SERAPHIM - The Soul That Never Dies
Mehr über Seraphim
- Genre:
- Epic Black Metal
- Label:
- Magnum Music
- Prelude
- Love Hate
- Emptiness
- Immortal Silence
- The Soul That Never Dies
- Samsara
- Mind's Sky
- Forever
- Canticle
- Light Of The Setting Sun
- Majestic Farewell
Da ist mir ein recht befremdlich anmutendes Paket ins Haus geflattert. Ursprüngliches Absendeland: Taiwan. Nein, keine Computertechnik, sondern Black Metal. Nun bin ich ja spätestens seit der schwer genialen letzten Scheibe von SIGH an asiatischem Schwarzmetall ziemlich interessiert, aber das Debüt "The Soul That Never Dies" muss man erstmal ein paar Durchläufe lang verdauen.
Die Befremdlichkeit beginnt bereits beim Infotext: "Melodic Power Metal". Ah ja. Die Kompositionen besitzen zwar Interluden, die an Power Metal erinnern, und das - recht erfreuliche - Griffbrettgewichse ist ziemlich heavy, zudem mischen sich progressive Anteil in diese wilde Mischung. Aber im Kern bekommt man extrem schnelles, flaches Drumming um die Ohren geprügelt, eine böse Kehlkopfkrebsstimme grunzt aus den Boxen und die Grundlage des Sounds bleibt Black Metal. So richtig schön ist allerdings der Satz "2001, the year for change is upon us, and so has come a new direction which is about to revolutionize music". Entschuldigt mich kurz, ein schwerer Hustenanfall überkommt mich.
So, wieder da, hab mich vom Lachanfall erholt. Man verzeihe mir den boshaften Zungenschlag, aber auch wenn die oben benannte Mischung recht schräg rüberkommt und nicht gerade Standard ist, so kann man von wirklichen Neuerungen nicht sprechen. Zumindest von keiner ausgereiften Form, die harmonisch alle Elemente zu vereinen weiß.
Wo wir gerade bei harmonisch sind: Also die Schwarzmetaller dürfen mit den Ohren schlackern, es gibt reichlich disharmonische Zutaten für dieses Süppchen, reichlich Gefrickel und eine zugegebenermaßen sehr hohe Sopranstimme, die auf Dauer eher nur noch nervig ist. Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten erscheint einfach unausgereift und gewaltsam, der Großteil des Albums eiert auf den gleichen Tonlagen herum und macht erfolgreich einen Bogen um jede klare Struktur oder Melodieführung.
Das elektronische Intro setzt einen ganzen passablen Anfangspunkt, auch wenn es etwas wie die Titelmelodie für ein Computerspiel klingt, aber der nachfolgende erste Song lässt mich das Gesicht zitronensauer verziehen. "Emptiness" wird auch nicht viel besser; erinnert zwar von der Idee her an AFTER FOREVER, aber jeder direkte Vergleich wäre Blasphemie.
Stichwort Blasphemie: Textlich geht es bei SERAPHIM um spirituelle Themen, die östliche und westliche Mystik vereinen. Allerdings sind diese Texte in ausgesprochen holprigem Englisch verfasst und nicht wirklich zugänglich. Das mag daran liegen, dass das Album original in chinesisch gehalten ist und für uns übertragen wurde. Die asiatischen Wurzeln sind übrigens in der Melodieführung nicht zu leugnen.
Wie dem auch sein, bei erwähntem Stück schleicht sich der Verdacht einer Melodie ein, die aufhorchen lässt, aber leider nicht ausreicht, um den Song angenehm nennen zu können.
"Immortal Silence" geht rockig los und weiß sofort zu gefallen, der Break zum diesmal sehr melodischen Refrain kommt allerdings etwas herb und die Kombination aus massivem Trommelfellmassaker und Sopran ist ein Kulturschock erster Güte. In der Summe jedoch einer der stärkeren Songs des Albums mit schwer asiatischem Metaleinschlag.
Hellhörig werde ich erst wieder beim Epos "Mind's Sky", das mit wunderbar bardischen Gitarrenspiel beginnt, sich zu einem Ohrwurmriffing entwickelt und dann erstaunen mich die ersten ruhigen und angenehm melodiösen Gesangstöne dieses Albums. Das hält sich drei Minuten und geht dann wieder in Black Metal über, diesmal allerdings bis auf einige Ausraster durchaus gut anzuhören und ausladend arrangiert. So richtig lecker ist allerdings die Ballade "Canticle", die selbst Freunde von NIGHTWISH erfreuen dürfte, und auch der Abschlusssong "Majestic Farewell" weiß bei intensivem Zuhören zufriedenzustellen. Aber der Rest - oh je.
Schwarzmetaller dürfen hier gern ein Ohr riskieren, sofern sie den stilfremden Einflüssen nicht abgeneigt sind, allen andren kann ich das Album nur aufgrund einiger weniger überzeugender Stücke nicht wirklich empfehlen.
Anspieltipps: Mind's Sky, Canticle
- Redakteur:
- Andreas Jur