SHRIKE - Hinab in die vertraute Fremdheit
Mehr über Shrike
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Zeitgräber Records
- Release:
- 06.10.2013
- Der Morgen
- Der Tag
- Der Abend
- Die Dämmerung
- Der Traum
- Die Zeit
- Zeitlos
- Schmerzen
Ambitioniert und gescheitert
Ich frage mich, wie viele Bands ich aufgrund des Covers zumindest interessant fand, sogar gekauft habe? Noch viel mehr werden mich aus selbigem Grund abgeschreckt haben. Und SHRIKE gehört in genau diese Kategorie. Aber es hilft ja nichts, das Album muss gehört werden und ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Und das funktioniert auch, bis zu einem gewissen Grad.
Es gibt ein spannungssteigerndes Intro mit Soundgewaber und dezenten Streicherklängen, das war 'Der Morgen'. Im folgenden 'Der Tag' und in den weiteren sechs Stücken wird rifforientierter Black Metal mit deutschen Texten geboten. Die Riffs funktionieren für sich genommen immer wieder ganz gut, der deutsch-Anteil geht mir persönlich eher auf die Nerven. Nicht, weil ich die Mischung unpassend finde (es gibt diverse großartige deutsch-dichtende Bands), aber das was man an Text hier zu hören bekommt, klingt zunächst eher platt oder zumindest pathetisch. Darüber hinaus möchte ich aber nicht beurteilen, wie viel oder wenig aufgesetzt oder intellektuell wertvoll das inhaltliche Konzept ist, welches sich bevorzugt um Tageszeiten bzw. Zeit an sich zu drehen scheint. AGRYPNIE dürften sicherlich auch Pate gestanden sein. "Hinab in die vertraute Fremdheit" erinnert nämlich meistens an eine sperrige Variante der Landsmänner. Hinzu gesellt sich eine kleine Prise Death Metal siehe z.B. die zweite Hälfte von 'Die Zeit'. Merkwürdig wird es, wenn in 'Der Abend' dann Industrial-Elemente dazu kommen, die das Hörvergnügen nachhaltig irritieren. Dieses wird sowieso die meiste Zeit mindestens angestrengt, da sich letztendlich die Stücke weniger als vertrackt vielschichtig, sondern eher als nicht erkennbar motivierte Aneinanderreihung mal mehr, mal weniger gelungener Versatzstücke, herausstellen.
Ich bin kein unglaublich großer Sound-Fetischist, allerdings kann der Sound ähnlich entscheidend für die Sympathie zu einer Platte sein, wie der Ersteindruck über das Cover. Und dieser Sound hier nervt ziemlich. Zwar nicht komplett drucklos, aber so dumpf, als ob er aus dem Keller zwei Stockwerke unter mir dröhnen würde, kommt der daher und verleidet es einem ziemlich, sich das Album eine knappe Stunde lang zu geben.
Das Hauptproblem von SHRIKES "Hinab in die vertraute Fremdheit" ist letztendlich eben dieser Sound, sowie die nicht besonders stringenten und zwingenden Kompositionen, die immer wieder sehr gute Teile haben, aber als Ganzes, zumindest ohne Text, kein längeres Interesse hervorrufen - was durch ein ansprechenderes Klangbild eventuell kompensiert worden wäre.
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer