SHADOW CIRCUS - On A Dark And Stormy Night
Mehr über Shadow Circus
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- 10T Records / Just For Kicks
- Release:
- 28.12.2012
- Overture
- Daddy's Gone
- Whosit, Whatsit And Which
- Make Way For The Big Show
- Tesseract
- Uriel
- Camazotz
- Ixchel
- The Battle For Charles Wallace
Ausnahme-Prog irgendwo zwischen PINK FLOYD und PHISH, mit einer ordentlichen Prise YES.<br />
"On A Dark And Stormy Night" ist nun schon das dritte Album dieser Ausnahmeband um die beiden Musiker David Bobick und John Fontana. Ein verhältnismäßig düsteres Cover, ein Bandname, der geheimnisvoll und ebenfalls recht düster und interessant daher kommt, das ist doch sicher ein Album für die graue Jahreszeit.
Ja in der Tat, und zwar wirkt das Album als eines der besten und zuverlässigsten Antidepressiva, die legal zu bekommen sind. Findet es außerhalb dessen seinen Weg in den Player, hebt es die Stimmung, entführt und beeindruckt auch bei Sonnenschein und 30 Grad im Schatten. SHADOW CIRCUS wechseln spielend von improvisiert klingenden Soli und langen Keyboardparts in etwas deftigere Riffattacken. Sie bestimmen das Geschehen mit einer Leichtigkeit, die an die Amerikaner von PHISH erinnern und nicht weniger stimmungsvoll und inspirierend sind. Der ganze Mix aus Progressive Rock der 60er und 70er Jahre, mit Ausflügen in die Psychedelic Ära, düstere Theatermusik und Ansätze von Progressive Metal, ist so originell wie unterhaltsam. Da klimpert das Klavier ein unheilvolles Intro ('Make Way For The Big Show'), bis der Rest der Band einsetzt und an weniger metallastige DREAM THEATER erinnern. Gesanglich klingt Bobick nach YES und ganz selten nach PINK FLOYD. Wie auch der überlange Opener (passenderweise 'Overture' genannt) arten die Mittelteile in wirre, transzendentale Keyboard- und Gitarrensoli aus. Die Hauptthemen speziell der längeren Tracks sind so markant und harmonisch, da ist der Wiedererkennungswert hoch. Es wird zu keiner Sekunde langweilig, es beflügelt gar die Gedanken. Wenn man sich drauf einlässt, begleiten SHADOW CIRCUS den Hörer auf eine musikalische Reise in die Vergangenheit ('Whosit, Whatsit & Which'), in eine sehr gefühlvolle Gegenwart ('Daddy's Gone') und in die schwere, düstere (Metal-)Zukunft ('Tesseract'). Letztere besitzt zusammen mit 'Camazotz' den besten Mittelteil der Scheibe. Wunderschön wird’s dann auf 'Uriel', das zu Beginn an alte Disneyverfilmungen erinnert, stilecht mit Streichern und einem gefühlvollen Klavier.
Insgesamt ist "On A Dark And Stormy Night" also ein Kracher geworden, die Entwicklung vom ersten zum jetzt dritten Album ist beeindruckend. Man denkt, sie können sich unmöglich noch steigern, aber sie belehren uns eines Besseren. Die Instrumentalparts, die abwechslungsreichen, sehr langen Keyboard- bzw. Gitarrensoli sind noch besser, technisch versierter geworden. In der einen Minute denkt man, wenn man die Stimmung in sich aufsaugt, man befinde sich auf ALICE COOPERs "Welcome To My Nightmare", dann wieder sitzt man mitten in der mittleren PINK FLOYD Ära. Nach einem sanften Übergang setzt dann ein paralleles Gitarren- und Hammondorgel-Solo ein Ausrufezeichen. Dabei fällt die Produktion lediglich befriedigend aus und hat noch eine Menge Luft nach oben. Aber diese Kompositionen, die auch Space Rock der Marke STAR ONE und HAWKWIND aufblitzen lassen, sind zu stark, als dass eine durchschnittliche Produktion ins Gewicht fallen könnte. Wenn nach einem Sturm nur eine einsame Akustikgitarre leise Töne von sich gibt, ist man eh schon gebannt und gefangen im Sound der Jungs. Das harte ‚The Battle For Charles Wallace’ bildet den Abschluss eines Prog Albums, das am Ende des Jahres hoffentlich weit oben in den Jahrescharts steht.
SHADOW CIRCUS legen mit "On A Dark And Stormy Night" das erste ganz große Progressive Rock Album des Jahres ab. Obwohl der Release am 28. Dezember war, zähle ich es für 2013, denn dieses Album muss sich im Kopf des Hörers erst entfalten, sich entwickeln und braucht einen Moment für seine Wirkung. Himmlische Harmonien, teils improvisiert klingende, ausladende Gitarrensoli, Klavier- bzw. Keyboardklänge an den richtigen Stellen und Kompositionen, die es mit den ganz großen des Genres aufnehmen können, werden den einen oder anderen Hörer sprachlos machen. SHADOW CIRCUS sind leider immer noch eine unbekannte Perle, ein Insidertipp. Oft klingt das Album nach einem genialen Mix aus RIVERSIDE, PINK FLOYD, YES und PHISH. Aber während besonders RIVERSIDE mittlerweile in aller Munde sind, dümpeln SHADOW CIRCUS bei einigen wenigen im Player vor sich hin. RIVERSIDEs Aufmerksamkeit wünsche ich mir für SHADOW CIRCUS auch, verdient wäre sie. Geht und kauft, meine Vasallen!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe