SILENCE, THE - Lord Of Mercy (Re-Release)
Mehr über Silence, The
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Underground Symphony / Hellion Records
- The Way Of Silence
- Lord Of Mercy
- Night Singer
- Witch
- Raining My Eyes
- In Thy Embrace
- Divine Hunger
- Terra Libera
- Wings Of Destiny
- Keep The Flame Alive
- Words Full Of Silence
Melodischer Power Metal für das ANGRA-Publikum
Trotz größter Bemühungen blieb den Herrschaften von THE SILENCE im ablaufenden Jahrzehnt die Chance verwehrt, sich einmal auf größerer Bühne zu präsentieren. Den Releases der beiden Demos 2001 respektive 2002 folgte erst einmal eine lange Dürrezeit, die erst im vergangenen Jahr mit dem ersten Full-Length-Werk "Lord Of Mercy" wieder aufgefangen wurde. Allerdings handelte es sich dabei auch nur um eine Art Restverwertung, die in erster Linie durch Tracks der beiden Demo-Scheiben gekennzeichnet war. Allerdings schien dieser Silberling in einschlägigen Kreisen genügend Aufmerksamkeit bekommen zu haben, um dem Quartett endlich mal den nächsten Schritt zu ermöglichen. Eben jenes Album wird nun ein weiteres Mal veröffentlich, nun aber unter dem Banner des italienischen Kult-Labels Underground Symphony - und siehe da: Ja, die Jungs haben es wirklich verdient, der breiteren Masse präsentiert zu werden!
THE SILENCE sind dabei aber eigentlich auch nur eine typische, klassische Power-Metal-Combo, deren Schwerpunkt auf epischen, inhaltlich nicht ganz klischeefreien Songs liegt, die aber durchaus versteht, melodischen Stoff zu komponieren und gleichzeitig der ständig drohenden Kitschfalle zu widerstehen. Wichtig hierfür ist sicherlich der basisbetonte Ansatz von "Lord Of Mercy". Die Band verzichtet komplett auf Keyboards und ähnlichen Schnickschnack und konzentriert sich stattdessen auf die doppelten Leads, die immer wieder effektvoll in Szene gesetzt werden. Nicht selten fühlt man sich dabei an die letzten Outputs der brasilianischen Progger von ANGRA erinnert, wobei THE SILENCE sicherlich zielstrebiger und entchlossener, andererseits auch weniger verspielt zu Werke gehen. Dennoch leben die Italiener ihre Songs aus, dehnen sie gelegentlich auch einmal über die Sechs-Minuten-Marke, laufen aber gerade hier die Gefahr, den Höhepunkt etwas zu sehr auszureizen. Speziell zu Beginn ziehen sich die Nummern ein wenig, überzeugen gleichwohl mit starken Refrains und einer brillanten Gitarrenarbeit, könnten aber schlussendlich einfach etwas strikter auf den Punkt kommen. Dieses Problem verflüchtigt sich in der zweiten Albumhälfte zusehends, unter anderem auch, weil die Soli noch besser in die Songs integriert werden und die Breaks punktgenau sitzen. Gerade Stücke wie 'Words Full Of Silence' und 'Terra Libera' entpuppen sich als wahrhaftig bezauberndes Kraftfutter, welches im krassen Kontrast zum monotonen Bombast-Brei der itelienischen Power-Metal-Szene steht.
Überhaupt lassen sich THE SILENCE nicht als Part einer gewissen Szene einordnen. Klar, es gibt Klischees, die Schemata beim Songwriting sind auch traditionell, und auch die starke Performance entspricht hochtrabenden Standards, die der Oberklasse im Power-Metal-Segment zuzuordnen sind. Doch letzten Endes kochen die Italiener dann doch ihr eigenes Süppchen und würzen es speziell im letzten Drittel von "Lord Of Mercy" mit den schmackhaftesten Zutaten. Dennoch ist jetzt Vorsicht geboten: Das Gros der hier veröffentlichten Songs hat schließlich schon einige Jahre auf dem Buckel. Und die Italiener sollten tunlichst vermeiden, sich infolge dieses Re-Releases zu lange auszuruhen, denn jetzt, wo der überaus positive Eindruck sitzt, gilt es erst recht, ganz bald nachzulegen. Wir sind gespannt - und freuen uns auch insgeheim!
Anspieltipps: Witch, In Thy Embrace, Words Full Of Silence
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes