SERPENT - Cradle Of Insanity
Mehr über Serpent
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Soundholic / Japan-Import
- Release:
- 25.03.2005
- Shadow Of Death
- Bloody Gates
- Lunar Eclipse
- Siren Night
- Angel's Grave
- Cradle Of Insanity
- Broken Sleep
- Sea Of The Silence
- Awakening - In The Dark, Painted By Blood
- Cage
Nachdem ich ja nicht gerade der allergrößte Fan des Melodic Death Metal bin, war ich entsprechend skeptisch, als mich ein weiteres Exponat jener Gattung erreichte, das zur Abwechslung mal aus Japan kommt. Doch die bereits 1993 gegründete, aber zwischenzeitlich wieder aufgelöste Band aus Kobe hat mich mit ihrem offiziellen Debüt "Cradle Of Insanity" sehr positiv überrascht. Im Vergleich zu ihren Landsleuten von PLASTIC EARTH, deren Scheibe ich vor kurzem besprochen habe, verzichten SERPENT fast völlig auf die modernen Elemente der neueren IN FLAMES oder SOILWORK, sondern bewegen sich weitestgehend im traditionellen Fahrwasser dieser Stilrichtung. Sägende Riffs treffen auf sehr melodische Leadgitarren, dazu gesellt sich der für die Stilrichtung absolut typische Schreihals Ken, der meist kreischt, aber hier und da auch ein paar Growls einstreut.
So drängt sich als Vergleich insgesamt am ehesten die finnische Schule auf, und dabei insbesondere CHILDREN OF BODOM, wobei die Japaner aber sicher nicht als Klon jener Genrevorreiter bezeichnet werden können. Sie verzichten nämlich auf das STRATOVARIUS-Element, das den Sound von Alexi & Co. prägt. Das heißt, dass zwar auch bei SERPENT Keyboards vorhanden sind, diese allerdings eine weniger dominante Rolle spielen. Meist sind es pianoartige Sequenzen oder einige sphärische Parts, aber keine ausgeprägte Melodieführung oder gar die Leadduelle, welche wir von den Bodomkindern kennen. Der melodiöse Schwerpunkt liegt auf "Cradle Of Insanity" klar bei der enorm starken Gitarrenarbeit von Hiroki, der seine Einflüsse vermutlich vor allem aus dem melodischen Speed Metal der Marke HELLOWEEN, aber auch in erheblichem Umfang aus dem neoklassischen Bereich beziehen dürfte, so dass hier und da auch Passagen zu finden sind, die Fans von RHAPSODY begeistern sollten.
Trotz instrumentaler Brillanz, hervorragender Produktion und überzeugender Arrangements stehen aber auch die Mannen um Bandgründer Keija vor einem Problem, das aus meiner Sicht die meisten Bands dieses Genres plagt. Sie schaffen es relativ selten, wirkliche Kontrastpunkte innerhalb ihrer Alben zu setzen. Die einzelnen Stücke unterscheiden sich wenig in Charakter und Ausstrahlung und haben es so schwer, sich wirklich im Gedächtnis zu verankern. Das äußert sich beim Hören der Scheibe dann meist so, dass jeder Song für sich genommen wirklich überzeugend ist und auch wirklich Laune macht, wenn man aber das ganze Album am Stück anhört, nutzt sich das Konzept recht schnell ab. Richtig herausragend ist aber 'Angel's Grave', das nach vier starken aber doch sehr gleichartigen Stücken in der Mitte des Albums mit starken Stimmungs- und Tempowechseln, schönen ruhigeren Pianoparts und wunderbaren melancholischen Leads die Abwechslungsarmut durchbricht. Gleiches gilt für das rhythmische und teils mit fast klarer, geflüsterter Stimme dargebotene 'Broken Sleep'. Daneben glänzt das Titelstück mit seinem beeindruckenden Solopart und das abschließende 'Cage' mit den ausgedehnten atmosphärischen Einschüben und der stark ausgeprägten neoklassischen Schlagseite.
Deshalb würde ich allen Fans des melodischen Death Metal empfehlen, sich mal näher mit der Band auseinanderzusetzen, denn schlechter als die Mehrzahl der europäischen Kollegen sind die Jungs aus dem Land der aufgehenden Sonne in keinem Fall. Für ein Debütalbum ist "Cradle Of Insanity" sogar enorm stark, und wenn es ihnen gelingen sollte, beim nächsten Mal noch etwas mehr kompositorische Abwechslung einzubringen, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es SERPENT gelingen wird, den internationalen Markt zu knacken.
Anspieltipps: Angel's Grave, Cradle Of Insanity, Cage
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle