SHOTGUN FACELIFT - Dakota Blood Stampede
Mehr über Shotgun Facelift
- Genre:
- Groove Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eclipse Records
- Release:
- 17.12.2021
- I Am
- Famine
- Bury Me
- 5 Dollar Bastard
- Mark Of Cain
- Dakota Blood Stampede
- Suicide Eyes
- Pull The Trigger
- Open Place To Bleed
- From The Dirt
Von totgerülpsten Elchen und FFDP–Actionpüppchen...
Beim Sichten des Promotion-Fotos von SHOTGUN FACELIFT hatte ich sofort das Gefühl, hier zumindest äußerlich einen naturbelasseneren Rohling von FIVE FINGER DEATH PUNCH zu erblicken. So in etwa nach dem Motto: "Ab in die Mikrowelle mit den Maisfigürchen, aufpoppen lassen, und siehe da: Man hat seine eigenen FFDP–Actionpuppen!" Musikalisch betrachtet lassen sich die genannten, wesentlich weichgespülter und somit kommerzieller klingenden Metal-Heroen sicherlich in der Schnittmenge der Einflüsse dieser fünf Musiker aus dem US-Bundesstaat Nord Dakota finden. Dort sind aber eben auch LAMB OF GOD sowie viele New-Metal- und Hardcore-Referenzen nebst mancher Spur an Bewunderung für die Gitarrenkünste der NWOB(T)HM herauszuhören.
Und daher brät der rohe, laut Bandinfo nahezu live eingespielte Sound des Groove Metals auf dem zweiten Longplayer von SHOTGUN FACELIFT ordentlich auf die Zwölf! Durch dieses Aufnahmeverfahren ist die Band meines Erachtens nach aber auch das Risiko eingegangen, gerade im Rhythmusbereich nicht völlig tight zu klingen. Die Gitarren tönen, vor allem über Kopfhörer, ebenso oftmals nicht derartig fett, wie man es bei dieser Stilistik erwarten sollte.
Dennoch könnte man sich der Faszination dieser zehn mitreißenden, über weite Strecken gut und abwechslungsreich erdachten und gespielten Riff-Granaten mit Power-Grooves fast kaum entziehen, wäre da nicht... ja wäre da nicht dieser alles in seinem Schallwellenbereich gnadenlös abtötende, growlende Gesang! John Huber muss in der Lage sein, die in Nord Dakota beheimateten Elche totzurülpsen! Spätestens bei der Halb-Ballade 'Suicide Eyes' hätte man wahrscheinlich Nahtod-Erfahrungen, würde Huber direkt vor einem stehen. Ernsthaft: Das röchelnde, tief krächzende Keifen, das dieser Mann bewundernswert variabel und zerstörerisch kraftvoll mit turbinenartig an- und abschwellenden Rülpstönen zu Gehör bringt, lässt Blüten welken, Tiere tot umfallen und jeden Nicht-True-Metaller ertauben, nachdem ein dünner Faden Blut aus seinen Ohren lief. John Hubers Gesang würde perfekt zu diversen Death- und Black-Metal-Combos passen.
Er passt mit Abstrichen auch hier, keine Frage, ist aber schon sehr extrem und dezimiert eventuell die anvisierte Zuhörerschaft, die sich doch zu nicht geringen Teilen aus Fans der oben erwähnten Actionpuppen-Combo zusammensetzen dürfte, erheblich. Anders betrachtet wäre freilich auch möglich, dass Liebhaber der genannten, von Johns Stimme abgedeckten Stile ebenfalls Gefallen an der Musik von SHOTGUN FACELIFT finden und die Fanbase durch sein waffenscheinpflichtiges Organ sogar erweitert werden kann.
Als Anspieltipps genannt seien das herrlich stampfend voranpeitschende 'Bury Me', das mit tollen Gitarrenlicks veredelt werden konnte, der hart groovende '5 Dollar Bastard', die titelgebende 'Dakota Blood Stampede', sowie das facettenreiche 'Open Place To Bleed'. Mit dem das Album abschließenden 'From The Dirt' gelang Bandleader Damian Goulet an der Lead-Gitarre, Matt Person an der Rhythmusgitarre sowie Jody Smith am Schlagzeug und Curt DeCamp am Bass eine echte Hymne, die für mich den Höhepunkt des Albums darstellt.
SHOTGUN FACELIFT hat mit "Dakota Blood Stampede" ein gutes Album veröffentlicht, das aber nur mit der Akzeptanz der Stimme von John Huber durch einen potentiellen Hörer für diesen funktionieren kann. Leicht punktemindernd wirkt sich für mich genauso die Produktion der Scheibe aus.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timo Reiser