SIMMONS, GENE - Asshole
Mehr über Simmons, Gene
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- Simmons Records/ Sanctuary Records
- Release:
- 17.05.2004
- Sweet & Dirty Love
- I'm The Firestarter
- Weapons Of Mass Destruction
- Waiting For The Morning Light
- Beautiful
- Asshole
- Now That You're Gone
- Whatever Turns You On
- Dog
- Black Tongue
- Carnival Of Souls
- If I Had A Gun
- I Dream A Thousand Dreams
Mehr als fünf Jahre mussten speziell KISS-Fans auf neues Material (Betonung liegt hier auf "neu") aus dem Hause Simmons/Stanley warten. Nun hat die Warterei zumindest zum Teil ein Ende. Gene Simmons, Business-Boss der Maskenmänner und Hans-Dampf-in-allen-Gassen, legt mit "Asshole" sein zweites Solo-Album vor (bezieht man das 1978 unter dem Banner KISS erschienene selbst betitelte Werk mit ein). Das Solo-Album von Paul "starchild" Stanley soll Ende des Jahres folgen.
Was aber durfte man von Gene‘s Soloalbum erwarten? Klassische KISS-Songs (auf den letzten beiden Studiowerken "Revenge" und "Psycho Circus" konnte er seit langem mal wieder mit den Kompositionen von Mr. Stanley mithalten, wenn nicht sogar übertrumpfen)? Ein orchestral bombastisches Soul und Musical beeinflusstes Rockwerk wie seine erste Soloscheibe von 1978? Oder präsentiert uns "The Demon" eine musikalisch faustdicke Überraschung mit moderner Schlagseite? Um es vorweg zu nehmen: Auf "Asshole" findet sich von allem ein bisschen. Das Gesamtwerk klingt ab und an wie ein wildes Potpourri aus mehr als 40 Jahren Rock’n’Roll-Geschichte und doch ist es die Stimme des Meisters, die den geneigten Hörer führt, nach seinen Wünschen tanzen lässt und am Ende lakonisch feststellt: "we’ve been all assholes".
Wie auch auf seinem selbst betitelten Werk von 1978 lud sich Gene Simmons auch heuer eine Menge an illustren Gäste ins Studio ein. So geben sich u.a. die ehemaligen (oder wieder Teilzeitmitglieder) KISS-Musiker Bruce Kulick und Eric Singer ('Sweet & Dirty Love', 'Weapons Of Mass Destruction'), der legendäre Bob Dylan ('Waiting For The Morning Light'), die Ausnahmegitarristen Dave Navarro ('I’m A Firestarter') und Ritchie Kotzen ('Carnival Of Souls'), der leider viel zu früh verstorbene Frank Zappa ('Black Tongue' - hier wurden alte unveröffentlichte Aufnahmen verwendet) und die komplette Familie Simmons samt Schulfreunden ('Now That You’re Gone', 'Whatever Turns You On') die Ehre.
Gene steigt mit 'Sweet & Dirty Love' klassisch ein und startet gleich mit einem Highlight. Der Song wurde ursprünglich 1977 geschrieben und gar während der Recording Sessions zu "Psycho Circus" neu aufgenommen. Dieser Shuffle hätte locker auf einem der letzten drei KISS-Werke stehen können. Die erste Überraschung folgt mit der PRODIGY-Coverversion 'I’m A Firestarter', die logischerweise nur so vor modernen Industrialsounds strotzt. Für mich etwas unverständlich, warum man gerade diesen Song als erste Single ausgekoppelt hat, aber Gene war ja schon immer für skurile Entscheidungen bekannt. Mit 'Weapons Of Mass Destruction' legt Mr. Simmons noch einen Gang zu, um dann mit 'Waiting For The Morning Light' das Tempo komplett herauszunehmen. Sleazy, ruhig, melancholisch und ein wenig Achtzigerjahre-Schmuse-Rock - hätte auch auf seiner ersten Soloplatte stehen können. Mit dem folgenden 'Beautiful' huldigt Gene seinen musikalischen Vorbildern - den BEATLES. Das Titelstück 'Asshole' ist dann wieder eine rockige Nummer, die ich mir als Single sehr gut vorstellen könnte. Purer Rock 'n' Roll, der gute Laune versprüht und als Ohrwurm durchgeht. Sehr gutes Stück. Mit 'Now That You’re Gone' packt Gene Simmons eine weitere Ballade aus, die mit modernen Drumloops untermalt wird und auf seinem 78er Werk hätte stehen können. Das Lou Reed-mäßige 'Whatever Turns You On' passt dann eher in die Singer/Songwriter-Ecke und geht genauso wie 'Black Tongue' als bluesige Barmusik durch. Hier stellt man sich unweigerlich den "God Of Thunder" in einem roten Plüschsessel vor, während vor ihm halbnackte Damen jeglichen Alters tanzen. Dicke-Hose-Musik. Das trifft auch auf das industrialangehauchte 'Dog' zu, welches mit modernen Sounds angereichert unaufgeregt vor sich her rollt und in dem Gene speziell textlich einiges vom Leder zieht. 'Carnival Of Souls' ist dann ein Überbleibsel aus der "Psycho Circus"-Session und weiß zumindest in den Strophen zu überzeugen. Der Refrain wirkt dagegen ein wenig wie ein Fremdkörper. Das nette und sehr ruhige 'If I Had A Gun' sowie die Musical/Country-Ballade 'I Dream A Thousand Dreams' (hier werden Erinnerungen an sein Soloalbum sowie 'Journey Of 1.000 Years' vom letzten KISS-Album wach) beenden ein mehr als abwechslungsreiches Werk, in dem bunt gemischte Stilelemente gekonnt miteinander verwoben werden - Hard Rock, Blues, Thrash, Neo-Psychedelia, BEATLES-artiger Pop, Rap, Prog Rock und sogar sentimentale Balladen.
Ein Wermutstropfen bleibt doch: Ein Großteil der Songs auf "Asshole" wurde von diversen unbekannten Bands geschrieben, die sich bei der Plattenfirma Simmons Records beworben haben und denen Gene einfach einzelne Songs abgekauft hat. Es ehrt den Bassisten zwar, das er dies in aller Öffentlichkeit zugibt und den Künstlern auch die wohlverdienten Tantiemen zukommen lässt, doch hätte ich mich über mehr Songs aus der Feder von "The Demon" gefreut. Dass er dabei auch grandiose Hits schreiben kann, hat er in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Und doch, im Endeffekt zählt nur die Musik, egal von wem sie komponiert wurde, und diese ist auf "Asshole" in weiten Teilen sehr gut geworden.
Anspieltipps: Sweet & Dirty Love, Asshole, Now That You're Gone
- Redakteur:
- Chris Staubach