SICK N' BEAUTIFUL - Horror Vacui
Mehr über Sick N' Beautiful
- Genre:
- Horror Metal/Heavy Metal/Hardrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- BLKIIBLK
- Release:
- 18.04.2025
- (Human Is) Overrated
- My Wounds
- Death Police
- Haunted
- Hate Manifesto
- Septem Maleficas
- Raise The Dragon
- Railride
- God Save The Bride
- The Rat King
- Diggity Dig Dig
Ein wuchtiger Trip für Fans des Spektakulären – mit kleinen Schwächen in der Vielfalt.
Mit "Horror Vacui" legt SICK N' BEAUTIFUL ihr viertes Studioalbum vor. Die italienische Band, die sich selbst als "ultimative Alt-Metal-Sideshow aus dem Weltall" bezeichnet, ist längst kein Geheimtipp mehr in der Szene der modernen Crossover-Metal-Acts. Seit ihrer Gründung 2014 haben sich die fünf Musiker mit ihrer Mischung aus Hard Rock, Industrial, Alternative Metal und einer ordentlichen Portion Sci-Fi-Ästhetik einen ganz eigenen Platz geschaffen. Besonders live gelten sie als spektakulär – mit viel Theatralik, Pyroeffekten und einer Präsentation irgendwo zwischen Cyberpunk, Horrorfilm und Rock-Oper. Im Zentrum steht die charismatische Sängerin Herma Sick, deren Stimme sich spielend zwischen kraftvollem Gesang, Sprechpassagen und aggressivem Shouting bewegt.
Das neue Album knüpft musikalisch und visuell an die bisherigen Releases der Band an – allen voran an das 2022 erschienene "Starstruck". Auch diesmal regiert das cineastische Konzeptdenken: Die Songs wirken wie Soundtracks zu apokalyptischen Comic-Welten, zu spacigen Endzeitvisionen und dunklen Traumsequenzen. Der Albumtitel, "Horror Vacui" – die Angst vor der Leere –, greift dabei nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein thematisches Prinzip auf: Kaum ein Moment auf der Platte ist "leer", jede Sekunde ist vollgepackt mit Effekten, Soundschichten, Chören oder gesampelten Sprachfetzen. Genau das macht den Sound von SICK N' BEAUTIFUL so unverwechselbar – und auf Dauer manchmal auch etwas ermüdend.
Einer der herausstechendsten Songs des Albums ist die Single 'Haunted'. Der Track bringt vieles auf den Punkt, was die Band gut kann: knackige Riffs, ein treibender Rhythmus, ein Refrain, der zum Mitsingen einlädt, und ein stimmungsvoller Text, der zwischen Gothic-Romantik und düsterer Obsession schwankt. Auch produktionstechnisch ist das Album ein echter Fortschritt – wuchtig und klar gemischt, ohne an organischer Wucht zu verlieren. Verantwortlich dafür zeigt sich Bassist Big Daddy Ray, der das Album in den Kinorama Studios in Rom produziert hat.
Trotz dieser vielen positiven Aspekte bleibt ein Wermutstropfen: So sehr die Energie der Band mitreißt, so sehr wünscht man sich im Verlauf des Albums mehr Abwechslung. Viele Songs folgen einer ähnlichen Struktur – Strophe, Refrain, Break, Gitarrensolo, Refrain – was gerade beim Durchhören in einem Rutsch zu einer gewissen Vorhersehbarkeit führt. Stilistisch wird wenig Risiko eingegangen. Hier und da blitzen interessante Ideen auf – etwa in elektronischeren Passagen oder atmosphärischen Intros –, doch diese werden selten konsequent weiterentwickelt.
Dennoch ist "Horror Vacui" ein Album, das seine Zielgruppe mit Sicherheit nicht enttäuschen wird. Wer SICK N' BEAUTIFUL bereits schätzt, bekommt genau das, was die Band verspricht: eine düster-glamouröse Klangwelt mit viel Power, Attitüde und einem Faible für das Theatralische. Neueinsteiger könnten vielleicht etwas mehr Tiefe oder stilistische Vielfalt vermissen, dürften aber dennoch Gefallen an der dichten Atmosphäre und der offensichtlichen Spielfreude finden.
Insgesamt überzeugt das Album durch seinen Drive, seine überbordende visuelle Vorstellungskraft und die Handschrift einer Band, die genau weiß, wer sie ist. Auch wenn ein bisschen mehr Mut zur Variation wünschenswert gewesen wäre, bleibt "Horror Vacui" ein starkes Statement aus dem All.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Chris Schantzen