SISTER SIN - Black Lotus
Mehr über Sister Sin
- Genre:
- Female Fronted Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Victory / Soulfood
- Release:
- 31.10.2014
- Food For Worms
- Chaos Royale
- Au Revoir
- Desert Queen
- Count Me Out
- Stones Thrown
- The Jinx
- Ruled By None
- Sail North
All shall obey or die and hail my chaos royale!
Es muss musikalisch nicht immer kompliziert und ausufernd sein. SISTER SIN überzeugt schon seit Jahren mit Leidenschaft und Hingabe und haut so in regelmäßigen Abständen leicht zugänglichen, aber wuchtigen und sofort mitreißenden Heavy Metal mit starkem Heavy Rock Einschlag der Marke MOTÖRHEAD auf den Markt. Tatsächlich beglücken uns Liv und ihre Jungs alle zwei Jahre mit neuem Material. 2014 bringt die Band exotischen schwarzen Lotus vorbei. Nur ist die Musik nicht wunderschön, zart und zerbrechlich, sondern rotzig, roh, dreckig und mit Riffattacken ausgestattet, die einem Hören und Sehen vergehen lassen. Also nicht buchstäblich, na ihr wisst schon.
Also, Leute, zur Sache: "Black Lotus" ist ein Brett! Roher Heavy Metal galore! Starke Riffs, treibende Rhythmen und vor sich hin wütende Vocals. So simpel, so einfach, so mitreißend. Die Band besitzt ein fantastisches Gespür dafür, direkt mit den ersten Klängen eines Songs den Hörer zu binden. Plus: Es gibt keinen Ausfall, das Material bewegt sich insgesamt auf einem gleichbleibend hohen Niveau.
Tatsächlich hat Liv mit ihrer Truppe sogar meinen Lieblingssong der zweiten Jahreshälfte 2014 eingezimmert. Zugleich ist der Track das erste hörbare Material gewesen, das man vor dem Release des Albums ins Netz gestellt hatte. 'Chaos Royale' hat vom Start weg eine tolle Grundmelodie und ein Riffthema, das sich hervorragend mit Livs einzigartiger Stimme verbinden lässt. Sie selbst singt sich an den Rand der Belastungsgrenze, Zurückhaltung mag für andere gelten, nicht aber für sie. Und das unterscheidet sie auch von vergleichbaren (Female Fronted Metal) Bands und auch von DORO. Damit will ich anderen Bands nichts unterstellen, aber bei Liv hört man zu jeder Sekunde, wie sehr sie sich reinhängt. Sie bringt vollen Einsatz und das kann man nicht ein einziges Mal infrage stellen.
Der Song ist außerdem schon mal ein toller Ausblick auf das Album. Wer noch weitere Tipps braucht und noch nicht überzeugt sein sollte: genießt mal 'Count Me Out' (erinnert mich im Refrain irgendwie an LORDI, fasst das auf, wie ihr wollt...) und ganz, ganz besonders 'Au Revoir', der Song ist das beste Beispiel für "haut euch mit den ersten Takten eine Melodie um die Ohren, die wie der Rattenfänger von Hameln lockt und euch nach mehr schreien lässt". Richtig sprachlos macht mich SISTER SIN aber mit 'The Jinx'. Mein Gott kann Liv singen! Wenn die Gitarrenwände mal zurückgefahren werden und auch die Lautstärke gedämpfter ist, dann ist Akustik-Zeit! Naja, so halb, im Verlauf des Tracks steigen auch die E-Gitarren vermehrt mit ein. Aber zu Beginn gibt es nur Liv und eine Akustikgitarre. Ihr klarer, ruhiger Gesang klingt fast wie eine ganz andere Sängerin, ein erstaunlicher Wandel, den die Dame da zu vollziehen imstande ist. Der Song ist damit das eigentliche Highlight, immerhin wird er von beiden Seiten mit wuchtigen Rocknummern "in die Mangel genommen". Das Resultat: 'The Jinx' hebt sich noch deutlicher vom Rest der Songs ab. Einfach "Wow" ...
"Now And Forever", also das vorherige Album von SISTER SIN, kam mir zwar einen Hauch zugänglicher vor, aber der Langzeithörspaß ist auf "Black Lotus" dafür um ein vielfaches ausgeprägter. Und das, obwohl eigentlich alles beim Alten geblieben ist. Die Drums sind wieder aggressiv, der Bass (immer noch) etwas zu leise, die Riffs abwechslungsreich und Liv nach wie vor am Limit. "Black Lotus" schwitzt sich förmlich aus den Boxen und müsste zukünftige Setlists ordentlich und ausgiebig befeuern. Mich stört jetzt nur noch die Produktion ein wenig. "Auf dem Papier" sind vor allem die Gitarrenklänge verdammt fett, aber die Abmischung kann das nicht immer korrekt darstellen. Hier ist also definitiv noch Luft nach oben.
Insgesamt weiß "Black Lotus" aber noch besser zu gefallen als sein direkter Vorgänger "Now And Forever". Ich stelle es auf eine Stufe mit dem Highlight der Band, "True Sound Of The Underground" von 2010. Die Songs sind nämlich wieder roher, haben wieder ausgefeiltere Melodiekonstrukte und Liv geht auch gesanglich back to the roots. Genießt auf Youtube und Co. mal 'Chaos Royale', der Song ist ein toller Ausblick auf den Rest des Albums. Aber es stecken trotzdem noch genug weitere Highlights drin ('The Jinx', 'Au Revoir' und 'Desert Queen' !!!). Für Fans von genannten Bands, aber auch für allgemein Interessierte am Female Fronted Metal ist die Scheibe vielleicht die Scheibe des Jahres. Fans sabbern, Neulinge werden an die Wand gedrückt. So macht das Spaß!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe