SHIZUKO OVERDRIVE - Shizuko
Mehr über Shizuko Overdrive
- Genre:
- Gothic Rock
- Label:
- Avasonic/Rough Trade
- Release:
- 28.04.2006
- No Life
- Messiah
- Grinding Gears
- Invitation
- Awakening
- Checkmate
- Dreams (Phantoms)
- Self Control
- Anesthesia
- Black And White Demons
- The Great Denial
- Angel/Whore
- Nightflight
- Messiah (Remix by Transit Poetry)
- Messiah (Electric Chamber Version)
LAURA BRANIGANs Nummer-eins-Hit 'Self Control' ist für mich eines der schlimmsten Achtziger-Pop-Verbrechen überhaupt. Wie kann man nur auf die Idee kommen, diesen grauenhaften Track zu covern? Und noch viel rätselhafter: Warum setzt man die Idee dann auch noch in die Tat um? Die Antworten darauf liefern die Gothic-Rocker SHIZUKO OVERDRIVE zwar nicht, aber zumindest ein weiteres Argument dafür, diesen Song wegzuschließen und den Schlüssel in die tiefste Schlucht zu werfen, die man finden kann. Die Neuauflage ist immer noch unfassbar grässlich und zudem auch arg uninspiriert und lasch. Leider muss man sagen, dass die Ausführung dieser Coverversion stellvertretend für den überwiegenden Teil des "Shizuko"-Materials steht. Die Platte kommt einfach nicht in die Gänge, da sich die Band viel zu sehr auf die Standard-Versatzstücke des Schwarzkittel-Sounds verlässt.
Mit 'No Life' geht es gemächlich und fast schon lethargisch los, und das ändert sich bis zum Ende nicht mehr gravierend. Gerockt wird nur bedingt, stattdessen schwoft man im Dark-Wave-Tempo durch die Nacht. Ist das zu Beginn der Platte und bei Tracks wie dem etwas flotteren 'Messiah' (im Multimedia-Teil der Scheibe auch als Video vertreten) noch annehmbar, da zumindest Refrains mit einem gewissen Wiedererkennungswert aufgefahren werden, wird's im hinteren Abschnitt anstrengend bis nervtötend. Die angedeutete Swing-Nummer (!) 'Anesthesia' ist total verunglückt, und der sich anschließende Schema-F-Viererpack 'Black And White Demons'/'The Great Denial'/'Angel/Whore'/'Nightflight' verzichtet auf jeglichen Spannungsbogen, groovt überhaupt nicht (was macht der Drummer hier?) und wird von den leicht verzerrten Vocals (das soll wahrscheinlich die angestrebte Cyberpunk-Atmosphäre repräsentieren) von Zweitsänger Horatio C. Luvcraft phasenweise komplett zerstört. Allerdings bekleckert sich auch Chanteuse Eve Cooper bei diesen Songs nicht gerade mit Ruhm. Dass es sowohl auf gesanglicher als auch kompositorischer Ebene besser geht, beweisen die total aus dem stilistischen Rahmen fallenden Balladen 'Checkmate' und das Roadmovie-kompatible 'Grinding Gears': Man lässt die Oberflächlichkeit des übrigen Materials außen vor und entwickelt Tiefgang, der dem Rest des Longplayers nahezu völlig abgeht.
Um ein "Ausnahme-Quartett" zu sein, wie uns der mal wieder deutlich übers Ziel hinausschießende Infozettel weismachen möchte, fehlt noch ein gehöriges Stück. Im Moment überwiegt der Eindruck, dass SHIZUKO OVERDRIVE eine auf Äußerlichkeiten fixierte Band sind und darüber die musikalische Seite aus den Augen verlieren.
Anspieltipp: Checkmate, Grinding Gears
- Redakteur:
- Oliver Schneider