SHERINIAN, DEREK - Black Utopia
Mehr über Sherinian, Derek
- Genre:
- Prog
- Label:
- InsideOut
- Release:
- 22.04.2003
- The Fury
- The Sons Of Anu
- Nightmare Cinema
- Stony Days
- Starcycle
- Axis Of Evil
- Gypsy Moth
- Sweet Lament
- Black Utopia
Derek Sherinian, seines Zeichens Ex-Keyboarder von DREAM THEATER, verfügt in letzter Zeit offensichtlich über ein Übermaß an Freizeit und scheint zudem vor Kreativität zu zerbersten. So beglückte er die Rock/Prog-Welt anno 2001 mit seinem Soloalbum "Inertia", werkelte parallel mit Tony MacAlpine und Virgil Donati an den grandiosen PLANET X-Meisterwerken "Universe" und "MoonBabies" und war nicht zuletzt als Keyboarder bei Malmsteens letztem Opus "Attack!" zuständig. In diesem Jahr geht es wieder auf Solopfade: Der Nachfolger (falls man in diesem Fall von einem solchen sprechen kann) von "Inertia" hört auf den schönen Namen "Black Utopia" und verspricht etwas ganz besonderes zu werden. Noch bevor man sich den musikalischen Ergüssen hingibt, wird von von einer Gastmusikerliste erschlagen, die prominenter kaum hätte ausfallen können: Auf "Black Utopia" geben sich unter anderem Zakk Wylde, Yngwie Malmsteen, Steve Lukather, Billy Sheehan, Al DiMeola und der legendäre Jerry Goodman die Klinke in die Hand. Die Erwartungen an dieses Album liegen dementsprechend irgendwo weit außerhalb der Erdatmosphäre. Ob sie tatsächlich befriedigt werden können mag angezweifelt werden, da Sherinian bei seinem letzten Soloausflug kompositorisch nicht gerade brillierte.
Wie auch bei "Inertia" konzentriert sich Sherinian bei "Black Utopia" eher auf seine Rockwurzeln. Die experimentellen, abgehobenen Elemente von PLANET X machen nachvollziehbaren Songstrukturen Platz, die zwar weiterhin fernab jeglicher Bodenständigkeit bleiben, aber denjenigen Zuflucht bieten, die bei schrägen Takten und Fusion-Ausflügen die Flucht ergreifen. Derek selbst hält sich musikalisch meist im Hintergrund auf und überlässt den Scheinwerferkegel den Herren Wylde, Malmsteen, Lukather und DiMeola. Somit wird "Black Utopia" zu einem reinen Album für Gitarristen, die bei den unterschiedlichen aufeinandertreffenden Stilrichtungen eine musikalische Erektion par excellence bekommen dürften. Allein schon das immer wieder faszinierende "Axis Of Evil", das mit wilden Gitarrenduellen zwischen Zakk Wylde und Yngwie Malmsteen aufwartet, dürfte selbst bei den abgebrühten Instrumental-Freaks unter uns für glänzende Augen sorgen.
Den absoluten Höhepunkt von "Black Utopia" stellt jedoch die traumhafte Ballade "Sweet Lament" dar, die selbst das bis dato unerreichte "State Of Grace" (LIQUID TENSION EXPERIMENT) in den Schatten stellt. Hier übernimmt die sanfte und beklemmend gefühlvolle Gitarre die Rolle eines schmachtenden Sängers, während sie von einem breit ausgelegten Keyboardteppich und Jerry Goodman an der Geige begleitet wird (10 bpm weniger, etwas mehr Fluff auf der Snaredrum und ich würde sabbernderweise von einem Geniestreich sprechen).
Fazit: "Black Utopia" ist ein Album, das in erster Linie durch geniale Gastmusiker überzeugt, die kleine kompositorische Schwächen gekonnt überdecken. Es ist beeindruckend, wie musikalisch prinzipiell inkompatible Gitarristen zu einer genreübergreifenden Masse geformt werden, die jeden Liebhaber der Sechssaitigen die Tränen in die Augen treiben wird. Oder, um es mit den Worter der legendären "Sam & Max" zu sagen: Es ist ein herrliches 'Bratz-das-Vieh'-Spiel !
Anspieltipps: Sweet Lament, Axis Of Evil, The Sons Of Anu
- Redakteur:
- Christian Debes