SHADOWPATH - The Aeon Discordance
Mehr über Shadowpath
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 10.03.2024
- The Lifeline Economist
- Outside The Tetrahedron
- Unwounded We Bleed
- A Coming Storm
- Reveries In Blue
- Homecoming (Sleepy Lies The Forest)
- Eyes Of Our Brothers
- Demons Within
- At The End Of It All
Gutes Zweitwerk, für die Symphonic-Metal-Champions-League reicht es aber noch nicht.
Die Schweizer SHADOWPATH haben schon eine ganz schöne lange Bandgeschichte hinter sich, stellen dennoch mit "The Aeon Discordance" gerade erst ihr zweites Album vor. Gegründet ursprünglich als SPELLBOUND und dann temporär umbenannt in WISHPOND treibt der Vierer bereits seit 2006 sein Unwesen im metallischen Untergrund und veröffentlichte nach zwei Demo-CDs mit "Rumours Of A Coming Dawn" 2017 schließlich sein Debüt. Wirklich aufbauen konnte man auf selbigem Silberling aber nicht so recht, denn Fronterin Gisselle Rousseau verließ die Band bereits im Folgejahr und wurde durch Simone Christina ersetzt, die nun auch den neun frischen Kompositionen ihre Stimme leiht.
Wie es das übrigens recht schöne Artwork und auch das verschnörkelte Bandlogo vermuten lassen, treiben sich die Eidgenossen musikalisch dabei im Symphonic-Metal-Fahrwasser herum, in dem im Falle des Vierers auch einige progessive Untiefen lauern. So ist etwa direkt der Opener 'The Lifeline Economist' mit fünfzehn Minuten ein echtes Epos, das dennoch musikalisch klar in der Tradition von Kollegen wie NIGHTWISH oder insbesondere EPICA steht. Mit der Band um Simone Simmons teilt der Vierer auch eine gewisse Vorliebe für eine abstrakte Bildsprache, denn viele der Songtitel und auch Textpassagen erinnern mich frappierend an die jüngeren EPICA-Veröffentlichungen. Und auch stimmlich haben die beiden Namensvetterinnen einiges gemeinsam, lassen sie sich doch beide eher selten auf ausladende Opern-Eskapaden ein, wobei Simone Christina im direkten Vergleich vielleicht die zartere und weniger druckvolle Stimme ihr Eigen nennt. Keyboarder Philipp Bohny fügt dem musikalischen Mix schließlich nicht nur die erwartbare Portion Orchester-Sample-Epik hinzu, sondern liefert auch ein paar harsche Vocals, die durchaus einen netten Kontrast zum klaren Leadgesang einbringen. Innovationspreise wird SHADOWPATH mit dem musikalischen Rezept aber mit Sicherheit nicht gewinnen. Aber das ist ja auch nicht nötig, solange kompositorisch genug Fleisch am Knochen ist, um Hörer und Hörerinnen über eine knappe Stunde bei der Stange zu halten.
Und zumindest für den Beginn gilt das eben genannte Kriterium auf jeden Fall, denn die fünfzehn Minuten der Eröffnungsnummer gestalten sich als durchaus unterhaltsam und sehr abwechslungsreich. Von Epen wie NIGHTWISHs 'The Greatest Show On Earth' ist man dabei noch ein Stück entfernt, doch für das Mittelfeld der Symphonic-Metal-Bundesliga reicht der überzeugende Track in jedem Fall. Schade, dass 'Outside The Tetrahedron' danach doch etwas von den Orchester-Samples ausgebremst wird, die hier besonders präsent eingebunden werden, aber doch etwas zu künstlichen klingen, um den ansonsten starken Track so richtig nach vorne zu bringen. Ein ähnliches Schicksal befällt im weiteren Verlauf auch diverse andere Songs, wobei ich natürlich definitiv Verständnis für die Zwickmühle habe, in der sich die Schweizer befinden. Für das Genre braucht es ein gewisses Maß an Pomp, das aber mit begrenztem Budget nur aus dem Computer kommen kann. Trotzdem fällt hier halt deutlich mehr als etwa im Black Metal auf, wenn die Instrumente, auf die sich viele Kompositionen verlassen, einfach nicht restlos überzeugend klingen. Gut, dass dieser Kritikpunkt auf vielen Tracks nicht so sehr ins Gewicht fällt und gerade die Gesangslinien oft auch die Kohlen aus dem Feuer holen, weshalb ich euch zum Beispiel 'A Coming Storm' oder auch 'Unwounded We Bleed' als Anspieltipps ans Herz legen kann.
Die Findung einer Abschlussnote fällt mir am Ende dann aber nicht so leicht, denn Licht und Schatten halten sich auf "The Aeon Discordance" irgendwie die Waage. Einerseits überzeugt die handwerkliche Klasse, das teils wirklich tolle Songwriting und auch der insgesamt starke Klang der Platte, während andererseits das musikalische Rezept zu vorhersehbar ist und auch die symphonische Note etwas unter den Einschränkungen beim Budget leiden muss. So gibt es am Ende sieben Zähler für eine starke Eigenproduktion, die SHADOWPATH zumindest eingefleischte Genre-Fans zu einem Antesten bewegen sollte. Wer aber wirklich nur selten dem Symphonic Metal lauscht, der wird vielleicht am Ende doch eher zu den Originalen greifen, einfach weil dem Zweitwerk der Schweizer schließlich dann doch der letzte Kick für die Champions League fehlt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs