SHAPE MY CLARITY - Chameleon Mirror
Mehr über Shape My Clarity
- Genre:
- Neon Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 22.02.2013
- A New Decade
- Chameleon
- Shine
- Asking Why
- Degressive Emotion
- Black Ink
- Delusion Decays
- Shimmer
- Interlude
- Ropes
- Switch To Zero
- Control
- Army Of Zombies
- Alone (Piano Version)
Gut ist nicht gut genug
Wer hinter dem Begriff "Neon Metal" einen verzweifelten Wiederbelebungsversuch des quasi erstorbenen Nu Metal-Trends der 90er vermutet, liegt glücklicherweise falsch – vielmehr ist Neon Metal die selbst erdachte Bezeichnung der Kölner Kombo SHAPE MY CLARITY für ihr Gesamtkonzept aus Modern Metal und einer Bühnenshow, die mit Neon- und Schwarzlichteffekten arbeitet. Klingt nach einem interessanten Ansatz, und dürfte live sicherlich für Aufmerksamkeit sorgen. Nach bislang zwei EPs legt die ambitionierte Truppe anno 2013 mit "Chameleon Mirror" nun ihren ersten Longplayer vor.
Schnell wird offensichtlich, dass es sich aus rein musikalischen Gesichtspunkten bei besagtem Neon Metal allerdings eher um ein Schaf im Wolfspelz dreht: SHAPE MY CLARITY zelebrieren Metalcore nach Schema F, was in erster Linie für tiefe Rhythmusgitarren, eine groovige, breakdown-lastige Schlagzeugfraktion, gebrüllte Verse und cleane Refrains steht. Hier und da wird das Strickmuster auch variiert, und mit den gelegentlich eingesetzten Trancecore-Elementen lockert man die ganze Mischung dezent auf. Die Produktion hat ordentlich Druck, das Songwriting wirkt souverän, prinzipiell gibt es wenig auszusetzen – außer eben, dass es leider bereits zahllose andere Bands gibt, die wie eine Mischung aus IN FLAMES, SEVENDUST und KILLSWITCH ENGAGE daherkommen. Und so überzeugend SHAPE MY CLARITYs Neon Metal für sich genommen klingt, gibt es auf "Chameleon Mirror" doch quasi keinerlei Überraschungsmomente. Enorm schade, denn rein handwerklich machen die Jungs ihre Sache ordentlich. Die Stimme des Fronters Mico Pajevic, dessen Klangspektrum irgendwo zwischen STAINDs Aaron Lewis und Howard Jones (Ex-KSE) liegt, verleiht der Band einen gewissen Wiedererkennungswert, und manche der Songs sind für sich genommen stark genug, um den Vergleich mit den großen Vorbildern nicht scheuen zu müssen: Hervorzuheben ist die Single 'Shine', eine knackige Alternative-Metal-Granate mit erfreulich eingängigen Melodien und einem gelungenen Spannungsbogen zwischen melancholischen Versen und einem tragischen, dynamischen Refrain. Oder 'Control', das aus einer zunächst genretypischen Nummer zu einer leidenschaftlichen Metalaxt in bester BULLET FOR MY VALENTINE-Manier erwächst. Diese Highlights gilt es in auf dem 14-Tracker allerdings erst einmal zu entdecken, auf dem es zwar keinerlei Totalausfälle, aber eben auch wenig Herausragendes zu finden gibt.
Wie gesagt: Handwerklich gibt es an "Chameleon Mirror" nichts auszusetzen; ebenso wenig kann man der Truppe vorwerfen, nur uninspiriert irgendwelche Genregrößen zu kopieren. Doch "gut" ist in dieser endlosen Masse an oftmals ähnlich, zu oft gleichförmig klingenden Veröffentlichungen leider nicht gut genug, um sich dauerhaft absetzen zu können. SHAPE MY CLARITY haben sicherlich das Zeug, noch mehr rauszuholen, sofern sie die ausgetrampelten Wege ihrer zahllosen Kollegen verlassen und sich musikalisch betrachtet – ihre Bühnenshow setzt ja bereits eigene Akzente – ein klareres, eigenständigeres Profil aneignen. Ihr Debütalbum ist ein solider Ansatz dafür – nicht mehr, nicht weniger.
Anspieltipps: Chameleon, Shine, Control
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause