SISSY - Sick
Mehr über Sissy
- Genre:
- New Metal
- Label:
- STF / M-System
- Release:
- 15.09.2003
- Do U Know Your Daughter
- I Don't Like It When You Are Joking
- Assholes Use To Come In My Way
- Final Destination
- Rock'n'Roller
- Love Is Not Real
- Upside Down
- Song Of Pain
- Sad
- Brother
- Already Dead
- Skate
- Escape
- Call Me Sissy
"Eine aggressive und wilde New-Metal-Band, aber mit Seele und Charakter" und eine Band mit "eigener Persönlichkeit", verspricht uns das Promo-Infoblatt zu den deutschen Newcomern SISSY. Wenn man sich seinen ersten Eindruck gebildet hat, dann fragt man sich schon, was im Leben des Menschen, der dies verfasst hat, schiefläuft. Ich fasse mal zusammen: Die Band nennt sich SISSY, ihr Debüt heißt "Sick", auf dem Cover ist ein überdimensionales Schwarz-Weiß-Foto von einem Insekt, die Jungs spielen New Metal, der irgendwo zwischen LINKIN PARK (ohne die HipHop-Elemente) und ein paar Neo-Grunge-Einlagen angesiedelt ist. Innovativer und eigenständiger geht's kaum, oder?
14 Songs, die zwischen rockig und balladenhaft ein innerhalb der selbst gesetzten Genre-Grenzen recht breites Spektrum abdecken, bekommt der Zuhörer von den fünf Jungs geboten, wobei man nach genauerem Zuhören doch einiges an Potenzial endecken kann, das allerdings durch mehrere Faktoren recht gut versteckt wurde: Zunächst wäre da mal die richtig miese Produktion, welche die Instrumente, von den Bandmitglieder zudem nicht wirklich virtuos bedient, in einen ziemlichen Brei verwandelt, in dem eigentlich fast alle der eingesetzten typischen Metal-Riffs gleich klingen. Sänger Tobias Roick (hoffentlich ist das kein Pseudonym) macht seine Sache dagegen, immer (noch ein Klischee) zwischen tiefem und melodiösem Gesang pendelnd, eigentlich gar nicht so schlecht, kann aber keine Gänsehautstimmung erzeugen, weil er (und das muss man sagen dürfen) nicht gerade der geborene Sänger zu sein scheint.
Trotzdem: Das Songwriting, das uns auf "Sick" um die Ohren gehauen wird, ist eigentlich richtig gut. Hätte eine erfahrenere Band, nehmen wir z.B. KORN, diese Platte aufgenommen, wäre sie mit Sicherheit ein Hit. Der Opener 'Do U Know Your Daughter', ein abwechslungsreicher NewMetal-Song, dazu gibt es mehrere Power-Balladen ('Already Dead'), ein Stück nur mit Gitarre ('Song Of Pain'), und den einen oder anderen Uptempo-Groover.
Die leider auf Grundschulenglischniveau verbleibenden und platten Texte hingegen sollte man lieber gar nicht erst lesen, da man sonst viel zu schnell in Richtung Mülltonne schielt und sich fragt, ob dieses Album nicht eher dort reingehört. Beispiel gefällig? "Yes a a are you shure you know your daughter / She's young and wild and wants to die". Da wird man richtig depressiv, bei so einer traurigen Familiengeschichte. Oder über das Skateboard: "It's more than a piece of wood, it's a way of living, it's my street, it's my life" (aus dem Song 'Skate'). Zum Weglaufen.
SISSY haben ganz klar Potenzial, sind aber einfach schlecht beraten worden, so scheint es. Wer eine im Ansatz sehr gute Ballade wie 'Upside Down' (aargh @ Titel), die mit spielerischer Leichtigkeit LINKIN PARK und NICKELBACK kreuzt, oder auch das erwähnte Akustikstück 'Song Of Pain' schreiben kann, hat es eigentlich nicht verdient, in dem Stil vermarktet zu werden. Vielleicht wurde die Band aber auch einfach ein paar Jahre zu früh aus dem Proberaum und von lokalen Bühnen ins Tonstudio verfrachtet. Wahrscheinlich beides.
Anspieltipps: Upside Down, Song Of Pain, Already Dead
- Redakteur:
- Sebastian Baumer