, vor allem die unglückliche Songauswahl angeprangert. Damals erlebte die Liebesbeziehung zwischen "Arise" und mir einen wiederholten Frühling, wir liebten uns innig, sprangen Hand in Hand Richtung Sonnenuntergang und konnten keine Minute ohne einander leben. Umso enttäuschter war ich letztendlich, dass kein einziger Song dieser Urgewalt beim Rock-In-Rio-Auftritt SEPULTURAs 2013 Erwähnung fand. Doch heute, im Jahre 2022, sehe ich die Herangehensweise der Brasilianer etwas anders.
Versteht mich nicht falsch, dieses ultimative Thrash-Metal-Album "Arise" verdient nach wie vor die Höchstpunktzahl, doch akzeptiere ich nun mit etwas mehr Abstand die damalige Entscheidung Greens und Konsorten. 2013 verband sich SEPULTURA und die 16-köpfige Industrial-Percussion-Band LES TAMBOURS DU BRONX aus Frankreich, um einen wohl einzigartigen Auftritt zu bewältigen. Brachial und intensiv, hart und rhythmisch, feurig und episch – und dazu das südamerikanische Publikum, das mit jedem weiteren Percussion-Drumming noch mehr an Fahrt aufnimmt. Nun erscheint "Metal Veins – Alive At Rock In Rio" erneut unter dem Zeichen earMUSIC/Edels und lässt den 2013er Auftritt nochmals Revue passieren.
Ich habe ihn mir also nochmals angeschaut, nachdem er ehrlicherweise jahrelang im Verborgenen blieb. Und was soll ich sagen? Die Songauswahl zündet durch die Bank weg und entfacht einen Flächenbrand, der seinesgleichen sucht. Beide Gruppierungen – SEPULTURA in der einen, DE TAMBOURS DU BRONX in der anderen Ecke – haben jeweils ihre eigenen Songs parat und unterstützen sich gegenseitig, um diesen noch mehr Intensität und Feuer einzuhauchen. 'Refuse/Resist', 'Sepulnation' und 'Territory' leben schlichtweg vom grandiosen Drumming eines Casagrandes einerseits, andererseits allerdings auch der Franzosen, die den SEPULTURA-Klassikern nochmal zusätzlich Energie verleihen. Darüber hinaus helfen die Brasilianer der auf Ölfässern prügelnden Percussion-Truppe bei 'Delirium' und 'Big Hands' äußerst geschmackvoll aus, hauchen den im Original etwas zu statischen Stücken mehr Leben ein - und so drücken sich die Bands gegenseitig die Klinke in die Hand.
Eine nahezu perfekte Symbiose beider zeigt der THE PRODIGY-Klassiker 'Firestarter', der vom Rio-Publikum ähnlich abgefeiert wird wie das Grande-Finale 'Roots Bloody Roots'. Nein, ich werde auch weiterhin kein allzu großer Freund der "Roots"-Platte werden, muss allerdings eingestehen, dass ich den Song selten in einer solch fetten Version gehört habe.
Es mussten also einige Jahre ins Land ziehen, bis ich die Magie dieses Zusammenspiels verstanden habe. In der Neuauflage als 2-CD-und-DVD-Version – inklusive einer abermals tadellosen Bild- und Tonqualität – ist "Metal Veins" neben den üblichen Live-Outputs eine mehr als gelungene Abwechslung und eine äußerst intensive, überraschende und brachiale Hörerfahrung. "Arise" bleibt auch weiterhin das Nonplusultra, doch losgelöst von diesem recht stoischen und engstirnigen Gedanken, haben sich SEPULTURA und LES TAMBOURS DU BRONX eine Setliste ausgesucht, die wie die Faust aufs Auge passt und in diesem Thrash-meets-Percussion-Kontext eine wahnsinnig gute Figur abgibt.
- Redakteur:
- Marcel Rapp