SKUNK ANANSIE - The Painful Truth
Mehr über Skunk Anansie
- Genre:
- Rock / Crossover
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Frontiers Music s.r.l.
- Release:
- 23.05.2025
- An Artist Is An Artist
- This Is Not Your Life
- Shame
- Lost And Found
- Cheers
- Shoulda Been You
- Animal
- Fell In Love With A Girl
- My Greatest Moment
- Meltdown
Tolle, facettenreiche und durchdachte Rockmusik!
Im Jahr 1999 erlebte ich zwei Konzerte, die beim Erstellen von Konzert-Listen ab jetzt wieder mehr Beachtung bei mir finden werden, waren sie in den letzten Jahren doch etwas in meine Vergessenheit geraten: SKUNK ANANSIE an Pfingsten bei "Rock am Ring" und im November noch einmal bei einer Tour-Show im Münchener Club "Colosseum". Bevor ich weitere großartige Konzerte dieser Band, die vor allem durch das furiose Auftreten der Frontfrau Deborah Anne Dyer alias Skin geprägt wurden, erleben konnte, löste sich SKUNK ANANSIE dann im Jahr 2001 überraschend nach drei Alben vorübergehend auf. Die Begründung lautete damals lapidar: Man hätte den größtmöglichen Erfolg für die Band bereits erreicht.
Ab 2010 folgten dann wieder drei Alben der wiedervereinigten Gruppe. Das vierte "neue" Werk, insgesamt also das siebte, namens "The Painful Truth" bereitete mir in den letzten Wochen große Freude. Mit den direkten Vorgängern werde ich mich im Zuge dieser Wiederentdeckung in nächster Zeit sicherlich noch ausführlich befassen, kann das neue Album mich doch sehr begeistern. Darauf überzeugt wie eh und je das exzellente Songwriting, welches schillernde Rockperlen unterschiedlichster Ausprägung und mit diversen Klangfarben hervorbringt. So sind es sicherlich nach wie vor die schnellen, melodiösen Rocknummern, wie der extrovertiert klingende Opener 'An Artist Is An Artist' mit akzentuiert zynischem Gesang von Skin, der Ohrwurm 'Cheers' oder das mit Reggae-Intro versehene, dann rockig-antreibende 'Shoulda Been You' die an Früher, also an die ersten drei Scheiben erinnern.
Harte, mit Skins eruptiver Vokalpower gepaarte Gitarrenbretter wie auf dem Erstling "Paranoid & Sunburnt" bleiben zwar aus, dennoch haben die Lieder Klasse und fallen durch viele melodiöse und klangliche Details auf, die mittlerweile überwiegend elektronischer Natur sind. Ja, die für mich neuen SKUNK ANANSIE nutzt die neuen technischen Möglichkeiten und klingt in Stücken wie 'Animal' und 'Lost And Found' modern und tanzbar. Die Bandbreite der Ideen und Soundfacetten beeindruckt, die Vielfalt ist so groß, dass dieses Album alleine durch sie einen großen Mehrhörwert für viele Hörer haben wird. Insgesamt dominieren eher ruhige, nachdenkliche aber ebenfalls klanglich und instrumental abwechslungsreich und detailliert durchproduzierte Songs wie 'Shame', 'Fell In Love With A Girl' und 'My Greatest Moment' das neue Album. Die vier im Vorlauf bei Streamingdiensten veröffentlichen Singles sprechen überdies Bände: SKUNK ANANSIE will und wird die Rockradio-Stationen erneut entern und die Heavy Rotations mit ihren Liedern spicken!
Skin besitzt auch mit fast 58 Jahren eine der besten, für mich ohne Frage interessantesten und faszinierendsten weiblichen Stimmen im Rockbusiness. Freilich kann sie nicht mehr mit Löwen um die Wette brüllen ohne heiser zu werden, wie es wahrscheinlich in den 90er Jahren der Fall gewesen sein muss: Ihre Performances waren bezüglich ihres zur Schau gestellten Stimmvolumens damals wirklich geradezu irrwitzig! Sie legt die Schwerpunkte heutzutage viel mehr auf die femininen Höhen ihrer tollen, in großem Maße variablen Stimme und setzt mehr auf feine, verspielte Nuancen. Dadurch verschafft sie sich nicht zuletzt in der Live-Situation Abwechslung, ihre stimmliche Belastung betreffend, wird eine aktuelle Setliste doch sicherlich immer noch zu nicht unbeträchtlichen Teilen aus alten, stimmlich anspruchsvollen Gassenhauern wie 'Weak', 'Intellectualise My Blackness', 'I Can Dream', 'Yes, It's Fucking Political', 'All I Want' oder 'Secretly' bestehen.
Da ich mir etwas mehr harte Rocklieder auf dem Album gewünscht hätte und Skin, wie ich beschrieb, ihr stimmliches Potential vermutlich absichtlich nicht abruft, habe ich mich auf 8,5 Punkte geeinigt. Diese sind aber auch fix, dass heißt nach unten ohne Spielraum, also nicht diskutierbar! Nach oben jedoch für den einen oder anderen Die Hard-Fan der Band sicherlich gerne...
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timo Reiser