SKUMRING - De Glemte Tider
Mehr über Skumring
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Aftermath Music / Norwegen-Import
- Release:
- 17.10.2005
- Søvn
- De Glemte Tider
- Forførelse I Natten
Die norwegische Band SKUMRING wurde 2004 gegründet und hat im selben Jahr ein Demo eingespielt, das für vorliegendes Debütalbum neu arrangiert und gemischt wurde und nun in prachtvoll schwerem und auch recht differenziertem Sound erstrahlt. Wie der Bandname, der "Dämmerung" bedeutet, schon nahe legt, handelt es sich bei "De Glemte Tider" ("die vergessenen Zeiten") um Doom Metal, und zwar um sehr elegischen, anmutigen Doom, der vor allem tieftraurige, melancholische Stimmungen transportiert. Die Spielzeit von 45 Minuten verteilt sich auf drei ausladende Kompositionen von unter die Haut gehender Intensität. SKUMRING spielen dabei aber trotz aller Tristesse keinen Funeral Doom, dafür sind ihre Arrangements zu warm und zu erdig, und dafür ist vor allem der Gesang von Cecilie Langlie zu engelsgleich. Dennoch kann man in punkto Stimmung gewisse Parallelen zu Bands wie FUNERAL nicht vollständig von der Hand weisen, wobei natürlich auch manch einer auf Grund der stimmlichen Ähnlichkeit von Cecilie und Kari Rueslåtten (sowohl Timbre und Tonlage, als auch die bestechende Klarheit sind verwandt) an alte THE THIRD AND THE MORTAL denken mag; doch SKUMRING wirken auf mich finstrer und schwerer.
Herausragendes Stilelement des Bandsounds ist die sehr homogene Verknüpfung von Vàlis poetischen Akustik- und Leadgitarren mit Oles schweren Doom-Riffs, über denen Cecilies Gesang geradezu schwebt. Das eröffnende 'Søvn' beginnt naturverbunden und ruhig mit einfach strukturierten akustischen Gitarren, zu denen Cecilie zunächst sehr sanft - wie eben erst vom 'Schlaf' erwacht - vom tiefen, vergessenen Wald und toten Ästen singt. Dann setzt die Doomwalze ein, der Gesang wird kraftvoller und durchdringender, die Stimmung insgesamt wuchtiger, zugleich melancholisch und doch irgendwie erhebend. Die komplett in Norwegisch verfassten Texte sind sehr romantisch und poetisch, was manche vielleicht ein wenig kitschig finden mögen; aber ich persönlich finde Zeilen wie 'Det siste løv faller sakte ned og leger seg til hvile, på skogens frosne bunn.' einfach richtig schön und verzaubernd; das hätte Eduard Mörike auch kaum besser hinbekommen. Dazu treten dann im letzten Teil des Stückes noch sehr viel aufwändigere und verspieltere Akustikgitarren, welche das märchenhafte Gefühl unterstreichen und dabei schön mit intensiven Riffs und interessanten Drumfills kontrastieren.
War 'Søvn' mit über zwölf Minuten schon recht lang, ist das Titelstück mit beinahe zwanzig Minuten noch ausladender. Windrauschen und fallender Regen werden von einer klagenden Leadgitarre durchbrochen, zu der ein getragen marschierendes Rhythmusfundament tritt. Das Stück kann im Mittelteil mit Tempoverschärfungen und dezent aggressiveren Parts ebenso aufwarten wie mit den für die Band so typischen akustischen Zwischenspielen, so dass die Spannung auch über diese epische Spieldauer erhalten bleibt. Der künstlerische Ausdruck des Stückes bekräftigt die Aussage im Refrain: "Nie haben sie geträumt, nie haben sie gehofft. Nur die Sorgen drücken.". Das abschließende 'Forførelse I Natten' hat die aufwändigsten Akustikelemente und phasenweise durchaus eine leicht folkloristische Färbung. Dennoch ist es vor allem thematisch das vielleicht schwermütigste Stück des Albums.
Für mich ist "De Glemte Tider" insgesamt ein sehr überzeugendes Debüt, das vor allem mit seinen schönen Arrangements zwischen Akustik- und E-Gitarre fesselt und sowohl textlich als auch gesanglich sehr poetisch und emotional geraten ist. Doom-Fans, die vor allem auf Melancholie und fragile Anmut stehen, können mit SKUMRING eigentlich nichts falsch machen. Wer Doom nur am Rande konsumiert, könnte mit den sehr ausufernden, langen Songs vielleicht gewisse Probleme haben, doch ich finde, dass man sich diese in ruhigen Momenten sehr schön erschließen kann. Schwere Kost für melancholische Stunden, deren Schönheit aber auch optimistisch stimmen kann.
Anspieltipps: Søvn, De Glemte Tider, Forførelse I Natten
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle