SILENT EDGE - The Eyes Of The Shadow
Mehr über Silent Edge
- Genre:
- Symphonic Progressive Metal
- Label:
- DVS Records
- Release:
- 21.07.2003
- Through Different Eyes
- Svage Symphony
- Wasted Lands
- The Curse I Hold Within
- Crusades
- For Ancient Times
- Lost Conscience
- Under A Shaded Moon
- Rebellion
- Rebellion (The Awakening)
Was die vier Holländer hier auf ihrem Debüt abliefern, ist definitiv nicht das, was man von einem Erstling erwartet. Vielmehr wirkt die Band perfekt aufeinander eingespielt, jede Note sitzt und das Songwriting erscheint wie locker aus dem Ärmel geschüttelt. Die Produktion knallt zudem dermaßen, dass bei entsprechender Lautstärke Putz samt Nachbar von der Decke rieseln.
Vor sechs Jahren trafen sich Keyboarder Minggus Gaspersz und Gitarrist Emo Suripatty, um SILENT EDGE ins Leben zu rufen. Die gemeinsame Vorliebe für klassische Musik und progressiven Metal führte zur Gründung einer Gruppe, die sich an Kapellen wie SYMPHONY X, DREAM THEATRE, YNGWIE MALMSTEEN und ROYAL HUNT orientieren sollte. Damit ist auch schon der Hörerkreis abgesteckt, für den dieser Silberling interessant sein dürfte. Insbesondere der Einfluß von SYMPHONY X ist deutlich hörbar, aber SILENT EDGE lassen das gewisse eigene Etwas nicht vermissen.
Mit Emo Suripatty tritt ein weiterer Anwärter auf den Thron neoklassischen E-Gitarren-Spiels ins Rampenlicht. Der Mann ist ein echter Flitzfinger und stellt damit eine ernstzunehmende Konkurrenz für Yngwie Malmsteen, Michael Romeo (SYMPHONY X) oder Jarno Keskinen (KENZINER) dar. Die pompösen Keyboards von Minggus Gaspersz sorgen für eine entsprechende epische Stimmung. Das wunderbare Zusammenspiel der beiden Musiker dürfte der große Pluspunkt für die Band sein. Die Symbiose von Gitarre und Keyboard ist es, die diesen homogenen runden Klang auf "The Eyes of the Shadow" erzeugt. Da die Musik von SILENT EDGE jede Menge Tempiwechsel aufweist, braucht es einen Schlagzeuger, der diesem Anspruch genügen kann – eine Aufgabe, die Marco Kleinnibbelink (ex-DEADHEAD, SYRINX) mit Bravour löst. Sänger Willem Verwoert rundet das Klangbild mit seiner kraftvollen, sich in angenehmen Mittellagen bewegenden Stimme ab.
Gleich der Opener 'Through Different Eyes' wartet mit präzise aneinanderschließenden Wechseln in der Musik auf, die den Eindruck einer Symphoniepartitur erwecken. Der Refrain dagegen ist sehr eingängig gehalten. 'Savage Symphony' gerät zu einer irrwitzigen Achterbahnfahrt, die mit Lichtgeschwindigkeit ins Ziel steuert. Durch die 'Wasted Lands' zieht offenbar ein Ritterheer in den Kampf – zumindest, wenn man vom episch stampfenden Rhythmus und der verhalten hymnischen Melodie ausgeht. Das Keyboard erzeugt einen orgelartigen Ton, der über den sonstigen Instrumenten zu schweben scheint. Im Mittelpart gibt es wieder einige schnelle Wechsel, die spätestens jetzt als ein typisches Markenzeichen der Band zu erkennen sind.
Balladesk kommt 'The Curse I Hold Within' daher – reinweg mit einer Akustikgitarre instrumentiert, die anfangs ein wenig nach Flamenco klingt. Nach dem heroischen kurzen Instrumental 'Crusades' erzeugt 'For Ancient Times' eine epische Beitwandwirkung. Hohe flötenartige Keyboardklänge flirren über ruhig fließenden Gitarrenschwaden. 'Under A Shaded Moon' schlägt in eine ähnliche Kerbe. In dieser Musik werden kleine Geschichten erzählt. Schwere liegt über 'Lost Conscience', das mit seiner Gewitterstimmung und dramatischen Melodik in klassischer Musik verwurzelt ist.
Das zweiteilige 'Rebellion' bildet den Abschluss der CD – nochmal lassen SILENT EDGE ihre sämtlichen Qualitäten aufblitzen. Zuerst geht in stürmischer Geschwindigkeit die Post ab, Gitarre und Keyboard fahren die Skala rauf und runter, bis das Stück mit dem zweiten Part zu einer Klavierballade mutiert. Alles das, was die Qualität von Prog Metal ausmacht, findet sich bei Silent Edge – Epik, Breite, Tiefe, hohes musikalisches Niveau. Ich denke, dass die Gruppe das Zeug hat, mal einen richtige Klassiker in diesem Genre einzuspielen. Bis dahin kann man mit diesem tollen Album vorlieb nehmen, das mit seinen 63 Minuten auch eine ordentliche Spieldauer besitzt.
Anspieltipps: Through Different Eyes, Wasted Lands, For Ancient Times, Lost Conscience, Rebellion
- Redakteur:
- Jörg Scholz