SHAKING GODSPEED - Welcome Back Wolf
Mehr über Shaking Godspeed
- Genre:
- Schrägie-Rock / Independent/Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Suburban Records
- Release:
- 17.10.2014
- She's Young
- Tombstone Talk
- The Lighthouse
- Welcome Back Wolf
- Goodbye Poupon
- Life On Planet Earth
- Future Boogie
- Commando
- Paranoia Blues
- Why Moan?
- Baby, You're So Strange
- Asbestos Christos (You Had To Lie)
Nicht massentauglich, aber schöner, origineller Schrägie-Rock.
Eines gleich vorweg: Wenn "Welcome Back Wolf" eines nicht ist, dann ein Konsensalbum. Die abgefahrene, gern auch krude und völlig wilde Mischung des niederländischen Quartetts füllt eine ganz eigene Nische im Stromgitarrenuniversum. Dabei beginnt das Album mit drei vergleichsweise fluffigen Nummern (mit oh-oh-Chören), daherkommend als zumindest einigermaßen gradliniger, beinahe schon Disco-tauglicher Indie Rock - letzteres gilt insbesondere für das wuselige 'Tombstone Talk', während bei 'The Lighthouse' zusätzlich eine leichte Gruftie-Note mitschwingt. Doch danach geht's so allmählich ans Eingemachte. Mit oftmals kaum erkennbarer Songstruktur und verquerer Rhythmik entwickelt sich das zunehmend abgedrehter wirkende Album ständig in eine neue Richtung. Klare Strukturen werden plötzlich zerrupft und durch eine atonale und eigenwillige Intonierung abgelöst. Die Band tobt sich in ihrem eigenen Klangkosmos dermaßen aus, dass es einer wilden und wüsten Achterbahnfahrt gleicht.
Doch nicht nur instrumental ist das ungewöhnlich, auch der mal schreiende, mal schmachtende, mal quietschig leiernde Gesang (der an diesen Stellen etwas an DŸSE erinnert) kratzt - sicherlich beabsichtigt - oftmals etwas im Ohr, denn bei SHAKING GODSPEED soll es allem Anschein nach unter keinen Umständen zu harmonisch und einschmeichelnd zugehen. Eine angenehm unangepasste Herangehensweise. Damit kann man dann auch mal Letzter in unserem Soundcheck werden, wie beim Vorgängeralbum "Hoera" (2013) geschehen. Das war allerdings noch abgefahrener, unkonventioneller und ver(wirr)ender zusammengestückelt (Ausnahme: der Titeltrack 'Hoera' war ein richtiger kleiner Hit). Auch wenn die Band mit ihrem dritten Album (exklusive einer ausverkauften Vinyl-EP aus dem Jahre 2010) immer noch weit von Eingängigkeit entfernt ist, fallen die Kompositionen dieses Mal zumindest zum Großteil ein gutes Stück flüssiger aus. Aber von Massenkompatibilität ist die Band damit immer noch weiter entfernt als Heino von ehrlicher, handgemachter Metal-Musik... (aber lassen wir das).
Der gemeinsame Nenner der Songs auf diesem Album muss dann eigentlich lauten: Hauptsache unvorhersehbar, verrückt und unkonventionell. So kann das dann bei SHAKING GODSPEED laufen: Da werden disharmonische Passagen plötzlich durch einen nach den BEATLES klingenden Part unterbrochen ('Why Moan?'). Dazu kommt die eher hintergründige Anreicherung mit psychedelischen Elementen, ab und an wird ein schöner Groove rausgehauen ('Goodbye Poupon' zum Beispiel) und natürlich dieser vielseitige und zugleich ausdrucksstarke Gesang obendrauf gesetzt. Oder hier eine bluesige Slide-Gitarre, da ein funkiges Riff - alles scheint möglich. Für meinen Geschmack ist "Welcome Back Wolf" jedoch mit etwas zu wenigen wirklich nach vorn drückenden Riffs gewürzt (wie zum Beispiel in der schnittigen zweiten Hälfte von 'Future Boogie'), dafür wird bei einigen Songs das Eigenwillige und Atonale im Sound schon sehr betont. Zugleich treibt beispielsweise eine recht unpräzise Nummer wie 'Commando' etwas träge im Midtempo herum, während sich bei dem ebenfalls getragenen 'Life On Planet Earth' sogar eine beschwingte, dieses eine Mal tatsächlich recht eingängige Melodie entblättert. Dass Schrägheit und Schmackes auch zusammengehen, sieht man indes an 'Paranoia Blues', welches mit seinem enthemmten Herumgelärme trotz der ungewöhnlichen Rhythmik auch eine Menge Charme hat. Die beiden fast am Ende stehenden Songs 'Why Moan?' und 'Baby, You're So Strange' sind hingegen völlig schräg und damit schon sehr anstrengend, auf der anderen Seite kann man schwerlich behaupten, so etwas schon häufiger gehört zu haben.
Kurzum, diese Scheibe ist nur etwas für den scheuklappenfreien Hörer. Muss man ausprobieren, es ist nicht eben unwahrscheinlich, dass viele Leute damit gar nichts anfangen können. Wer allerdings "Hoera" kennt und daran Gefallen gefunden hat, der kann sich auch auf "Welcome Back Wolf" stürzen, denn so viel verändert hat sich im Hause SHAKING GODSPEED nun auch nicht.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer