SHINING - Feberdrömmar (Del Ett)
Mehr über Shining
- Genre:
- Depressive Black Metal
- Label:
- The Sinister Initiative
- Release:
- 25.11.2024
- Valkommen
- Terres Des Anonymes
- Szabadulj Meg Önmagadtól
- Selvdestruktivitetens Emissarie
- Ett Liv Utan Mening
- Black Industrial Misery
Alter Wein in neuen Schläuchen. Keine Ahnung, wer das braucht.
SHINING um den charismatischen Vollblut-Psycho und passionierten Misanthropen mit Hang zu suizidalen Verhaltensmustern, Niklas Kvarforth, hat letztes Jahr mit der selbstbetitelten Platte ein sehr großes musikalisches Ausrufezeichen gesetzt. In meiner persönlichen Liste war es seinerzeit nicht nur geschätztes Treppchen-Album, sondern hat sich zwischenzeitlich auch auf eine Qualitätsstufe mit dem bisherigen Meisterwerk "V: Halmstad" gesellt.
Leider konnte man im weiteren Verlauf nicht die verdienten Früchte ernten, die man vorab gesät hatte. Sprich: Weder gab es hinsichtlich des neuen Werks entsprechende Promo- und Interviewaktivitäten noch eine Tour, auf der man das gute Werk hätte einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen können. Das war und ist angesichts der zweifelsohne enorm hohen Klasse des Werks mehr als bedauerlich. Aber wie so oft im Hause SHINING, war das Enfant terrible mit Faible für etwas zu exhibitionistisches Gebaren, nicht gänzlich schuldlos an jenem Dilemma. Gut, dass Schlagzeuger Nicholas Barker (ex-CRADLE OF FILITH, ex-DIMMU BORGIR) sich im Anschluss an die Aufnahmen mehreren schwerwiegenden Nieren-OP's unterziehen musste, ist mehr als tragisch. Umso größer unser aller Wunsch, dass er schon sehr bald die dringend benötigte Spenderniere erhält.
Was sich dann aber im näheren Umfeld des Masterminds der Band abspielen sollte, war an Unwürdigkeit und Lächerlichkeit wahrlich kaum zu überbieten. Was war passiert? Ein Streit mit dem (nun ehemaligen) Betreuer und Manager der Band Markus Rödl war komplett eskaliert, nachdem es zwischen den beiden zu persönlichen und finanziellen Zwistigkeiten gekommen war. Darüber hinaus hatte Rödl die Facebook-Seite der Band gekapert und Kvarforth öffentlich dazu aufgerufen, sich endlich selbst umzubringen. Dieser hatte in zwei irren Instagram-Videos Rödl (und andere Interessenten), mit Blut und Rasierschaum im Gesicht, angeboten, ihn doch bitte schön selbst umzubringen. Seine Haustür würde er dafür für achtundvierzig Stunden für jeden zugänglich offenstehen lassen. Besser als das Dschungel-Camp zu seinen allerbesten Zeiten!
Rödl wurde all seiner Ämter enthoben, und um den noch immer lebendigen Kvarforth wurde es seither beunruhigend ruhig. Bis uns vor einiger Zeit die Kunde eines neuen anstehenden Albums erreichte. Das ging dann aber doch verdammt fix, dachte ich anfangs noch, bis ich gewahr wurde, dass es sich hier lediglich um eine Neuauflage alter Songs handelte. Und zwar aus Songs des Kompilations-Albums „8 ½: Feberdrömmar I Vaket Tillstånd“ aus dem Jahr 2013 (inkl. Gastauftritten u.a. von Attila Csihar, Gaahl und Maniac), welches zumindest nicht gerade zu meinen persönlichen Lieblingswerken der Band zählt. Lediglich ein "neuer Song" findet sich auf der Neuauflage schlussendlich in Form eines Intros mit dem Titel 'Valkommen', welches zugegebenermaßen das SHINING-Flair in entsprechenden Synthie-Klängen sehr passend und gut einfängt. Ansonsten kann ich den "neuen" Versionen nicht wirklich einen Mehrwert abgewinnen, um mir das zuhause in die Sammlung zu stellen. Laut Promogedöns hatte „Die Sinister Initiative ursprünglich Pläne für eine einfache Neuauflage der berüchtigten „8 1/2“-Compilation, die vor elf Jahren erstmals von Dark Essence Records veröffentlicht wurde. Es wurde jedoch so viel mehr Material hinzugefügt, dass stattdessen beschlossen wurde, die endgültigen Master in zwei separate Kapitel zu unterteilen. Das zweite Kapitel befindet sich derzeit in der Postproduktion und wird im Sommer 2025 veröffentlicht!“ Um final beurteilen zu können, ob die Songs auf der neuen Version produktionstechnisch nun wirklich so viel besser geworden sind, fehlt es mir hingegen schlicht an der nötigen Feinklang-Expertise.
Wenn ich das richtig verstehe, wird das neue Material dann also erst im nächsten Jahr veröffentlicht. Möglicherweise ist das dann auch ein Release, der (zumindest für mich) halbwegs Sinn ergibt. Bis dahin vergnüge ich mich gerne weiterhin mit der neuen Platte und besseren Scheiben als der "8 ½" aus dem Backkatalog. Die Hard-Komplettisten und Liebhaber von „limitierten Vinyl-Farben in Weiß, Silber, klassischem Schwarz und Gold“ können aber wohl bedenkenlos zuschlagen. Ich für meinen Teil brauche das aber weder als Vinyl, Digipack noch als Kassette.
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- Redakteur:
- Stephan Lenze