SEVEN IMPALE - Summit
Mehr über Seven Impale
- Genre:
- Progressive Jazz Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Karisma Records / Plastic Head
- Release:
- 26.05.2023
- Hunter
- Hydra
- Ikaros
- Sisyphos
Virtuos, variantenreich und energiegeladen.
Wow, das ist mal ein Album, das einem gleich in den ersten Sekunden klar macht, dass hier echte Künstler musizieren, die für ihre Musik leben! Der dritte Langspieler von SEVEN IMPALE mit dem Titel "Summit" erscheint sieben Jahre nach dem Zweitwerk "Contrapasso", dass alles ungemein ausgereift wirkt, ist also kein Zufall. Um es gleich vorwegzunehmen: Wer mit Jazz wenig anfangen kann, wird an "Summit" vermutlich wenig Freude haben. Aufgeschlossenen Musikfreaks könnte hier hingegen ein Jahres-Highlight in den Schoß fallen.
'Hunter' beginnt mit einer verhaltenen Klaviersequenz, die bald in einen von einer Hammond-Orgel unterfütterten Jazz-Rock-Part überleitet, der eine Menge Energie verströmt. Es geht dann sehr ruhig, gemäßigt und nahezu bluesig weiter, wobei das Saxofon schon etwas Sternenstaub in den Sound bläst. Aber man weiß dennoch, dass die Explosion bald folgen wird. Und SEVEN IMPALE enttäuscht uns nicht. Dann wechselt das Tempo immer wieder, viele Breaks folgen und melodische und freiere Passagen lösen einander ab, an genialen Ideen herrscht wahrlich kein Mangel. Es gibt etwa einen mächtigen dunklen Teil, bei dem sich Gesang und Bass sehr gut ergänzen. Das Sextett aus Norwegen lotet gleich im ersten Stück verschiedene Stimmungen aus, was vitalisierend auf den Organismus wirkt. 'Hydra' beginnt mit einem dunklen Groove, wobei die Gesangsproduktion leicht verwaschen ist und eine geheimnisvolle Atmosphäre vermittelt, auch hier passiert im Song eine Menge. Stark sind die beinahe improvisiert wirkenden Sequenzen, aber auch die ruhigeren Teile verzaubern. Bei 'Ikaros' wird zunächst viel mit Kopfstimme gearbeitet, wobei die Gesangslinien einen ganz eigenen Charakter haben, der Gesamteindruck ist experimentell und ekstatisch. Es wird aber jederzeit genügend Struktur gewahrt, so dass die Musik zwar fordernd, aber nicht anstrengend ist. Das Saxofon erinnert mich bisweilen an THE KEITH TIPPETT GROUP aus den frühen 70ern. 'Sisyphos' baut zu Beginn einige Dissonanzen ein, kombiniert diese aber mit locker-flockigen Stellen. Gesanglich gibt es kurze Rückgriffe auf den Jazz der alten Schule, die aber bald abgelöst werden von einer unglaublichen Raserei. Doch bald glättet eine lyrische Passage die Wogen wieder. Später setzt die Wilde Jagd mit ähnlicher Vehemenz wieder ein.
Die Kompositionen sind allesamt komplex und hochintelligent arrangiert. "Summit" kommt die ausgezeichnete Produktion sehr zugute, die druckvoll und dennoch glasklar ist. Das ist definitiv Musik zum intensiven Zuhören, die einen aber für die Aufmerksamkeit, die man ihr schenkt, reich belohnt. Apropos Belohnung: Ich denke, hier sind 9,0 Punkte fällig.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens