SERENITY (A) - War Of Ages
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2013
Mehr über Serenity (A)
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm (Universal)
- Release:
- 22.03.2013
- Wings Of Madness
- The Art Of War
- Shining Oasis
- For Freedom's Sake
- Age Of Glory
- The Matricide
- Symphony For The Quiet
- Tannenberg
- Legacy Of Tudors
- Royal Pain
SERENITY tritt aus dem Schattendasein von KAMELOT heraus!
Hinter den Bergen, zwischen malerischen Landschaften und blühenden Städten schlossen sich 2004 im schönen Tirol Georg Neuhauser (Gesang), Thomas Buchberger (Lead & Rhythm Gitarre), Simon Holzknecht (Bass), Mario Hirzinger (Keyboard & Gesang) und Andreas Schipflinger (Schlagzeug & Gesang) zusammen und gründeten die Band SERENITY. Schon zu Beginn war klar, dass sich die Herren nicht in den üblichen Schubladen aufhalten wollten, sondern etwas ganz anderes planten. Der Fokus legte sich vor allem auf Chor- und Orchesterarrangements, die durch Georgs außergewöhnlichen Gesang getragen wurden.
Das Konzept schien aufzugehen und ihr erstes Demo, welches sie nur ein Jahr nach Gründung aufnahmen, bescherte ihnen europaweite Aufmerksamkeit. Dennoch waren die Musiker gezwungen, für die Produktion ihres Debütwerks "Words Untold & Dreams Unlived", das nötige Kleingeld aus der eigenen Tasche zu zahlen. Trotz aller Widrigkeiten schafften sie es einen Vertrag mit dem heimischen Label Napalm Records an Land zu ziehen, dem sie bis heute treu sind. Mit "Fallen Sanctuary" schaffte die Band dann den Sprung ins ganz große Geschäft und es folgten ausgiebige Tourneen mit KAMELOT. Doch mit steigender Berühmtheit musste sich 2010 mit Simon Holzknecht das erste Bandmitglied verabschieden. Seitdem schwingt Fabio D´Amore den Bass und die Aufnahmen zu "Death And Legacy" konnten weiter laufen. Es geht weiterhin bergauf und auch Konzerte außerhalb des Kontinentes konnten verbucht werden, bis man vergangenen Herbst mit Mario Hirzinger getrennte Wege ging. Da er einen wichtigen Beitrag bei der Komposition der Songs lieferte, bedauerte man seinen Abgang sehr. Dafür entschloss man sich eine Sängerin als festes Bandmitglied zu suchen und fand diese in Clementine Delauny. Welche Auswirkungen die letzten Ereignisse auf das vierte Studioalbum "War Of Ages" hat, wird sich nun zeigen.
Die Scheibe beginnt mit 'Wings Of Madness' einem Song, der ersten Singleauskopplung. Hat man mit dieser Wahl ins Schwarze getroffen? Eindeutig ja, aber er ist auch ein großartiger Opener, um den Hörer auf eine Reise mit vielen Überraschungen zu schicken. Man beginnt mit Akustikgitarren und einer schönen Sopranstimme, bevor die Bläser einsetzen und langsam immer mehr Instrumente hinzukommen. Als Höhepunkt entlädt sich über einem das Orchester, inklusive der restlichen Band und fegt einen förmlich weg. Im Kontrast dazu steht nun Sänger Georg, der mit ruhiger Stimme einsetzt. Normalerweise erwartet man nach so einem opulenten Start, einen ebenso euphorischen Siegesschrei oder ähnliches, aber wie bereits erwähnt sind SERENITY nicht dafür bekannt alten Kaffee aufzuwärmen. Viel Keyboard, ein sanfter Rhythmus und dieser Gesang spülen die Ohren angenehm weich. In der zweiten Strophe ist Clementine Delauny erstmals zu hören und sie scheint bestens hinein zu passen, nicht zuletzt, weil beide im Refrain vortrefflich harmonieren. Trotz aller Seichtigkeit holt Gitarrist Thomas zu einem umwerfenden Solo aus, womit ich wirklich nicht gerechnet habe. Jedoch ist das nicht die einzige neue Erkenntnis, denn mein Gehörgang nimmt auch noch Doublebass wahr. Ich kann es selbst nicht fassen, die Österreicher haben ihren Drummer sich kräftig austoben lassen. Es ist zwar nicht prominent hervorgehoben, aber allein für die Nutzung gibt es einen Daumen hoch.
Ebenso bombastisch geht es mit dem Titeltrack 'War Of Ages' weiter. Der Name ist Programm und so startet man mit einem Chor, der leicht zur Dramatik neigt. Es klingt nach einem Anfang einer musikalischen Apokalypse, die zwar nicht eintritt, aber für ihre Verhältnisse werden doch "härtere" Töne angeschlagen. Es folgt wieder ein ruhiger Wechsel und gesanglich unterstützt dieser die Tragik des Songs, ohne schmalzig zu werden. Ab der Mitte kommt ein weiteres ziemlich gelungenes Riff hinzu, dass dem Ganzen wieder die Krone wieder aufsetzt. Um es abzurunden, ertönt in den letzten Sekunden nochmals der Chor. Nach diesen ziemlich starken Nummern folgt nun eine kleine Verschnaufspause mit 'Shining Oasis'. Wie der Name schon verrät, versucht man sich nun an orientalische Klänge. Die anderen Instrumente rücken stärker in den Hintergrund und Georg kann nun die verschiedenen Facetten seiner Stimme zur Geltung bringen. Ich kann gar nicht aufhören die Gitarre zu loben. Man bleibt in den ruhigen Gewässern und wird nun von 'Freedoms Sake' hinfort gespült. Balladen gehören definitiv zu den Aushängeschildern der Truppe und so möchte man sich ,vor lauter Trauerschmerz, das Herz am liebsten rausreißen. Dieser Effekt wird klassischerweise mit Klavier, einer extrem gefühlvollen Stimmlage und einigen Streichern ausgelöst. Im zweiten Teil darf Sängerin Clementine im Mittelpunkt stehen, bis beide im Refrain ein Duett anstimmen. Für manch einen könnte es vielleicht eine Spur zu schmalzig sein, abgesehen vom Solo, aber das ist hier reine Geschmackssache.
Es wird bei dem Song 'Ages of Glory' wieder flotter, jedoch startet es mit einem leisen Keyboardintro, dass sich langsam aufbaut und in ein schnelles Hauptriff übergeht. Vor allem die Drums kommen während der Nummer stark zum Zuge und gegen Ende hin wird es insgesamt immer dramatischer, doch mit einer kurzen Zwischensequenz, bei der man nur nach Luft schnappt, um mit voller Stärke zurückzuschlagen. Es bleibt dabei und 'The Matricide' schließt sich direkt an seinem Vorgänger an, jedoch in allem etwas verhaltener. Was die Gitarre angeht, bin ich so frei und sage, hier war sie mit Abstand am schwächsten. Wir kehren mit 'Symphony For The Quiet' zu bombastischer Musik zurück. Hierbei fällt das oft verwendete Rhythmusschema auf und so schunkelt man während der Strophen sanft hin und her, bis man im Refrain, ein paar BPMs schneller, wieder abgeholt wird. Man könnte auf den Titel bezogen von einer musikalisch umgesetzten Zerrissenheit sprechen, doch folgt am Ende der große Knall. 'Tannenberg' ist eine weitere kurze Pause, die zur Abwechslung sehr groovig klingt. Ohne besonders heraus stechende Merkmale kann man sich einfach nur berieseln lassen, um dann von meinem persönlichen Favoriten 'Legacy Of Tudors' voll und ganz umgehauen zu werden. Wir befinden uns im Spätmittelalter und das zelebrieren sie mit einem gemischten Chor, der anfänglich nur mit einer Harfe begleitet wird. Die Gitarre greift das Thema auf und dank eines gewaltigen Orchester bleibt mir nichts anderes übrig, als die Kinnlade wieder hoch zu machen. Hier stimmt einfach alles: Die Arrangements, der Beat, der vortreffliche Gesang und das Solo ist einfach zum hinknien. Noch einmal werden alle Register gezogen und wenn der Song kein Hit wird, weiß ich auch nicht weiter. Nach dieser altertümlichen Hommage bleiben wir mit 'Royal Pain' lyrisch bei den Adeligen. Die ruhige Stimmung hört sich schon nach Abschied an und das ist auch das Ende einer wunderbaren CD.
Gerade in ihren Anfängen wurden SERENITY gerne mit ihren Genrevettern KAMELOT gleichgesetzt, aber schon bei "Fallen Sanctuary" sollte klar sein, dass es nicht der Fall ist. Wer das weiterhin hartnäckig behauptet, sollte spätestens bei diesem Werk leise sein. Ich kenne die Band seit der ersten Platte und kann bei ihnen auf eine wunderbare Entwicklung zurückblicken. Es ist herrlich, in welche Richtung sich die Österreicher entwickelt haben, vor allem was Gitarrist Thomas da herbeigezaubert hat. Beim ersten Hören dachte ich, dass der Gesang viel zu wenig ausgeschöpft ist, doch je öfter ich die Platte höre, desto mehr distanziere ich mich von dieser Aussage. Man kann sagen, dass "War Of Ages" eine unglaubliche Wundertüte ist, die alles hat, was das Symphonic-Metal-Herz höher schlagen lässt. Wer hätte gedacht, dass es in diesem Genre noch Bands gibt, die sich so klar herauskristallisieren?
Anspieltipps: Wings Of Madness, Legacy Of Tudors, Royal Pain, Symphony For The Quiet
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Hang Mai Le