SHRAPNEL - In Gravity
Mehr über Shrapnel
- Genre:
- Modern Thrash
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Candlelight
- Release:
- 31.05.2024
- In Gravity
- Amber Screams
- Guardian
- Breaker
- Judgement
- Dark Age
- Follow The Cold
- As Above ...
- So Below
- Absolution
Sehr moderner Thrash!
Dies ist mein Erstkontakt mit den britischen Thrashern SHRAPNEL. Unabhängig davon, dass ich den Bandnamen nicht sonderlich kreativ finde – man muss nur mal Metal Archives besuchen und findet bereits etliche Bands unter diesem Banner – muss ich ergänzen, dass ich nach mehrfachem Durchlauf des vierten Albums die Bezeichnung auch irreführend finde. Vielleicht ist das eine Frage des Alters, aber ich verbinde damit halt Heavy Metal der alten Schule, wahlweise US Metal mit einem herausragenden Gitarristen oder eben irgendwas Wildes. Diese Assoziationen sind natürlich komplett subjektiver Natur und sind vielleicht auf das Label Shrapnel Records zurückzuführen, auf welchem in den 80ern etliche tolle US-Metal-Klassiker erschienen sind, die alle eines gemeinsam hatten: Die Bands hatte alle einen erstklassigen Gitarristen in ihren Reihen, denn das war ein Kriterium im Auswahlverfahren von Labelchef Mike Varney, der selbst Gitarrist war.
Umso erstaunter bin ich beim ersten Durchlauf von "In Gravity". Ja, es ist Thrash, aber diese sehr moderne Variante, bei der mir immer der Dreck fehlt. Die Hochglanzproduktion, der Gesang, der von brülligem Core-Gehuste bis zu diesem unangenehm melancholischen Klargesang alle Schattierung durchläuft, und das Fehlen von giftigen Gitarrenriffs, machen mir einen Zugang zu der gebotenen Musik schwer. Lese ich dann die Reviews meiner geschätzten Kollegen zu den bisherigen Werken bin ich umso erstaunter, denn die genannten Vergleichsbands kommen fast alle aus der alten Schule, von der ich hier nichts höre. Ergo teste ich einige Songs der früheren Werke und muss feststellen, dass die Band ihre musikalische Stilistik modifiziert hat. Ein Grund hierfür ist eventuell Daniel Moran als neuer Frontmann. Dass ausgerechnet so ein kauziges Ohrenpaar nun das Review für eben dieses Alben aufnimmt, tut mir beinahe ein bisschen leid, aber die Welt ist kein Ponyhof.
Höre ich nun den Album-Opener, auf welchem ein Scott Kennedy als Gast zu hören ist, beginnt mein oben erwähntes Erstaunen. Nach einer kurzen Recherche, die ergibt, dass es sich hierbei um einen Menschen von BLEED FROM WITHIN handelt, entsteht langsam ein Bild. Ein Bild von arg modernem Thrash, der nicht besonders viel mir der Spielart gemeinsam hat, die ich so gern höre. Beim Anfang von 'Amber Screams' denke ich kurz an KATATONIA, aber schnell wird klar, dass diese Assoziation nur von kurzer Dauer ist. Dieser Reigen setzt sich im weiteren Verlauf des Albums fort. Abwechselnd gibt es melancholischen Klargesang und aggressive Shouts. Dazu jeweils die passende musikalische Untermalung. Das ist einfach nicht meine Musikwelt. Wenn ich dann GOJIRA als Einfluss lese, finde ich darin meine Bestätigung, denn mit der Band kann ich auch wenig anfangen.
Ich denke, jüngere Ohren werden das hier ganz toll finden, denn "In Gravity" bietet sehr viel Abwechslung, strotzt vor spielerischem Können und ist nach heutigen Maßstäben glasklar und sensationell produziert. Die immer wieder eingestreuten Blastbeats, die ich natürlich furchtbar finde, werden bestimmt für Begeisterung im Kreis der Modern-Thrash-Gemeinde sorgen. Auch der von mir weiter oben monierte Gesangsstil wird sicherlich auf Gegenliebe in eben jener Fangruppe stoßen, denn rein objektiv - huch, jetzt kommt dieses böse Attribut -ist der Gesang wirklich toll. Es ist halt nur nichts für meine altmodischen Ohren. Dann genieße ich lieber Paul Baloffs Gelalle über Piranhas. Ja, ich bin ignorant und verpeile hier wahrscheinlich die nächste Band, die groß wird. Mit entsprechender Labelunterstützung sehe ich SHRAPNEL bald auf größeren Bühnen, denn hier wird auf spielerisch hochwertigem Niveau der entsprechenden Zielgruppe alles geboten, was man hören möchte.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Holger Andrae