SHARDANA - Milli Annos
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2020
Mehr über Shardana
- Genre:
- Epic Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rafchild Records
- Release:
- 09.10.2020
- Echoes
- Bastard Blood
- A World With No Gods
- S'Aruina De Is Deus
- Tanit
- Bellum Sardum
- Josto
- Reus Pater
- Inghitzu
Stilistischer Ausreißer bei Rafchild Records, der sich lohnt!
Irgendetwas stimmt hier nicht. Eine Rafchild Records-Veröffentlichung wird von mir rezensiert!? Da ich ja üblicherweise nicht zwingend zur Zielgruppe des Labels gehöre, ist diese Kombination auf den ersten Blick schon ungewöhnlich. Wenn man dann aber mal schaut bzw. hört, um welches Album es sich hier handelt, wird noch mehr Ungewohntheiten feststellen. Denn SHARDANA ist mit dem gebotenen Epic Black Metal auch eher ein Ausreißer im Portfolio des Labels, das sich ja in der kurzen Zeit des Bestehens hauptsächlich auf Doom und Epic Metal spezialisiert hat. Also muss SHARDANA ja auch irgendetwas an sich haben, dass das Label hier diesen musikalischen Ausreißer wagt.
Wie gesagt, bietet SHARDANA auf "Milli Annos", dem zweiten Album der Band, epischen Black Metal. Dabei klingen die Italiener nicht nur aufgrund der Vocals von Sänger Aaron Tolu in erster Linie nach PRIMORDIAL. Und da ist schon fast wieder die nächste Ungewöhnlichkeit in Bezug auf SHARDANA und mich: Ich mag PRIMORDIAL nicht sonderlich. SHARDANA jedoch schafft es vom ersten Ton an, mich in den Bann zu ziehen. Die Italiener bewegen sich viel im gedrosselten Tempobereich. Man könnte schon sagen, dass die Epic-Passagen auf der musikalischen Seite überwiegen. Nur stellenweise verfallen die Jungs in schwarzmetallisches Geballer, wie beispielsweise während der Mainriffs in 'A World With No Gods'. Gleichzeitig baut die Truppe gekonnt kurze Akustik-Passagen ein, wie sie es direkt im Opener 'Echoes' hervorragend getan haben. Für besondere Abwechslung sorgen jedoch die sehr variablen Vocals von Aaron. Wer sich möglichst schnell einen Überblick über seine Range verschaffen möchte, sollte sich 'Bastard Blood' zu Gemüte führen, denn hier zeigt Aaron von cleanen Vocals über seinen typischen "Schrei-Gesang" in PRIMORDIAL-Manier bis hin zu tiefen Growls im Stile eines George "Corpsegrinder" Fishers (CANNIBAL CORPSE) sein ganzes Können. Und insbesondere diese Abwechslung und die kurzweiligen eingebauten atmosphärischen Parts (wie in 'S'arruina De Is Deus') sorgen dafür, dass auch nach mehrmaligem Hören absolut keine Langeweile aufkommt, da es immer wieder neue Parts zu entdecken gibt, die einem beim vorherigen Hören vielleicht noch nicht so bewusst geworden sind.
Wer PRIMORDIAL mag, sollte sich SHARDANA unbedingt zu Gemüte führen. Wer PRIMORDIAL nicht mag, sollte es dennoch mit SHARDANA versuchen, denn trotz der Gemeinsamkeiten klingt SHARDANA durchweg eigenständig und nicht nach einer Kopie. In jedem Fall kann man den Italienern zur Veröffentlichung nur gratulieren. Und dem Label kann man nur ein Lob aussprechen, mal über den eigenen Tellerrand hinausgeschaut zu haben und diese Band zu unterstützen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mario Dahl