SILENMARA - A Darkened Visionary
Mehr über Silenmara
- Genre:
- Melodic Death Metal / Death Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenprodukion
- Release:
- 15.12.2017
- God Particle
- Bed Of Lies
- Visionary
- Rampallian
- Locust
- The Black
Licht und Schatten
Die Amerikaner von SILENMARA sind hierzulande noch ein größtenteils unbeschriebenes Blatt, obwohl sie mit ihren deutlichen Anleihen beim Göteborger Melodic Death Metal eigentlich genau den Nerv des europäischen Publikums treffen müssten. Doch die fast zehnjährige Geschichte der Truppe aus Miama wurde gerade in den letzten Jahren immer häufiger durch private Rückschläge und Besetzungswechsel ins Straucheln gebracht, weshalb der Fünfer bisher nur zwei Langeisen auf den Markt gebracht hat. Auf die Spitze wurde diese Pechsträhne allerdings während der Arbeit an der neuen EP "A Darkened Visionary" getrieben, als die Mixing-Sessions sogar zwischenzeitlich durch Hurricane Irma unterbrochen wurden. Doch trotz allem haben sich die Jungs nicht aufhalten lassen und versuchen mit der inzwischen fertiggestellten Scheibe dieser Tage den musikalischen Neustart.
Inspiriert wurde dieser ganz offensichtlich vor allem von den finnischen Vertretern des melodischen Todesstahls, denn das extrem melodische und melancholische Intro zum Opener 'God Particle' erinnert nicht selten an den Melo-Death-Schweremut von INSOMNIUM. Doch die erste Minute des Songs entpuppet sich schnell als vertontes Irrlicht, denn spätestens mit Beginn der ersten Strophe übernehmen galoppierende Gitarren im besten Florida-Death-Stil das Zepter, bevor sich der Vierer für die ausladende Hookline des Refrains ungeniert am Sound von Metalcore-Vertretern wie KILLSWITCH ENGANGE orientiert. Der Mix dieser verschiedenen Einflüsse klingt beim ersten Durchlauf dann auch vielleicht etwas verwirrend, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass sich der Fünfer wohltuend von den übrigen Melo-Death-Newcomern abhebt, die in den letzten Jahren die Szene überfluten.
Ganz so gut wie beim Opener gelingt den Amerikanern dieser musikalische Spagat allerdings leider nicht immer, denn gerade 'Bed Of Lies' und 'Rampallian' driften etwas zu arg in die Florida-Death-Schiene ab und lassen dabei einen wirklichen Mehrwert großteils vermissen. Stattdessen dominiert hier stampfendes Riffing, das eher unspektakulär und langweilig aus den Boxen rumpelt. Entschädigt wird der Hörer aber postwendend mit dem famosen 'Visionary', das sich passend zum Titel wieder visionär und interessant präsentiert, indem es alle Einflüsse der Jungs in perfekter Ballance zur Geltung bringt. Ähnliches gelingt auch dem Rausschmeißer 'The Black', der hinten raus zu dem sowieso schon gewagten Stilmix auch noch eine gute Poriton DEVIN TOWNSEND-Epik spendiert.
Alles in allem hinterlässt "A Darkened Visionary" damit einen recht zwiespältigen Eindruck. Immer wenn der Fünfer seine Einflüsse zu einer ausgewogenen Mischung vereint, dann haben wir es hier mit einem der vielversprechendsten Newcomer in diesem Sektor zu tun, den ich seit langem gehört habe. Gelingt dieser Brückenschlag allerdings nicht, dann rumpelt die EP doch eher uninspiriert aus den Boxen. Leider halten sich Licht und Schatten aktuell somit noch die Waage, weshalb ich den Silberling leider auch nur eingeschränkt empfehlen kann. Beim nächsten Mal bitte etwas mehr Mut zum Blick über den Tellerrand, dann kann hier durchaus eine starke Platte entstehen!
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs