SERAPHIM - AI
Mehr über Seraphim
- Genre:
- Melodic Power Metal
- Label:
- Arise Records
- Release:
- 25.06.2004
- Intro
- Tears
- Resurrect
- Implementation
- Desperate
- Can't Take
- My
- In The Air
- None
- Before
- Is That?
- Instantaneous
- The End
- My
Als ich am letzte Woche erfahren habe, dass ich die neue Scheibe von SERAPHIM geschickt bekommen würde, machte ich mich direkt mal auf die Suche nach Informationen über diese Gruppe, denn die Tatsache, dass diese Band aus Taiwan stammt, weckte schon meine Neugier. Und siehe da, nicht nur aufgrund ihres Exotenstatus' sondern auch wegen ihrer musikalischer Fähigkeiten wurde die Band aus dem fernen Osten allerorts in höchsten Tönen gelobt, so dass die Spannung, was mich auf dem insgesamt dritten Album "AI" (übersetzt heißt dies so viel wie `Liebe´) erwarten würde, ins Unermessliche stieg.
Jetzt, wo ich die Scheibe schon zum fünften Mal gehört und mich fast den ganzen Tag mit ihr auseinandergesetzt habe, ist der Überraschungseffekt natürlich nicht mehr so groß und dennoch bin ich nach wie vor sehr angetan von dem, was diese Taiwanesen hier kreiert haben. Zwar wird hier nichts außergewöhnlich Neues dargeboten, da SERAPHIM sich irgendwo im Fahrwasser von NIGHTWISH und EDENBRIDGE, vielleicht auch noch nicht ganz in deren Liga, bewegen, aber das, was dieses Quintett hier abliefert, kann auf voller Linie überzeugen.
Im Mittelpunkt steht dabei sicherlich die weibliche Frontstimme Pay, die wie ihr finnisches Vorbild ebenfalls eine klassische Ausbildung hinter sich gebracht, jedoch noch eine Tonlage höher singt als Tarja Turunen. Und auch wenn ich der Frontdame von NIGHTWISH in jeglicher Hinsicht den Vortritt geben würde (wehe dem, der hier was Falsches denkt...) so fällt es mir sehr leicht, mich mit dem Gesang von Pay anzufreunden, zumal er durch die ausschließliche Verwendung von chinesischen Texten einen ganz besonderen Reiz ausstrahlt.
Weiter geht es mit der Instrumentalfraktion, meiner Meinung nach die größte Stärke im Bandgefüge von SERAPHIM. Besonders die Gitarren leisten hier exzellente Arbeit, verzaubern immer wieder mit einigen tollen fröhlichen Melodien und liefern die Basis für den ebenfalls melodiösen Gesang ihrer Kollegin. Dabei lassen sich sowohl Einflüsse aus dem klassischen Hardrock als auch Elemente aus dem europäischen (vielleicht sogar besser gesagt aus dem finnischen) Melodic Metal erkennen, welche die Band hier konsequent in ihren Sound überträgt. Jedoch, und das ist äußerst lobenswert, bekommt man nie den Eindruck, dass man irgendetwas zuvor schon einmal gehört hätte, und das ist bei einer Spielzeit von fast 80 Minuten schon sehr beachtlich.
80 Minuten? Ja, richtig gelesen, genau so lange dauert "AI" und auch wenn zu Beginn solche Songs wie `Ressurect´ etwas künstlich in die Länge gezogen werden, so entsteht doch während der gesamten Spielzeit nie Langeweile. Im Gegenteil, gerade weil SERAPHIM sich musikalisch immer wieder wandeln, durch den Einbezug von härteren Passagen und aggressiven Backingvocals ihr Spektrum maßgeblich erweitern, andererseits aber auch vor softeren Tönen (hier sei die wunderschöne Ballade `Is That?´ genannt) keinen Halt machen, ist diese Platte so unheimlich spannend und abwechslungsreich geworden, dass die Zeit hier wie im Flug vergeht. Dazu tragen vor allem Kompositionen wie das stimmungsvolle progressive Epos `Instantaneous´ und das abschließende, die positive Grundstimmung des gesamten Albums noch einmal zusammenfassende `My´ bei, die sich beide auch auf den letzten NIGHTWISH-Alben gut gemacht hätten.
Ganz klar, es macht richtig Spaß, dieser taiwanesischen Band bei der Arbeit zuzuhören und doch muss ich rückblickend sagen, dass man von der Klasse einer Band wie NIGHTWISH noch ein ganzes Stück entfernt ist, was aber nicht daran liegt, dass SERAPHIM hier nur B-Ware ablieferten, sondern vielmehr daran, dass die finnischen Megastars der Konkurrenz seit jeher zwei bis drei Schritte voraus sind und einfach unerreicht bleiben werden.
Die Zielgruppe ist daher auch klar bestimmt: melodischer Metal mit weiblichen Vocals - wer das mag, wird hier eine weitere lohnenswerte Anschaffung für seine Sammlung finden; wem dies jedoch wiederstrebt, der wird auch nach dem Genuss von "AI" seine Meinung nicht revidieren!
Anspieltipps: Instantaneous, Tears, My, Is That?, Can't Take
- Redakteur:
- Björn Backes