SILVERSTEIN - A Beautiful Place To Drown
Mehr über Silverstein
- Genre:
- Emocore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Uncle M Music
- Release:
- 06.03.2020
- Bad Habits
- Burn It Down
- Where Are You
- Infinite
- Shape Shift
- All On Me
- Madness
- Say Yes!
- Stop
- September 14th
- Coming Down
- Take What You Give
Der Emocore ist erwachsen geworden. Ist das gut oder schlecht?
Ich habe erst mit diesem Album realisiert, dass es Emocore bereits seit geraumer Zeit gibt, denn SILVERSTEIN feiert zwanzigjähriges Bestehen! Wow. Nicht nur volljährig, sondern erwachsen ist es geworden, das Genre, das doch eigentlich von Teenagern dominiert werden sollte. So wie mir, ich werde ja auch bald 19 Jahre alt. Zum 34. Mal.
Doch nach zwanzig Jahren stellt sich die Frage nach der Daseinsberechtigung, wenn man anno 2020 einfach mehr vom Selben produziert. Denn leider wirkt das aktuelle Album der Band genau wie das: zeitloser Emocore, oder: das habe ich doch schonmal gehört. Tausendmal.
SILVERSTEIN war ganz am Anfang an der Front, als die Spielart entstanden ist, deswegen haben die Kanadier natürlich erst einmal ein kurzes Lupfen des Hutes verdient. Hiermit getan. Aber nichts ist vergänglicher als alter Ruhm, deswegen nähern wir uns doch mal der Frage, ob man dieses Album noch braucht. Doch die Antwort darauf ist tatsächlich schwierig. Ich könnte in beide Richtungen antworten, also mach ich das einfach mal.
- Nein, man braucht es nicht, denn auf "A Beautiful Place To Drown" geschieht nichts, was jeder Freund des Emocore nicht schon in mannigfaltiger Ausführung im Regal stehen hat. SILVERSTEIN hat weder die Formel grundlegend verändert, noch machen die Gastmusiker einen entscheidenden Unterschied. Nicht einmal der Titel, der tiefe Gefühle vortäuschen will, passt, denn eigentlich klingt das Album eher fröhlich zwischen Breakdowns, harschem Gesang, Mitsingrefrains und Popanleihen.
- Ja, man braucht es. Die Erfahrung der Musiker scheint in jedem der zwölf kurzen Songs durch, die die schmale Fahrrinne des Emocore wie eine Flipperkugel ausloten. Alle Zutaten sind enthalten und glücklicherweise wird mit Breakdowns gespart, dafür gerne mal in seichte Popcore-Gefilde geschielt. Dabei sind der Band einige echte Hymnen gelungen, die eine Aufzählung der Highlights zu einer Liste mit mehr als der Hälfte der Stücke werden ließe. Das Album ist eine Gute-Laune-Platte mit Mitsing-Garantie.
Die Wahrheit liegt sicher irgendwo in der Mitte, denn einen Originalitätspreis gibt es in dieser Sparte sicher nicht mehr zu gewinnen. Aber auf so durchgehend hohem Niveau muss man Selbstzitate und Tanzbarkeit mit unwiderstehlichen Refrains erst einmal schaffen.
Ich tendiere daher zur positiven Beurteilung, vor allem, weil die Lieder enden, bevor sie ihr Willkommen zu sehr ausreizen können. Vor fünfzehn Jahren wäre das eine Sensation gewesen, also ist es jetzt immer noch gut.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger