SIX DAYS OF MAY - Lymph
Mehr über Six Days Of May
- Genre:
- Modern Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- WormHoleDeath
- Release:
- 29.09.2014
- Take A Look At The Ocean
- Walk Of Failure
- Spring Break
- The Morning You Collapsed
- A.N.I.A.
- Chasing Monsters
- Get Your Fucking Hands Off Me
- All You Can Hate
- Bullet As Pledge
- Mechanical Cage
- Naked Lies
- Stubborn
Dubstep macht 0815-Metalcore auch nicht besser.
Traurig, aber wahr: SIX DAYS OF MAY aus Mailand bietet auf dem Banderstling für genau einen einzigen Song trendigen, aber gefälligen Modern Metal mit coolen Riffs, Rhythmusvariationen, netten Melodien und dem üblichen Wechsel aus klarem Gesang und Core-Geschrei. Zwölf Nummern werden auf "Lymph" aufgefahren, und wäre mir nur der Opener 'Take A Look At The Ocean' in die Hände gefallen, hätte ich die Single sicherlich als ansprechenden Vorgeschmack auf den Longplayer bezeichnet. In den lässigen Grooves klingt auch eine recht ernsthafte Grundstimmung durch. Sound, Dynamik, Spielfreude, passt alles. Cooles Teil.
Ohne diesen ordentlichen Auftakt blieben von "Lymph" allerdings nur elf Lieder, die dem reichlich gesättigten Jungmetaller bestenfalls noch ein müdes Gähnen entlocken können. In der ersten Albumhälfte wird glatt gebürsteter Metalcore mit Emo-Einflüssen geboten, inklusive Stakkato-Riffing und Woohoo-Chören, bar jeder Originalität und Spannung. Obwohl sich am druckvollen und glücklicherweise nicht überproduzierten Sound nichts ändert – ab Track Nr.2, 'Walk Of A Failure', klingt SIX DAYS OF MAY nur noch wie der ganze "Bands-mit-Namen-aus-drei-bis-vier-Wörtern"-0815-Kram. 'Spring Break' fällt bereits eine Spur tranciger aus, und stellt sich durch den erhöhten Effekte-Grad auch noch deutlicher in die Mainstream-Ecke. Ich betrachte es mittlerweile als Binsenweisheit, dass Breakdowns und gutturales Geschrei Metal nicht zwangsläufig härter machen – Aggression erwächst hier nur noch beim Zuhörer, der vor lauter Wut ob dieser globalen Einfallslosigkeit seine vier Wände hoch prescht. 'Chasing Monsters' verquickt Metalcore-Geschrammel (doch, da erklingen tatsächlich auch ganz verlegen ein paar Göteborg-Leads) mit LINKIN PARK-Effekten. Ob das aufregend ist? Eine eher rhetorische Frage.
Mit 'Get Your Fucking Hands Off Me' schwenkt "Lymph" dann stark in Richtung Dubstep um. Versteht mich nicht falsch, ich kann mich durchaus für Dubstep begeistern, und dass besagte Elektro-Abart auch mit Metal passabel kombinierbar ist, wurde von KORN in Sachen Nu Rock vor Jahren bewiesen. SIX DAYS OF MAY geht in dieser zweiten, experimentellen Albumhälfte allerdings vollends der Arschtritt-Faktor ab, daran ändert auch die musikalische Umorientierung nichts. 'All You Can Hate', 'Bullets As Pledge', 'Mechanical Cage' - alles Nummern, in denen einfach nichts mehr passiert. Also noch eine junge Band die ihr Talent mit einer öden, kommerzialisierten Ausrichtung vergeudet?
"Lymph" ist nüchtern betrachtet kein schlechtes Album. Es löst bei einem Metalfan, der in den vergangenen Jahren nicht isoliert auf einer einsamen Insel ohne Internetzugang lebte, nur eben nichts aus, als maximal mögliche Gleichgültigkeit. Wenn ich Dubstep mit Rock hören möchte, greife ich zu KORNs "The Path Of Totality". Die fiese Trancecore-Bedienung liefert THE BROWNING. Irgendwelches pseudoaggressives, weinerlich-wütendes Metalcore-Gedudel gibt's von Millionen Bands – jetzt eben auch von SIX DAYS OF MAY. Lockt das noch irgendwen hinterm Ofen hervor? Schwer vorstellbar.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause