SHADOW THEORY, THE - Behind The Black Veil
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2010
Mehr über Shadow Theory, The
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- InsideOut (EMI)
- Release:
- 19.11.2010
- I Open Up My Eyes
- The Sound Of Flies
- Ghostride
- Welcome
- By The Crossroads
- Selebrate
- Snakeskin
- Sleepwalking
- The Black Cradle
- A Candle In The Gallery
- A Symphony Of Shadows
Die Fortführung der Brillanz mit anderen Mitteln.
Man hat gleichzeitig ein lachendes und ein weinendes Auge. Da werden mal so nebenbei DEADSOUL TRIBE auf Eis gelegt, eigentlich ein Grund für einen Volkstrauertag. Aber glücklicherweise gibt es dann gleich die Ankündigung einer neuen Band mit Devon Graves aka Buddy Lackey. So ist die Situation dann gerettet, und ich darf mich mal eben als großer Fanboy des Mikrophonartisten outen. Seine eindringliche Stimme, die hintergründigen Texte, plakativen Zeilen tiefsinniger Poesie, und dazu die mitreißenden Melodien der proggigen Art bei PSYCHOTIC WALTZ oder rockigen Weise bei DEADSOUL TRIBE, das alles macht ihn zu einem Ausnahmemusiker.
Nun hat er sich mit einigen Mitstreitern zusammen gefunden, um ein neues Projekt mit dem Namen THE SHADOW THEORY ins Rennen zu schicken. Dass die Musiker großspurig als die besten ihres Faches angekündigt werden, lasse ich mal dahingestellt, denn was zählt, sind doch vor allem die Kompositionen und nicht, wie schnell oder vertrackt man sie intonieren kann. Dass die Herren ihre Instrumente beherrschen, setze ich voraus.
So sind die Erwartungen groß, und die Befürchtungen auch. Und anfangs überwiegen sogar die enttäuschenden Gefühle, auch wenn man mit dem Opener 'I Open Up My Eyes' einen an die Vorgängerband erinnernden Song gesetzt hat, denn das hier ist tatsächlich keinesfalls ein Schritt zurück in Richtung PSYCHOTIC WALTZ, und auch kein Fortführen von DEADSOUL TRIBE mit anderen Musikern. Man muss anerkennen, dass der Schritt zu einer neuen Formation wohl dem kreativen Drang nach Neuem geschuldet war, und unter diesem Aspekt klingt die Schattentheorie ganz anders. Ich musste diese Scheibe, diesen Stil nur erstmal die Erwartungen wegspülen lassen, um zu erkennen, welche Reife sich in den Songs verbirgt und welche Kontinuität in Qualität und Intensität Devon auch mit dieser neuen Band aufzuweisen hat.
Der eklatanteste Unterschied zu den Vorgängerbands ist der Einsatz des Keyboards, das häufig auffällig den Ton angeben darf, ohne das Album damit zu seicht zu machen. Überhaupt, selbst in eigentlich opulenten Passagen entwickelt sich nie der Eindruck, irgendeiner der Musiker würde sich in den Vordergrund spielen wollen. Im Gegenteil, oftmals regiert sogar eine ungewöhnliche Reduziertheit, was dann auch gleich im zweiten Song, dem teilweise sogar an die großartigen PSYCHOTIC WALTZ erinnernden 'The Sound Of Flies', deutlich wird. Natürlich erkennt man immer wieder Parallelen zu den genannten Bands, aber eben auch immer eindeutige Unterschiede. Übrigens entschuldige ich mich in aller Form dafür, dass ich die anderen Musiker stiefmütterlich behandele, aber für mich steht der Sänger stark im Vordergrund, und sicher auch für andere, trotz Musikern von PAIN OF SALVATION, COMPLEX 7 und THRESHOLD.
Aber zurück zum Album: Was mit jedem Durchgang immer deutlicher wird, ist die Tatsache, dass dieses Album wächst. Ich habe es jetzt wirklich häufig gehört, aber ich bin nicht sicher, ob ich bereits am Zenith meiner Begeisterung angekommen bin, wenn ich von der Intensität des Songs 'Welcome' mitgenommen werde oder unwillkürlich lächeln und klatschen muß beim "Party Tull"-Song 'Selebrate'. Vielleicht tue ich dem Album mit meiner Benotung Unrecht und liege zu niedrig. Zunehmend entpuppt sich "Behind The Black Veil" nämlich auch als Album, und nicht als Aneinanderreihung von Liedern. In seiner Gänze wirkt es noch eindringlicher und kulminiert in dem Mini-Musical 'A Symphony Of Shadows', das Herrn Webber auf sieben Minuten reduziert, ohne etwas von der Faszination einzubüßen. Ich bin immer sicherer, dass ich dieses Werk doch noch unterbewerte.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger