SEVENTH WONDER - The Great Escape
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2010
Mehr über Seventh Wonder
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Lion Music (H'ART)
- Release:
- 03.12.2010
- Wiseman
- Alley Cat
- The Angelmaker
- King Of Whitewater
- Long Way Home
- Move On Through
- The Great Escape
Mal wieder schwedischer Prog Metal, und schon wieder sehr gut!
Man nehme ein paar talentierte Musiker, einen an der Gitarre, der diese zum Weinen, Jaulen und Rocken bringen kann; einen anderen am Bass, der neben Rhythmusunterstützung auch die tragende Rolle in einem Lied übernehmen kann; einen Keyboarder, der Teppiche legen kann, Pianostücke integrieren und ansonsten songdienlich Genialität versprüht; eine Drummer, der sich dem Abwechslungsreichtum der Kompositionen entsprechend austobt; und natürlich einen versierten, melodischen Sänger. So kocht man eine gute Progband. Die Songs entscheiden dann nicht nur über den Metalanteil, sondern vor allem über Wohl und Wehe des zu veröffentlichenden Albums, denn mit diesem Rezept gibt es durchaus bereits einige Bands, denen man obiges attestieren kann. Das reicht also noch nicht, ist aber die Voraussetzung für ein gutes Genre-Album.
Diese erste Hürde nehmen SEVENTH WONDER problemlos, so dass wir auf das Album "The Great Escape" zu sprechen kommen können, das immerhin bereits das vierte in der Karriere der Stockholmer darstellt. Diese Erfahrung merkt man der Band in den Kompositionen an. Alle Songs haben einen schönen Aufbau, tolle Melodien, variieren geschickt zwischen ruhigen Parts und rockigen Teilen. Wie in solcher Musik üblich, dominiert anfangs der Gesang von Tommy Karevik über die instrumentale Fraktion, da die Gesangsmelodie das ist, was sich zuerst im Ohr festsetzt. Aber nach und nach schleicht sich die Erkenntnis ein, dass es mehr zu entdecken gibt, und das ist, wenn "The Great Escape" seinen Zauber entfaltet. Dann werden die Lieder tiefsinniger, intensiver noch, und unter dem Mantel des Melodic Metal kommt der wahre Prog zum Vorschein.
Sicher, Tempowechsel sind das offensichtliche Merkmal für typischen Progressive Metal, aber willkürlich zusammengesetzt erzeugt es eben kein Gefühl. Aber von willkürlich sind Tracks wie der Opener 'Wiseman' oder das recht vertrackte 'King Of Whitewater' weit entfernt. Und dann ist da ja noch der Titelsong, ein Monumentalwerk von über 30 Minuten, in dem die Band es schafft, nicht nur nicht langweilig zu werden, sondern sogar ihr Konzept, das auf einem utopischen Gedicht des Nobelpreisträgers Harry Martinson beruht - das trotz des Preises recht schwer zu bekommen ist, falls jemand die Inspirationsquelle für 'The Great Escape' selbst erlesen möchte - spannend umsetzt und den Hörer auf eine Reise nimmt, die zu recht etwa die Hälfte des gesamten Albums beansprucht.
Wenn man die Band vergleichen möchte, darf man durchaus Genregrößen heranziehen, ohne dass SEVENTH WONDER sich verstecken müssen. SHADOW GALLERY kommen einem in den Sinn, beim Opener und auch in einigen anderen Songs auch SYMPHONY X, in 'Alley Cat' meine ich, Reminiszenzen an ETERNITY X zu hören, und auch frühe TILES schielen um die Ecke. Wer bei dieser Beschreibung große Augen kriegt, sollte zugreifen, und er braucht sicher nicht den Hinweis, dass das Album einige Durchgänge braucht, um sich richtig zu entfalten.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger