SKID ROW - Live In London
Mehr über Skid Row
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- EarMusic / Edel
- Release:
- 20.09.2024
- Slave To The Grind
- The Threat
- Big Guns
- 18 And Life
- Piece Of Me
- Livin On A Chain Gang
- Psycho Therapy
- In A Darkened Room
- Makin' A Mess
- The Gang's All Here
- Riot Act
- Tear It Down
- Monkey Business
- I Remember You
- Time Bomb
- Youth Gone Wild
Starkes Live-Dokument mit fadem Beigeschmack.
Das Sängertrauma bei SKID ROW bleibt ein ständiger Begleiter, denn seit dem Abschied von Sebastian Bach fanden die Amerikaner schlicht und ergreifend keinen dauerhaften Ersatz. Dabei hatten sie mit Erik Grönwall eigentlich einen Glücksgriff getätigt, konnte der Schwede doch den Klassikern gerecht werden und sang auch das sehr unterhaltsame Studioalbum "The Gang's All Here" im Jahr 2022 ein. Ebenfalls nahm die Band mit Grönwall das erste Livealbum der Bandgeschichte auf, das uns nun unter dem Titel "Live In London" serviert wird. Das Problem dabei: Der hier zu hörende Mr. Grönwall gehört inzwischen aufgrund einer Leukämie-Erkrankung auch schon nicht mehr zu den Hard-Rock-Legenden. Ob die Erkrankung wirklich der einzige Grund für den Abschied war, möchte ich aber bezweifeln, immerhin ist Erik für das kommende Jahr als Sänger der anstehenden MICHAEL SCHENKER-Tour bestätigt. Warum SKID ROW dem Schweden nicht die Zeit für eine Genesung einräumen konnten, kann daher wohl nur die Band selbst beantworten.
Festzuhalten bleibt aber, dass "Live In London" trotz seiner durchaus historischen Tragweite als erstes Live-Dokument der Rocker von Beginn an unter keinem guten Stern steht. Ist das dargebotene Konzert nämlich großartig, wird es nur die Trauer über den Abschied mehren und eben nicht als Appetithappen für zukünftige Shows des Quintetts herhalten können. Ist das Livealbum dagegen schwach, würde das natürlich auch keinen Fan der Band glücklich stimmen, auch wenn sich Eriks Abschied dann vielleicht besser verkraften ließe. Meine Meinung tendiert nach dem ersten Durchlauf von "Live In London" auf jeden Fall zur erstgenannten Option, denn abgesehen von der großartigen Lzzy Hale, die nach Grönwalls Abschied die noch gebuchten Tourdaten mit den verbliebenen Bandmitgliedern spielte, ist Erik glasklar der beste Sänger, den die Amerikaner nach Sebastian Bachs Abgang verpflichten konnten. Deutlich wird das schon beim Opener 'Slave To The Grind', den der Schwede mit der nötigen Portion Rotzigkeit singt und dabei sogar schockierend nah an die Klasse eines Herren Bach in den Achtzigern heranreicht.
Und auch im weiteren Verlauf fühle ich mich blendend unterhalten, während sich der Fünfer kreuz und quer durch die Klassiker des eigenen Backkatalogs rockt. Egal ob 'Big Guns', 'Makin' A Mess' oder 'Monkey Business', die Hits sitzen und werden von Erik mehr als überzeugend rüber gebracht. Doch auch der Rest der Band klingt unheimlich frisch und energiegeladen, sodass sich die Atmosphäre, die an diesem Abend im O2 Forum herrschte, problemlos ins heimische Wohnzimmer transportiert. Dargeboten in dieser handwerklichen Qualität fügen sich dann auch die drei Nummern des noch aktuellen Albums "The Gang's All Here" sehr gut in den Klassiker-Reigen ein, wobei mir vor allem 'Time Bomb' besonders gut in der Adaption für die Bühne gefällt. So bleiben die Balladen die einzigen Momente, in denen diese Besetzung von SKID ROW nicht ganz ans Original heranreicht. Klar, auch Tracks wie '18 And Life' oder 'I Remember You' singt Erik hervorragend, dennoch kommt bei mir nicht die gleiche Gänsehaut auf, die mir die originale Studioversion mit Sebastian Bach am Mikro auch nach hunderten von Durchläufen auf den Nacken treibt. Dafür knallt das abschließende 'Youth Gone Wild' umso härter und verabschiedet uns als Zuhörende schließlich noch einmal mit einem Kracher nach insgesamt 16 Tracks.
Und trotz dieses rundum gelungenen Live-Dokuments überwiegt am Ende bei mir, wie eingangs schon angedeutet, irgendwie doch eine gewisse Bedrückung, denn so sehr man sich auch an dieser CD erfreuen kann, so schade ist es doch, dass man diese schlagkräftige SKID ROW-Besetzung nicht mehr wird live erleben können. In den Schrank werde ich mir den Silberling dennoch stellen, alleine schon weil ein Livealbum der Amerikaner schon lange überfällig war. Nur sollte man sich nicht zu viel Appetit auf eine hoffentlich bald anstehende Tour machen lassen, denn bis die Frage des Mannes oder der Frau am Mikro geklärt ist, kann man nicht sicher sein, dass man in Zukunft einen qualitativ ebenbürtigen Ersatz für Erik zu hören bekommt.
- Redakteur:
- Tobias Dahs