SHADOW GALLERY - Tyranny
Mehr über Shadow Gallery
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Import (Megaphon Importservice)
- Release:
- 01.12.2003
- Act I: Stiletto In The Sand
- Act I: War For Sale
- Act I: Out Of Nowhere
- Act I: Mystery
- Act I: Hope For Us?
- Act I: Victims
- Act I: Broken
- Act II: I Believe
- Act II: Roads Of Thunder
- Act II: Spoken Words
- Act II: New World Order
- Act II: Chased
- Act II: Ghost Of A Chance
- Act II: Christmas Day
Kitschig, plüschig, hübschig, großartig.
SHADOW GALLERY tragen mit sich eine der vielen tragischen Geschichten der Metal-Historie herum. Der langjährige Frontmann Mike Baker verstarb am 29. Oktober 2008 an einem Herzinfarkt. Zuvor hatte Mike mit seinen Wegstreitern über fünf Alben und 16 Jahre den Progressive Metal geprägt. Auf allen Alben glänzen SHADOW GALLERY mit grandiosen, mehrstimmigen Gesängen, ausgefeilten Arrangements und einer beinahe epischen Hymnik. Das durfte und darf man auch gerne mal kitschig finden, ändert aber nichts an der Tatsache, dass SHADOW GALLERY immer die perfekte Verschmelzung von QUEEN und DREAM THEATER waren. Ihren kreativen Höhepunkt erreichte das Sextett 1998 mit dem Meisterwerk "Tyranny", das schlicht und ergreifend in jeder Hinsicht seinen Vorgängern und Nachfolgern eine Spur voraus ist.
Das beginnt schon beim erstaunlich harten Opener 'War For Sale', der vielleicht bis heute der härteste Track der Bandgeschichte ist. Griffige Riffs, flotte Keys, ein treibendes Drumming und dazu der kräftige Gesang von Mike Baker, der im Refrain tatkräftig von Gary Wehrkamp, Brendt Allman und Carl Cadden-James unterstützt wird. Das ist stimmgewaltig, hat Power bis zum Anschlag und den vom Kollegen Rüdiger so gerne zitierten Faustfaktor.
In der Folge ist man zwar nicht mehr so heavy unterwegs, bezaubert aber dafür mit einem schier unglaublichen Gespür für Hooks, die einen auf Jahr und Tag verfolgen. Songs wie 'Out Of Nowhere', 'Mystery', 'Hope For Us' oder 'Roads Of Thunder' sind allesamt absolute Ohrwürmer, die einem manchmal gar in den Sinn kommen, obwohl man das Album schon seit langer Zeit nicht mehr gehört hat. Das nenne ich mal Nachhaltigkeit.
Diese Eingängigkeit wird den ein oder anderen unbedarften Leser vielleicht etwas erstaunen, reden wir doch von einem progressiven Album. SHADOW GALLERY schaffen es aber, ohne unnötige Frickeleien auszukommen. Natürlich gibt es ein wenig instrumentalen Wahnwitz ('War For Sale', 'New World Order' und die Instrumentale 'Stilletto In The Sand' & 'Chased') zu bestaunen, doch bei aller Komplexität geht es auf "Tyranny" vor allem um den Song. Da gibt es auch schon mal wunderschöne Pianoballaden wie 'Spoken Words' zu hören, die von edlen, weiblichen Gastvokals und feinen Streichern verziert werden oder eine achtminütige Melodieoase wie das völlig überragende 'I Believe', bei dem man so gefesselt vor seinen Boxen sitzt, dass man die Gastvocals von James LaBrie gar nicht wahrnimmt. Das etwas futuristisch anmutende, sich stetig steigernde 'New World Order' steht dem in kaum etwas nach. Ebenfalls total toll.
Ihr seht schon, SHADOW GALLERY haben im Jahr 1998 absolut alles richtig gemacht und das wohl tollste Kitsch-Prog-Album ever eingespielt. Darauf muss man sich natürlich einlassen können, aber wer es tut, wird mehr als reich belohnt. Fantastisch.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk