SILENT SCREAM - In The Cinema
Mehr über Silent Scream
- Genre:
- Gothic Rock / Dark Wave
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Danse Macabre (Alive)
- Release:
- 08.04.2011
- Cinema
- Do It Right
- City Highrise
- Vultures
- Hive Mind
- The Animal Room
- The Present
- Burning Car (John Foxx-Cover)
- In The Sea
- The Ghost In Your Eyes
Altes nur neu aufgewärmt?
SILENT SCREAM geht aus der finnischen Band VARJO hervor, die sich nach dem tragischen Tod von Mitbegründer und Gitarrist Henry Waldén auflöste. Vor gut einem Jahr erschien hierzulande ihr letztes Album "Viimeinen näytös". Wie der Name vermuten lässt, war der Gesang ausschließlich in Finnisch, was außerhalb der Landesgrenzen nicht gerade förderlich für die Bekanntheit war. So gründete sich die Band 1996 und war in der Heimat sehr beliebt, doch außerhalb Finnlands wurde ihnen kein größerer Ruhm zuteil. Damit das anders wird hat sich das Trio entschieden, auf englische Vocals umzusteigen. Für alle Nicht-Finnen klingt das nun wesentlich eingängiger, wobei ein wenig das gewisse Etwas der Band verloren geht, aber das ist vor allem Ansichtssache. Zuviel haben sie an dem alten Sound nicht verändert, nur im Vergleich zum oben genannten Album ist das neue Material wesentlich einfacher und zugänglicher. Große musikalische Experimente wurden nicht gewagt, man ist eher auf Nummer sicher gegangen.
Inhaltlich wird der Hörer in die Zeit der Stummfilme versetzt, denn die Drei haben sich von den alten Horrorfilmen inspirieren lassen und somit ihre Hommage an diese Werke verfasst. Musikalisch geht die Reise in die Hochzeit des Gothic Rock. Wenn man es nicht genau wüsste, könnte man meinen, die CD ist gut dreißig Jahre alt. Es klingt eben einfach "Wie früher". THE CURE, JOY DIVISION oder auch FIELDS OF THE NEPHILIM stehen wieder als Paten für den Sound an der ersten Stelle. Das hat zwei Probleme zur Folge. Auf den ersten Blick klingt fast jeder Song nach einer anderen Band und man bringt die Musik nicht wirklich mit SILENT SCREAM in Verbindung. Sprich die musikalische Identität fehlt ganz einfach. Hört man genauer hin, so ist es vor allem die Stimme von Antti Lautala, die der Band eine gewisse Abgrenzung verschafft, besonders wenn er in den tieferen Lagen verharrt. Der Opener 'Cinema' verbindet die beiden Formationen am Besten. Hier ist der atmosphärisch-hallende Sound gut zu spüren, der typisch für die Band ist. Auch das anschließende 'Do It Right' und 'City Highrise' passen gut ins Gesamtbild hinein.
'Vultures' wäre eine tolle Gothic-Rock-Ballade, wenn das Gitarrenriff nicht so verdammt nach THE CURE klingen würde. Ich glaube ein Rechtestreit würde zugunsten von Mr. Smith ausgehen. Kurioserweise wirken das konfuse 'Hive Mind', das dramatisch wirkende Instrumental-Stück 'Animal Room' und das verwirrende 'The Present' interessanter, als die "braven" Songs. Das liegt wohl auch daran, dass sie einfach nach hundert anderen Bands klingen. Gerade der Schreigesang bei 'The Present' bringt mal Schwung in die Bude und passt allein dadurch viel besser zum Inhalt. Das JOHN FOXX-Cover zu 'Burning Car' ist ein Ohrwurm der Platte und wird bandtypisch interpretiert.
Wenn THE CURE und JOY DIVISION jemals ein gemeinsames Lied aufgenommen hätten, wäre wohl 'In The Sea' herausgekommen. Diese ruhige und melancholische Stimmung wird einfach genial umgesetzt. Nur weiß ich nicht, ob ich mich über so viel gleichklingende Passagen wirklich freuen soll. Blendet man den Fakt mal aus, ist es ein wundervolles Stück. 'The Gost In Your Eyes' verabschiedet den Hörer gemächlich aus dem Werk, kann aber seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen.
Damals, als diese Musik ihre Blütezeit hatte, wäre diese Scheibe wohl in den höchsten Tönen gelobt worden. Heute sieht die Sache ein wenig anders aus. Sicher, es ist toll, dass es immer noch Bands gibt, die aktiv diesen Sound am Leben erhalten, doch selbst der Hauch einer frischen Soundbriese hätte der Musik von SILENT SCREAM gut getan. Auch die Tatsache, dass einige Lieder mehr als nur stark nach anderen Bands klingen, stößt bitter auf. Obwohl man dem Trio keine dreiste Bedienung bei den Kollegen unterstellen will. Dafür sind sie zulange im Geschäft. Ich vermute, es ist eher eine Huldigung an die Vorbilder. Aber ob das der richtige Weg ist? Unbestritten ist dagegen die ausgezeichnete Soundqualität dieser Scheibe! Die braucht sich vor nichts und niemanden zu verstecken. Wer auf THE CURE & Co. steht, sollte vor dem Kauf erst einmal reinhören, ob ihm das angebotene ausreicht. Wirklich Neues lässt sich wie gesagt kaum finden, dafür ist es eben ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit.
Anspieltipps: Cinema, The Present, In The Sea
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Swen Reuter