SILENT KINGDOM - Where Secrets Meet
Mehr über Silent Kingdom
- Genre:
- Dark Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Darknagar Records
- Release:
- 15.01.2018
- San o snu
- Alone
- Daleko od sunca
- Silence
- Secrets
- Slovo o danu
- Memories of tomorrow
- Beskraj
Bosnische Melancholie
SILENT KINGDOM aus Bosnien-Herzegowina ist eine sehr interessante Band. Seit ihren Anfängen anno 1999 versucht sie, Metal mit traditioneller bosnischer Sevdalinka-Volks-Musik zu mischen. Sevdah steht als Oberbegriff für bosnische Folklore und die Sevdalinka bezeichnet traditionelle Liebeslyrik oft traurig-melancholischer Natur. Über fünf Voll-Längen-Alben wurde Sevdalinka mit Black- und Melodic-Death-Metal gepaart, und Hörproben aus dieser Zeit sind absolut vielversprechend. Das aktuelle Album "Where Secrets Meet" ist allerdings eine Abkehr von diesem Konzept. Klar, echte Künstler wollen sich nur ungern wiederholen und wenn ein Ansatz mal perfektioniert ist, will man sich neuen Herausforderungen stellen. Und die ist für Gitarrist, Sänger und Band-Häuptling Amir Hadžić jetzt Art- und Progressive Rock.
So präsentiert sich ein Großteil des Materials eher im getragenen Tempo, oft ein wenig schwelgerisch arrangiert, was SILENT KINGDOM in die musikalische Peripherie neuerer ANATHEMA rückt. Ein absolutes Plus ist für meine Begriffe die Verwendung der Muttersprache, welche die Gefühle oftmals noch besser zu Ausdruck bringen kann. Und Amir hat eine emotionale Stimme, die uns immer mal wieder Gänsehaut-Momente beschert. Allerdings verlaufen einige schöne Ideen mitunter in sanftem Instrumental-Geplänkel, was der Dynamik nicht unbedingt gut tut und Spannungsbögen erstickt. Da klangen viele der alten Lieder in meinem Ohr deutlich interessanter, weil abwechslungsreicher und energiegeladener. Auch von der Sevdalinka ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben, zumindest für mich klingen die Melodiebögen eher nach etwas Vertrautem, also Kompositionsweisen, die britische und skandinavische Melancholiker auch gerne mal anwenden.
Das klingt jetzt vielleicht etwas Negativer als es ist, denn falsch ist an "Where Secrets Meet" absolut nichts. Die Musik hat Gefühl und eine zärtliche Schönheit, liegt also sehr angenehm im Ohr. Ein paar Passage mit weiblichem Gesang erinnern gar an meine alten Faves von SOUL CAGES. Wenn es also gelingt, die herausragenden Elemente, die die Musik durchaus immer wieder bietet (z.B. in 'Alone' oder 'Slovo o danu'), etwas mehr zu bündeln, und die Plänkel-Passagen zu straffen oder aber prominenter herauszuarbeiten, wird aus einer guten eine sehr gute Scheibe.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Thomas Becker