SHORELINE - To Figure Out
Mehr über Shoreline
- Genre:
- Punk / Hardcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pure Noise Records
- Release:
- 23.02.2024
- Needles
- Darius
- Workaround
- Seoul
- Health
- Reviver
- Green Paint
- Yuppie Kids
- Pen Name
- Don't Feed
- Loose Contacts
- Interlude
- Cold Feet
Spannendes, fesselndes und einfach nur tolles Punk-Hardcore-Gebräu aus Münster.
Die Münsteraner SHORELINE haben etwas geschafft, das bisher noch keiner europäischen Band gelungen ist: Das Quartett unterschrieb beim kalifornischen Label Pure Noise Records, das für sein starkes Roster von Punk- und Hardcore-Acts hinlänglich bekannt sein dürfte. Entsprechend groß ist dann aber natürlich auch angesichts des neuen Albums "To Figure Out" die Erwartungshaltung, immerhin müssen die dreizehn frischen Kompositionen nun bestätigen, dass das Vertrauen der Plattenfirma gerechtfertigt war und in SHORELINE das Potential schlummert, mehr als nur die bisherigen Achtungserfolge der beiden Vorgänger "Growth" und "Eat My Soul" einzufahren.
Der Opener 'Needles' lässt mich aber erst einmal durchaus etwas skeptisch dreinschauen, denn restlos überzeugen kann mich der Track nicht. Klar, insgesamt gefällt mir die fortgesetzte Evolution vom punkigeren Sound der Anfangstage hin zum herben Hardcore sehr gut und auch instrumental überzeugt der Track, doch gesanglich ist mir die Darbietung von Fronter Hansol Seung etwas zu eindimensional. Irgendwie hätte ich mir etwas mehr Druck und Geschrei im Stile der deutschen Kollegen FJORT gewünscht, die stilistisch übrigens durchaus als Referenz für den neuen Klang von SHORELINE herhalten können. Gut, dass 'Darius' meinen Wunsch sofort erfüllt und als eindringlicher, gleichzeitig aber auch emotionaler Kracher daherkommt, der mich nach den Startschwierigkeiten freundlich im SHORELINE-Kosmos willkommen heißt.
Doch eigentlich sind wir weiterhin nur beim Aufwärmprogramm, denn mit 'Workaround' und 'Seoul' platzte der Hit-Knoten dann so richtig. Während die erste Nummer ein cooler und flotter Grenzgang zwischen Punk und Hardcore ist, haut mich bei 'Seoul' gerade die lyrische Message aus den Socken. So besingt Hansol hier die Probleme, mit denen er als asiatisch stämmiger Mensch in Deutschland gerade als Jugendlicher zu kämpfen hatte. Diese wichtige Botschaft wird gleichzeitig in einen treibenden, melancholischen und teils herrlich wuchtig-positiven Song verpackt, der mir mehr als einmal eine Gänsehaut auf den Nacken treibt. Und damit hat das Quartett sein musikalisches Pulver noch lange nicht verschossen, denn auch hinten heraus hat "To Figure Out" mit 'Reviver', 'Don't Feed' und 'Loose Contacts' noch zahlreiche weitere Highlights zu bieten. Ebenso gehört die Produktion zu den Höhepunkten der Scheibe, denn der druckvolle und trotzdem dezent spröde Klang des Silberlings passt einfach perfekt zum ebenso ausgelegten Sound der Münsteraner.
Was bleibt am Ende nach Verklingen der gut dreizehn Nummern übrig? Mit Sicherheit die Erkenntnis, dass "To Figure Out" die hohen Erwartungen, die mit der Unterschrift bei Pure Noise Records einher gehen, definitiv erfüllt hat. Das hier ist hervorragend gemachter, emotional packender und teils herrlich eingängiger Hardcore, der seine Wirkung gerade auf der Bühne vielleicht sogar noch besser entfalten kann. Aber auch in der gezähmten Plattenversion ist das hier großes musikalisches Kino, das ich euch nur wärmstens ans Herz legen darf.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs