SILVER CYPHER - Cryptic Characters
Mehr über Silver Cypher
- Genre:
- Dark Power Metal
- ∅-Note:
- 4.50
- Release:
- 22.05.2009
- The Knights Templar
- Old Blood And Guts
- Legion
- No Forgiveness
- Arrogance
- Highway Lost
Überlange Songs, schier endlose Soli und monotones Jon-Schaffer-Riffing.
Wir haben es hier mit einer Power-Metal-Band aus Cincinnati, Ohio, zu tun, die nach zwei Demos und dem Debütalbum aus dem Jahre 2007 nun mit "Cryptic Characters" ihre zweite Scheibe auf Basis einer Eigenproduktion vorlegen. SILVER CYPHER präsentieren uns sechs teils überlange Stücke, nur zwei Songs sind unter sieben Minuten, ohne dabei aber in progressive Gefilde vorzustoßen. Die Band scheint es vielmehr zu lieben, Parts auszuspielen, zu wiederholen und, das ist das Problem an der Sache, bis zum Erbrechen darzubieten. Hier hätte die Hälfte definitiv auch gereicht.
Mit 'The Knights Templar' steigen die Amis recht kräftig in die folgenden zweiundvierzig Minuten ein und riffen sich in bester ICED-EARTH-Manier galoppierend durch die Musik. Die Gitarren von John Krech und Adam Brown stehen enorm weit im Vordergrund und werden trotzdem durch die feine Bassarbeit von Mike Lawson noch in den Schatten gestellt. Was der junge Mann hier an Arbeit abliefert, ist wirklich allererste Sahne. Das groovt und schiebt nicht nur, sondern weiß auch mit vielen gegenläufigen Figuren zu gefallen. Dieses Spielchen setzt sich auch in den folgenden 'Old Blood And Guts', 'Legions', 'Highway Lost' sowie dem schleppenden 'Arrogance' fort, wobei man immer darauf bedacht ist, in einen hymnischen und arg pathetischen Refrain zu münden. Im Zeugnis würde stehen, SILVER CYPHER sind in allen Teilbereichen stets bemüht, nur an der Umsetzung hapert es. Jeder Song wird nach wenigen Minuten bereits vorhersehbar und dadurch langweilig. Die Band schafft es zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd eine Art Spannung oder Dynamik aufzubauen, was das Gesamtwerk arg zäh werden lässt. Hinzu kommen die ellenlangen Gitarrensoli, die zwar viele Noten beinhalten, aber meist völlig deplaziert und uninspiriert wirken. Die guten Ansätze verpuffen in einem endlosen Gefiedel, das weder Hand noch Fuß zu haben scheint. Negativer Höhepunkt ist ein völlig falsch intoniertes Solo beim ruhigen 'No Forgiveness', das dem gesamten Song seine Stimmung raubt. Hier muss ein wenig mehr Gefühl rein, mehr Gespür für den Song, denn nicht immer sind fliegende Finger über das Griffbrett des Rätsels Lösung.
Der einzige Lichtblick scheint die Gesangsarbeit von John Krech zu sein, der über ein sehr theatralisches, aber gleichzeitig auch sehr kräftiges Power-Metal-Organ verfügt. In den tiefen Passagen, in denen er manchmal etwas wie Ville Valo klingt, fehlt ihm noch etwas die Attitüde, aber in den höheren Lagen und bei den hymnischen Refrains macht er dagegen eine sehr gute Figur. Aber auch hier kann er nicht auf ganzer Linie überzeugen und verstrickt sich manchmal in unfertigen Gesangslinien. Da steckt jedoch sehr viel Potential drin.
Leider kann die gesamte Band eben jenes auf "Cryptic Characters" noch nicht abrufen. Somit bleiben die Songs auf halber Strecke hängen und hinterlassen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich kann die Scheibe von SILVER CYPHER nicht uneingeschränkt empfehlen, aber Freunde von ICED EARTH und Konsorten können ja gerne mal ein Ohr riskieren. Bei Interesse wendet euch einfach direkt an das Quartett aus Übersee.
Anspieltipps: Legion, Old Blood And Guts
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Chris Staubach