SICK - Satanism. Sickness. Solitude.
Mehr über Sick
- Genre:
- Industrial Electro Black Metal
- Label:
- Spikefarm/Soulfood
- Release:
- 31.10.2008
- Welcome
- Helios
- The Way
- Hellsicker
- Alone
- The Light Of The End
- Emptiness
- Wandering Star
- Hologram
Musikalischer Super-GAU oder künstlerische Innovation? Das ist hier die Frage!
Was sich manche Leute doch einfallen lassen, um sich ein Image für eine Band zurechtzulegen, zeugt durchaus von Ideenreichtum. So stammen SICK aus Belarus und haben sich daher ganz dem Reaktorunfall in Tschernobyl verschrieben. Man findet beispielsweise in der Bandbio bei Spikefarm-Records keine normalen Fotos der Herren, sondern sieht sie mit seltsamem Makeup in irgendwelchen Ruinen herumklettern und so was wie Opfer des Fallouts mimen. Ähnlich gestaltet sich die Scheibe "Satanism. Sickness. Solitude." und ich tue mir ehrlich gesagt schwer, zwischen musikalischem Super-GAU und experimenteller künstlerischer Innovation zu unterscheiden.
SICK mischen auf "Satanism. Sickness. Solitude." Black-Metal-Elemente mit Industrial-Einflüssen sowie allen möglichen Synthesizerklimpereien. Techno- beziehungsweise EBM-Parts finden hier genauso ihren Platz wie kurzzeitige Blastattacken. Recht anschaulich beschreibt diese Art Musik der Song 'Hellsicker', in dem sozusagen alles des eben Genannten einen kurzen Auftritt hat. Nun fällt es mir schwer, diese Melange vernünftig zu bewerten, da ich selbst das Gefühl habe, manche Dinge kreuzt man einfach nicht, weil da nur Mist rauskommt. Zum Beispiel verschiedene Tierarten. Oder Schweinebraten mit Vanilleeis. Oder eben Black Metal mit Techno und Industrial. Ich bin mir aber dessen bewusst, dass es durchaus Hörer dort draußen geben könnte, die den Kick in gerade solchem Irrsinn suchen. Was aber wohl auch für solch exzentrischere Zeitgenossen nicht geht, sind die Durchhänger, die SICK an manchen Stellen der Platte haben. So sind die Songs 'Alone' und 'The Light Of The End' aneinander gereihter Sprechgesang, untermalt mit entweder Synthie-Klängen oder schleppenden, langweiligen Riffs. Der nächste Titel 'Emptiness' kommt dann ganz ohne Vocals aus und klimpert nur ein wenig auf dem Keyboard umher, unterlegt von Stahlwerkdrums. Als recht gut gelungen wiederum schätze ich das PORTISHEAD-Cover 'Wandering Star' ein, dass mir musikalisch zwar immer noch die Zehennägel hochrollt, aber dem ein oder anderen richtig gut gefallen könnte.
Die Produktion auf "Satanism. Sickness. Solitude." ist gut bis sehr gut gelungen. SICK schaffen es sehr gut, Druck mit der Kälte und Leere zu verbinden, die sie sich auf ihre Banner geschrieben haben und die thematisch zur Sperrzone um den Reaktor passen soll.
Zusammenfassend ist "Satanism. Sickness. Solitude." tatsächlich SICK. Die Synthie-Songs machen auf mich den Eindruck, als hat man recht einfach die Spielzeit strecken wollen, aber wie oben erwähnt denke ich, es kann durchaus Leute geben, denen dies gefällt. Meiner eigenen Meinung nach ist "Satanism. Sickness. Solitude." wirklich ein musikalischer Reaktorunfall. Ich bin froh, solche Musik nicht in meiner Freizeit hören zu müssen, beispielsweise weil meine Freundin darauf steht. Der Technokram nervt, das ständige Gepiepse hier und da nervt und die industrialtypischen Stahlwerksgeräusche nerven ebenfalls. Wer bei dieser Beschreibung nun denkt "Geil!", der ist bei dem Rundling der Weißrussen gut aufgehoben, auch wenn es wohl nicht allzu viele Menschen dieser Gattung geben sollte.
Anspieltipps: Hellsicker, Wandering Star
- Redakteur:
- Hagen Kempf