SHERINIAN, DEREK - Molecular Heinosity
Mehr über Sherinian, Derek
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Inside Out Music / SPV
- Release:
- 20.03.2009
- Antarctica
- Ascension
- Primal Eleven
- Wings Of Insanity
- Frozen By Fire
- The Lone Spaniard
- Molecular Intro
- Molecular Heinosity
- So Far Gone
Prog-Metal-Narzissmus gefällig? Flotte Unübersichtlichkeit und unglaublich hoher Schwermetallgehalt machen "Molecular Heinosity" zu einem starken Werk für notenbesessene Kleistermeister. <br />
Ladies and Gentleman, aufgepasst! Die futuristischen Prog-Superstars bitten um ihre Aufmerksamkeit… Mr. DEREK SHERINIAN, Rustey Cooley, Brett Garsed, Taka Minamino, Zakk Wylde, Brian Tichy und Virgil Donati! Was soll man Großartiges zu einem instrumentalischen Frickelfeuerwerk eines allseits renommierten Tastenmagiers überhaupt erwähnen? Er ist die personifizierte Creme de là Creme des instrumentalen und anspruchsvollen Metals und würde niemals versuchen mehr als bloß die musikalische Weltherrschaft an sich zu reißen. Manchmal anstrengend, manchmal amüsant, manchmal bereichernd und letzten Endes einfach traumhaft „gigantomanisch geil“ – das sind auf alle Fälle Attribute, die mir zu "Molecular Heinosity" in den Sinn kommen.
Dass Sherinian ein absolut begnadeter Meister seines Fachs ist, hat er unter anderem schon bei DREAM THEATER, KISS, ALICE COOPER und YNGWIE MALMSTEEN bewiesen. Er ist und bleibt das vorzeigemäßige Nonplusultra in der gesamten Rock-Keyboarder-Kultur und unverzichtbares Idol für alle aufstrebenden virtuosen Megalomanen. So genial wie er ist, ist meist auch sein Werk: minutiös strukturiert und durchgeplant bis ins letzte Detail. Die Kompositionen auf dem Album fallen im Vergleich zu den vorangegangen Veröffentlichungen allerdings sehr viel härter und schwermetallischer aus; der in der Vergangenheit noch deutlich präsente Jazz-Faktor wurde auf ein absolutes Minimun reduziert, anstelle dessen kommt der Hörer nun in den Genuss treibender, höchst vertrackter und kaum mitzählbarer Metal-Polyrhythmik, die aller Kompliziertheit zum Trotze hart groovt und derbst reinhaut – darüber krasse Modern-Metal-Virtuosität und Soli, die so alienhaft und abgedreht sind, dass man kaum glauben kann, dass hier Menschen am Werk sein sollen. Aber vielleicht hat man auch mit dem Plektrum des Schicksals eine ausgedehnte Schummelaktion betrieben. Bei der hier anzutreffenden herkulischen Glanzleistung erscheint das glaubhaft.
Der „Durchschnittsmetaller“ (bitte nicht als deklassierende Diskrimierung verstehen) wird hier von der Vielzahl an Tönen aller Wahrscheinlichkeit nach auditiv überfordert und genervt sein. Ihm werden die Strukturen und die Dreh- und Angelpunkte fehlen, die Motive und die Themen. Solch ein gefühlsmäßiger Einwand ist auch mehr als berechtigt. Instrumentalversessene werden jedoch in den siebten Metalhimmel geschossen. "Molecular Heinosity" mag ein narzisstisches Kunstwerk sein, aber hat Narzissmus auf Platte gebannt jemals geschadet? Wohl kaum.
Zum Schluss sei noch auf den für progressivmetallische Verhältnisse unglaublich gelungenen und rassigen Ausnahmetrack 'So Far Gone', auf welchem Wyldes Stimmgewalt voll zur Geltung kommt, verwiesen. Hier beweist DEREK SHERINIAN, dass auch er ein Gespür für nachvollziehbare und im Ohr hängen bleibende Songs hat. Erstaunlich wie killermäßig-heftig das nach der Introduktion lospreschende Riff losballert und wie wild die Keyboard-Orgie hier ausfällt.
Fazit: Ein starkes Album für Leute, die sich notenmäßig gerne zubombardieren lassen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Markus Sievers