SEVEN KINGDOMS - The Fire Is Mine
Mehr über Seven Kingdoms
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nightmare Records
- Release:
- 09.10.2012
- Beyond The Wall
- After The Fall
- Forever Brave
- Flame Of Olympus
- Symphony Of Stars
- The Fire Is Mine
- Kardia
- Fragile Minds Collide
- In The Twisted Twilight
- A Debt Paid In Steel
- The King In The North
Thrashiges Riffing trifft auf Symphonic Metal.
Game Of Thrones ist in aller Munde. Die Serienadaption des starken Fantasywerks von George R. R. Martin (im Original "A Song of Ice and Fire") verhalf vielen jüngeren Menschen dazu, sich der Buchvorlage zu nähern, die Absatzzahlen waren dementsprechend gestiegen. Urplötzlich war es einfach cool, die Serie und/oder das Buch zu kennen.
Aus musikalischer Sicht (und noch viel wichtiger: aus Sicht der Metal Gemeinde) ist das Thema wieder verschwunden. Vielleicht war es auch nie wirklich da, auch der Herr der Ringe wurde erst nach und nach angemessen umgesetzt. Die Betonung liegt auf angemessen und ja, ich meine unter anderem BLIND GUARDIAN's "Nightfall In Middle-Earth". SEVEN KINGDOMS aus good ol' America heißt nicht umsonst SEVEN KINGDOMS. Gemeint sind die sieben Königreiche in Martin's "A Song Of Ice and Fire" bzw. aus der Serie Game Of Thrones.
Das tolle an der Band: Sie zocken nicht irgendwas, sie schreiben (fast) nur Texte, die auf Game Of Thrones basieren und sind daher in meinen Augen so ziemlich die erste Band, die das tut. Trotzdem fristet sie noch immer ein Underground-Dasein. Hm. Auf der einen Seite die Serie, von der jeder redet. Auf der anderen Seite eine Band, die sich dem Thema voll und ganz verschrieben hat. Entweder mögen Metaller allgemein kein Game of Thrones oder irgendwas läuft ganz gewaltig schief.
An der musikalischen Qualität kann es jedenfalls nicht liegen. SEVEN KINGDOMS spielt Musik, die man als einen Mix aus ICED EARTH und einer Symphonic Metal Band beschreiben kann. Riffs und die Rhythmusabteilung stammen offensichtlich aus dem mal europäischen, mal amerikanischen Power Metal und der Gesang ist gehobene Symphonic Metal Klasse. Während sich die Instrumente austoben und die Songs oft drückend voran schieben (klingt irgendwie seltsam…), geht es Sabrina etwas gemütlicher an. Dieser Kontrast macht viele Songs unwiderstehlich und höchst interessant. Und wenn mal der Gesang zu schwächeln droht (nur ganz, ganz selten), ballern vor allem die fantastisch spielenden Gitarristen ihre Riffs und Soli aus den Lautsprechern und übernehmen dann die Hauptrolle. Aber nein, irgendwie schwächelt Sabrina nicht. Es klingt nur manchmal anders, als man's vielleicht gewohnt ist. Ihre Stimme ist auch etwas kräftiger und "tiefer" als die ihrer Kolleginnen.
Und die Melodien! Hach die Melodien. "The Fire Is Mine" entfesselt die grandiosen Melodien (der Refrain von 'Forever Brave'!!) immer an den richtigen Stellen. Die Band findet für jeden Song die richtigen Parts, da würden die Strophen und Refrains auch ohne die stets genialen Bridges zusammen passen.
'Forever Brave' ist ein tolles Beispiel, also raus aus der Klammer, rein in den richtigen Text. Da geht es schnörkellos direkt zur Sache, Gitarrist Kevin schickt den Song mit dem genialen Grundthema auf die Reise. Dabei ergänzen sich beide Gitarristen, was dem Song eine unheimlich starke Dynamik gibt. Sabrinas Gesang kommt in der Bridge erst richtig zur Geltung und macht den Hörer wirklich süchtig. Dazu dann der stärkste Refrain der ganzen Scheibe (und ein Paradebeispiel für einen super Chorus, genreübergreifend) und im letzten Drittel ein überragendes Gitarrensolo. So spielt man Power Metal, Leute!
Dieses Niveau kann die Band unmöglich halten, der Song ist ja erst der dritte auf der Platte. Aber das heißt nicht, dass sich hier irgendwo auch nur ein Filler versteckt hat. Jeder Song hat seine Daseinsberechtigung und verweist eine Menge vergleichbarer Bands ganz schnell auf die Plätze. Den Refrain von 'Flame Of Olympus' will man schon beim ersten Hören mitsingen, was vermutlich beim zweiten Durchlauf sogar gelingt. Es macht einfach Spaß, der Band zuzuhören. Sie variieren den Rhythmus, wann immer es ihnen passt und schaffen eine enorme Abwechslung, auch innerhalb der Songs. Außerdem sind diese kleinen Gitarrenduelle immer wieder interessant. Mal frech, mal wunderschön dürfen Kevin und Camden ihre Parts vortragen. Oft spielen beide die gleichen Parts, nur einer minimal höher oder tiefer. Diese Parts erinnern dann entfernt an IRON MAIDEN, vor allem das Solo von 'Fragile Minds Collide'.
Und wie sie dann in den Gesang von Sabrina übergehen, ist schon hohe Kunst. Sofort treten sie einen Schritt zurück und lassen der Dame ihren Platz. Dabei ist Sabrina nur minimal lauter als die Instrumente. Der Mix ist allerdings "nur" gut bis sehr gut. Transparent und leicht abgerundet, aber an den richtigen Stellen noch roh.
Falls es noch einen Anspieltipp braucht: Der längste Track und Abschluss 'The King In The North' ist ein echtes Brett, episch und doch oft bodenständig. Nichts mit "langsam" oder "gemächlich". Der Kontrast zwischen flotten, thrashigen Instrumenten und dem getragenen Gesang ist in diesem Lied am deutlichsten. Thrash-Parts schleichen sich immer wieder in Form von fetten Riffs ein, ohne ZU dominant zu werden. Man erkennt sie und freut sich noch mehr über den gelungenen Mix. Wie dem auch sein, der Refrain könnte direkt von NIGHTWISH oder DELAIN stammen.
Ach ja, wie üblich bei epischen Fantasyvorlagen: Balladen. SEVEN KINGDOMS haut mal eben so eine der schönsten (Halb)Balladen raus, die meine zarten Öhrchen in den letzten Jahren vernommen haben. Eine Akustikgitarre, sowie ein Akustikbass begleiten Sabrina auf ihrem Weg durch eine, in den Strophen vielleicht etwas unauffällige, Ballade, die wie so viele Songs auf "The Fire Is Mine" durch einen Gänsehautrefrain beeindrucken. Gegen Ende setzt dann die ganze Band ein, und spielt ihren ganz eigenen Rhythmus, der hervorragend zur Tonlage der Sängerin passt. Viele Bands machen sich mit so einem "zweigeteilten" Song alles kaputt. SEVEN KINGDOMS gelingt das tadellos. Daher zücke ich auch die höchste Note, die ich je vergeben habe.
Um einen Punkt vom Anfang nochmal aufzugreifen: es ist mir ein Rätsel, warum die Band noch immer so unbekannt ist. Selbst die Tour mit AMARANTHE und STRATOVARIUS hat da nicht viel geholfen. Man kann nur hoffen, dass sich durch Mundpropaganda und Reviews irgendwas tut, die Hörer aufwachen und sich den Ergüssen dieser wirklich beeindruckenden, charmanten Band widmen.
Interessanter Fakt am Rande: Der weibliche Gesang kam erst mit dem zweiten Album, die herausragende Gitarrenarbeit gab es aber schon vorher. Man hat für das selbst betitelte zweite Werk und für die aktuelle Scheibe nur den männlichen Wechselgesang (Growls und cleane, oft epische Passagen) durch Sabrinas Symphonic Metal Stimme getauscht. Hat beides seine Reize, aber die aktuelle Entwicklung gefällt. Man darf gespannt sein, was da aus den Staaten noch kommt. Nun geht und kauft!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe