SIR DONKEY'S REVENGE - Retrosexual
Mehr über Sir Donkey's Revenge
- Genre:
- Crossover
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- STF Records
- Release:
- 22.01.2016
- Technosapiens
- Wolf
- Hamster
- Beldam
- Junkyardstories
- Riot
- Foxhunt
- Supergalactic
- Technolution
- Robby5x
"Das ist sooo 90s!"
Während "Retrosexual" aus den Boxen quietscht und groovt, fühle ich mich um fast 20 Jahre verjüngt. Die Schweizer SIR DONKEY'S REVENGE erzählen in ihrem Promoschreiben zwar, dass sie seit Anfang 2014 Rock, Hip-Hop und Heavy Metal zu einer innovativen Mischung verquicken, doch mit Schwermetall hat das Ergebnis auf dem Debütalbum der Eidgenossen eigentlich nichts zu tun. Das hier ist Crossover wie er heute in den musikalischen Geschichtsbüchern steht, also die in den 1990ern angesagte Melange aus groovigem Rock und Hip-Hop.
Lässt sich heute noch jemand mit dieser Art von Musik hinterm Ofen hervorlocken? Wenn das unbewusste Mitnicken zu "Retrosexual" ein Gradmesser dafür sein kann, dann offenbar schon. Die vier Herren aus Engelberg zitieren zwar fleißig (und wenig originell) RAGE AGAINST THE MACHINE, LIMP BIZKIT und Konsorten, zimmern auf diese Weise aber immerhin ein recht ansehnliches, zehnteiliges Groove-Monster in die Landschaft. Der Antrieb stimmt, die Songs sind recht abwechslungsreich und in Teilen eingängig – doch genau genommen kommt die Platte gefühlte 15 Lenze zu spät. Und ehrlich gesagt: Selbst in den 90ern hätte das Album in erster Linie nach einer B-Seiten-Verquickung der eben genannten Protagonisten geklungen. Das könnte man durchaus auch als verhaltenes Lob verstehen, aber die Ähnlichkeit zu den amerikanischen Crossover- und Nu-Metal-Königen ist hier und da einfach zu groß, die Alleinstellungsmerkmale zu gering. Ein 'Wolf' klingt eben auch anno 2016 noch zu oft nach 'Killing In The Name'. Und wenn dann noch die Lyrics oftmals zu bemüht vulgär bzw. politisch inkorrekt ausfallen, ist der Zug für SIR DONKEY'S REVENGE in großen Teilen eben doch abgefahren.
Kurz zusammengefasst: Alle, die nach Jahren der Metalcore-Eintönigkeit einfach wieder Bock auf schlichten, groovigen Hip-Hop-Rock haben, keine allzu hohen Ansprüche an lyrische Tiefgründigkeit stellen und die Ähnlichkeit zu den früheren Crossover-Riesen verzeihen können, erhalten mit "Retrosexual" vorübergehend kurzweiligen Futternachschub. Der ganz große Wurf ist SIR DONKEY'S REVENGE aber nicht gelungen. Das Kapitel "90er-Jahre-Crossover" ist wohl nicht nur zeitlich betrachtet abgeschlossen – um hier frischen Wind reinzubringen, müssten sich die Schweizer schon mehr einfallen lassen.
Anspieltipps: Foxhunt, Technolution
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause