SEVEN WITCHES - Deadly Sins
Mehr über Seven Witches
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Locomotive
- Release:
- 02.11.2007
- Deadly Sins
- Science
- Commerce
- Worship
- Knowledge
- Pleasure
- Wealth
- Man Of The Millenium
- Politics
- The Answer
Dass ausgerechnet ich nun über das Werk der sieben Hexen schreibe, wird Anhängern der frühen Werke von Jack Frost & Co. eventuell ein Dorn im Auge sein. Mag ich doch die relativ moderne und rifflastige letzte Scheibe "Amped" sehr gerne. Da auch dieses Mal wieder Frontsirene Alan Tecchio mit Breitwand-Screams aus den Boxen segelt, bleibt euch, den armen Lesern, nicht anderes übrig, als weitere Lobhudeleien auf seinen Gesang zu ertragen. Nehmt es mit Fassung, aber nehmt es ernst.
Bevor wir die subjektiv rosa eingefärbte Ohrmuschel aufklappen, wenden wir unser Augenmerk erst einmal den Fakten zu: Mit an Bord sind neben den beiden, bereits genannten (Haupt-)Akteuren noch Joey Vera (bs., FATES WARNING, ARMORED SAINT, TRIBE AFTER TRIBE, etc.), Kevin Bolembach (ex-NON-FICTION, auch auf der letzten 7W-Scheibe für tiefe Töne zuständig), sowie ein mir unbekannter Bassist namens Clint Arent. Hinter der Trommelbude sitzt ein Troll. Kein Scherz, der Onkel heißt so. Und ein weiterer Schlagwerker ist auf "Deadly Sins" zu hören. Allerdings nur als Background-Brüller. Die Rede ist von HADES-Klopper Dave Lecsinsky, der auf dem Titelsong, 'Worship' und 'Wealth' ein paar tiefer gelegte Grunzer ins Mikro hustet.
Wie der Titel schon erahnen lässt, hat sich der gute Onkel Jack dieses Mal etwas ganz Spezielles ausgedacht: Frei nach Mahatma Gandhi verbraten die Hexen hier ein Konzept über die modernen sieben Todsünden. Nicht uninteressant, da mir aber keine Texte vorliegen, kann ich nicht darauf eingehen, ob das inhaltlich nun toll ist oder einfach nur so hingeschrieben.
Wenden wir uns also der Musik zu. Musste die Band wegen ihres letzten Werkes noch mächtig Schelte ihrer alten Anhänger einstecken, da "Amped" relativ modern und heftig ausgefallen war, bewegt sich das Quartett (hüstel!) auf dem aktuellen Output in einer Schnittmenge von modernen Strömungen und Power-Metal-Riffs der alten Schule. Was Traditionalisten stören wird, ist der voluminöse Drumsound und die massiven Einsätze der Doppeltretmaschine. Da wird schon meist reichlich aktiv der Plöppel geknüppelt. Mir gefällt so etwas ja ab und an.
Das Gitarrenspiel der Oberhexe jongliert gelegentlich mit Kopftönen, arbeitet aber vorwiegend mit treibenden Akkordfolgen. Melodien bleiben aber ziemlich auf der Strecke. Lediglich im sehr gelungenen 'Science' (herrliches Mittelstück), sowie im leicht epischen 'Man Of The Millennium' erinnern sich SEVEN WITCHES an alte Tugenden. Wobei mir natürlich vor allem das akustisch eingeleitete Zweitgenannte als Highlight des gesamten Albums auffällt. Alan singt hier so emotional wie lange nicht mehr und beweist, dass er immer noch einer der ganz großen Metalshouter ist. Mal kraftvoll, mal einfühlsam, packt er den Zuhörer bei den ... ähem ... Ohren und zieht ihn in seinen Bann. Und da diese Nummer auch in der heftigeren zweiten Hälfte musikalisch vollends zu überzeugen versteht, bleibt mein Laser an dieser Komposition immer wieder kleben.
Aber "Deadly Sins" besteht aus zehn Tracks und nicht nur aus diesem einen, also zurück zum Gesamtbild. Ich könnte es mir einfach machen und schreiben, dass man nicht so weit weg von den letzten HADES-Silberlingen musiziert, aber das trifft die Sache natürlich nur peripher. 'Worship' zum Beispiel hat zwar einen geilen Groove, bleibt aber ansonsten nullstens hängen. Ähnlich verhält es sich leider mit 'Politics', das irgendwie völlig ohne Melodiebögen an mir vorbei zu rauschen scheint. Auch 'Pleasure' kommt mit seinem abgehackten Rhythmus und dem sehr modernen Saitenanstrich-Anstrich bei mir gar nicht an. Hier rettet sogar Tecchio das Ergebnis nicht einmal.
Auf der anderen Seite dampft 'Knowledge' mit schnellen Düsen durch meine Wahrnehmungsorgane und überrascht gar mit einem gelungenen Solospot. Auch das oben erwähnte 'Science' geht als Sieger durch die Ziellinie, wie auch das zerstörerische 'Wealth', welches aufgrund seines eingängigen Refrains sicher live als Mitgröl-Stimulans gesetzt werden wird. Wie auch das neu aufgenommene 'The Answer' vom "City Of The Lost Souls"-Werk.
Insgesamt ein Album, das sicherlich Diskussionen aufwerfen wird.
Anspieltipps: Man Of The Millenium; Wealth; Science; Knowledge
- Redakteur:
- Holger Andrae