SKIRMISH - Jet-Black Days
Mehr über Skirmish
- Genre:
- Thrash Metal / Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eternal Sound Records
- Release:
- 04.10.2013
- Terminal Embrace
- Absolution Demise
- First Seed
- Mirror Distortion
- Obscure Tyrant
- Replacement
- Strategy Of Self-Destruction
Der Tod kommt krass
Den Selbstbeweihräucherungen der Band zufolge hat das finnische Quartett SKIRMISH schon mit seinem 2011er Debüt "Through the Abacinated Eyes" die weltweite Fachpresse begeistert und sämtliche musikalischen Grenzen des Metal zerlegt. Seltsam nur, dass man von dieser allumfassenden Revolution bislang noch nichts zu hören bekommen hat – und da Eigenlob bekanntlich stinkt, fällt es mir ein wenig schwer, "Jet-Black Days", dem Zweitwerk der Skandinavier, nicht mit einer gehörigen Portion Skepsis zu begegnen. Vom Label Eternal Sound werden die jungen Herren schließlich schlicht in die Schublade "Thrash Metal" gesteckt. Wie sich zeigt, ist SKIRMISH weit davon entfernt, einen Meilenstein in der vielfältigen Geschichte des Metal zu markieren, doch frisch, abwechslungs- und einfallsreich zeigt sich die Band auf "Jet-Black Days" allemal.
Tatsächlich, der Opener 'Terminal Embrace' beginnt mit einem SLAYERschen Highspeed-Riff, das sich gewaschen hat, und einem schlichten, höchst effizienten Rhythmus-Unterbau. Alte, neue Schule, sozusagen. Der Gesang hingegen orientiert sich viel stärker am Oldschool-Death, als es das modern-thrashige Soundgewand zunächst vermuten lässt: Hier wird gegröhlt, gegrunzt, gerotzt und geröhrt bis die Stimmbänder bluten. So richtig zusammenpassen will diese Mixtur zunächst nicht, aber man hat nun mal das Ziel, möglichst grenzübergreifend zu klingen. Deswegen wird auch völlig unvermittelt zum Refrain ein Melo-Death-Gitarrenlead ausgepackt, das jedem INSOMNIUM-Album gut zu Gesicht stehen würde, zunächst aber eher für Irritation sorgt. Jede Menge guter Wille und schmackhafte Zutaten, aber kein klarer Ansatz – zu Beginn also eher Verwirrung denn Begeisterung.
Das ändert sich auch im Folgenden nur zum Teil, auch wenn die Truppe fortan zumindest die einzelnen Songs etwas nachvollziehbarer konstruiert: 'Absolution Demise' lebt vom Kontrast zwischen den düsteren, beinahe schwebend-atmosphärischen Versen und einem wüsten Groove-Metal-Chorus, 'First Seed' bietet feinsten Death Metal klassischer Ausprägung, und trotz der gesanglich fragwürdigen Einleitung in Form eines lang gezogenen Würgens überzeugt 'Mirror Distortion' als stark vorwärts treibende Schwarzmetal-Kanonade. Also: Mal gönnt man sich eine Prise VENOM, mal leiht man sich den Vorschlaghammer von MEGADETH, schaut gelegentlich in Göteborg vorbei und landet letzten Endes doch wieder im Gefolge von SLAYER. Ja, das klingt ebenso konfus wie es logischerweise auch abwechslungsreich ist. Immer dann wenn diese Mischung weniger bemüht denn zweckdienlich zusammengesetzt wird, ist das Resultat überzeugend, so wie bei 'Obscure Tyrant', wo Killer-Gitarrenriffs auf bösartige Death-Growls treffen und sich in einem hymnischen Chorus auflösen. Mehr von dieser Sorte, und SKIRMISH stünde tatsächlich eine glorreiche Zukunft bevor.
Grob gesagt setzt hier eine eifrig bemühte, talentierte Band ihr Schlachtross auf die Thrash-Metal-Schiene, gibt ihm die Todesstahl-Sporen und ein tiefschwarzes Reitgeschirr. Das Ergebnis ist stellenweise etwas wirr, zugleich aber auch mitunter bestialisch unterhaltsam. So dürfte jeder Metalfan etwas anderes an "Jet-Black Days" auszusetzen haben und gleichzeitig zu loben wissen. Mir persönlich missfällt der teilweise stark nervig grunzende Gesang; zudem vermisse ich stellenweise den roten Faden, die Konsequenz im Songwriting. Dabei ist die Mixtur aus atmosphärischen Elementen, Oldschool-Death und scharfem Thrash-Riffing höchst reizvoll - ja man würde am liebsten gleich Album Nr.3 der Finnen hören, da hier einfach die Frage im Raum steht, ob SKIRMISH die momentan etwas wackelige Konstruktion nicht doch zu einem kompakten Koloss zusammen bekommt.
Anspieltipps: Obscure Tyrant, Mirror Distortion, Replacement
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause