SILVERLANE - My Inner Demon
Mehr über Silverlane
- Genre:
- Epic / Power Metal
- Label:
- Drakkar Records
- Release:
- 20.02.2009
- Wings Of Eternity
- Miracle
- The Flight Of Icarus
- The Taste Of Sin
- My Inner Demon
- Tears Of Pain
- In The Desert
- Kingdom Of Sand
- Full Moon
- Serenade Of Wind
- The Dark Storm
- Slowly
Wer will das nicht? Etwas Neues, Schätzenswertes erschaffen und dabei auch noch den Thron seiner großen Vorbilder stürzen, doch sollte man anfangs vielleicht mehr versuchen seine „inneren Dämonen“ zu bekämpfen…<br />
Es ist nicht zu leugnen und bedarf auch keiner staatlich finanzierten soziologischen Studie, denn jeder merkt’s: Die deutsche Metalszene ist eine starke Interessengemeinschaft, die lebendiger kaum sein könnte. Sie ist eine nonbiologistische Lebenskultur, welche selbstverständlich auch ihre schwarzen Schafe hat, doch diese befinden sich schlicht und ergreifend in der überwältigenden Minderheit, trotz aller europäischen Stilvielfalt und Autarkiestreben einzelner Subszenen. Wie ich es bereits schon im letzten Konzertbericht zu ICED EARTH und SAXON erwähnt hatte, sind die teutschen Lande nicht nur fürs Bierbrauen und deftiges Fleisch bekannt, sondern in gleicher Weise für seine kraftmetallischen Vorlieben. Und deutscher Power Metal? Der ist nicht – ääähhh – „hart wie Kruppstahl“, sondern einfach professionell geschmiedet, sauber-glatt rasiert, eierkneifermäßig und international goutiert. Bands wie BLIND GUARDIAN, EDGUY, AVANTASIA, GAMMA RAY, HELLOWEEN oder GRAVE DIGGER bilden die Speerspitze eines weitreichend gepflegten und kultivierten Phänomens.
Was für Norwegen der Black Metal ist, ist für die Bundesrepublik der Power Metal. Sich dieser Umstände bewusst, ist sich selbstverständlich auch Drakkars neuester Hartgassenhauer SILVERLANE. Und gänzlich unrühmlich und dem Zwang erlegen expansionistische Großschlachten zu führen, sind die Jungs und Mädels dieser Truppe auch nicht, denn zumindest ein bekanntes Gesicht dürfte sich unter ihnen befinden, der sich durch den Business-Dschungel schon gekämpft haben dürfte: Simon Michael, Schlagwerker von SUBWAY TO SALLY. Die Promotion nutzt ihn gewissermaßen als Dreh- und Angelpunkt der Werbung- und Umwerbungskampagne: berechtigterweise. Ist der gute Mann doch der umgarnende Mastermind und kompositorische Drahtzieher hinter den aus Lauten zusammengesetzten Kulissen.
Und wie ist die Musik so? Gediegen, sehr gediegen, denn mit den großen Vorbildern kann die Band leider noch nicht (wohl gemerkt „noch nicht“) seriös konkurrieren, dafür fehlt ihnen der nötige Biss, die in jeder Sekunde durchdringende Stringenz und schlicht und ergreifend die Exklusivität. Dass die Band ihre Inspirationen aus allen möglichen Sparten der U- und E-Musik bezieht, will ich nicht anzweifeln und ist sicherlich auch gutzuheißen, doch scheinen sie diese nicht in der rechten Art zu verarbeiten, um eben jene schlussendlich appetitlich und reizvoll miteinander zu verketten. Die versprochene und angekündigte Programmfloskel „Neudefinition eines Genres“ erscheint in diesem Lichte demzufolge etwas gewagt, wenn nicht gar tollkühn. Das können PAGAN'S MIND doch eine ganze Kante besser, der Ertrag ist auf jeden Fall hoch elastisch. Jedoch selbst bei denen sollte der kritische Journalist vorsichtig sein mit der Belobhudelung und Unterstellung. Und bei PERSUADER gibt’s sogar Blastbeats. Solch etwas dürfte allenfalls innovativ und programmatisch bezeichnet werden, weniger Weithin-Bekanntes.
SILVERLANE haben schon gewiss markante Stärken, insbesondere das starke stimmliche Sinneswerkzeug von Ecki Singer oder der teils sehr stakkatomäßige Rhythmusguss, der den Songs ein aus weißem Marmor geziegeltes Fundament schenkt oder auch eben einfach moderne Heavy-Riffs – für einen hochkulturellen Pyramidenbau reicht das allerdings „noch nicht“ aus. Selbst orientalisierte Melodien und von non-scheuklappenhafter Weltzugewandtheit und Internationalität geschwängerte Abläufe (so zu hören auf bei 'Kingdom Of Sand') klingen mehr videospielmäßig, denn breitwandformatig oder blockbustermäßig. Songs wie 'Wings Of Eternity', 'The Flight Of Icarus' oder 'Full Moon' können sicherlich mit gezielten durchkanonisierten „Typischkeiten“ einen netten Eindruck hinterlassen und beim traditionell orientierten Schrebbelkopf für Mitgröhlemotionen sorgen, aber den A-Klasse-Gourmet wird man damit eher schwer fangen können. Was so oder so am Album stört, ist mangelnde Einheitlichkeit; auffällig schwach sind zudem die lyrischen Ergüsse. Ein paar ausgewählte Beispiele seien hier angeführt, um die Beobachtung zu untermauern: „I think I’ve found the sense behind my life/ I think I’ve finally found what I was longing for“ aus 'The Wings Of Eternity' oder „Free, free like the wind/ Up in the sky/ I want to spread my wings and fly/ Fly like a bird/ Feel like a god/ Just spread your spread your wings and fly with me.“ So was Simples funktioniert vielleicht im Sleaze Metal, bei Power Metal erwartet man jetzt auch nicht unbedingt Professorhaftes, aber ein wenig mehr Phantasie schon, trotz der an und für sich guten Skandierung.
Letzten Endes sind SILVERLANE – so auf alle Fälle meine Prognose – noch nicht bestimmt genug, die Könige von ihrem gemeinsam geteilten Throne zu schmeißen. Ein Putch-Versuch sollte im gegenwärtigen Zeitpunkt auch besser unterlassen werden. Die herrschende Kaste in der kraftmetallischen Hierarchie würde dies ahnden und sanktionieren – wenn nötig im geheimen Kreuzinterview-Verhör. Das sollte SILVERLANE jedoch nicht davon abhalten wie Ikarus in den Himmel aufzusteigen, auch wenn man dabei Gefahr läuft sich die Flügel zu verbrennen.
- Redakteur:
- Markus Sievers