SLARTIBARTFASS - Nebelheim
Mehr über Slartibartfass
- Genre:
- Viking Metal
- Label:
- TrollZorn
- Release:
- 19.10.2007
- Einleitung
- Herbstlied
- St. Cuthbert
- Erdmacht
- Rache der Kobolde
- Ásatrú
- Keltenschanze
In Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Da treibt sich die Truppe SLARTIBARTFASS rum. Diese sympathischen Viking-Metaller, welche sich 2005 gründeten, beehrten uns schon 2006 mit ihrer ersten Scheibe "Nordwind", konnten aber damit noch nicht wirklich überzeugen. Zu sehr stand dort noch alles in den Kinderschuhen. Doch heute sollte es anders sein, denn mit dem neuen Silberling "Nebelheim" zeigen sie, dass sie dazugelernt haben und reifer geworden sind. Und so können mit einer Dudelsackspielerin aufwarten - für mich als Dudelsack-Vergötterer ein großer Pluspunkt.
Fangen wir beim Albumtitel an: "Nebelheim" ist laut dem Beipackzettel eine Anspielung auf ihre Heimat, die "Hauptstadt des Nebelreiches", am Ufer der Donau. Dieses Ufer hüllt die Umgebung im Herbst desöfteren in dichten Nebel. So viel zum Albumtitel. Nun auf zur Musik:
Eingeleitet wird die Scheibe von einem düsteren Intro und durchreist im Laufe der Spielzeit alle möglichen Stimmungsbilder. So ist zum Beispiel das erste Stück 'Herbstlied' weiterhin schön düster gehalten, was speziell durch in Moll gehaltene Keyboardklänge und tief gespielte Gitarren erreicht wird. Der typische Off-Beat wechselt sich hier mit fröhlichen Axt-Soli ab und verleitet die Nackenmuskeln gut und gern zum ausgiebigen Nicken.
Meine erste Erektion durch dieser Scheibe verschaffte mir das traumhaft dudelige 'St. Cuthbert', wo die neue Bagpiperin Jessica das tut, was sie am besten kann: Blasen. Denn wie ich schon sagte, muss ich nur die Klänge eines Dudelsackes vernehmen, um in Euphorie auszubrechen. Das Stück hier ist zusätzlich durch ein beschwingtes Trommelspiel unterlegt und kann mit epischen Keyboardklängen und interessanten Gitarrenspiel überzeugen. Danke für diesen Song!
Mit 'Erdmacht' wurden bei mir textlich einige Erinnerungen an FJOERGYN geweckt, was für mich sehr interessant ist. Es geht hier um die von den Menschen misshandelte Natur und wie diese trotz allem ihren alten Platz wieder einnehmen wird. "Ernte im Herbst" lässt grüßen. Musikalisch wurde dieses Konzept relativ passend durch düster-epische Keyboardklänge und mittiger Maultrommel-Unterstützung umgesetzt. Das Gitarrengewand bleibt hier tief und powerchordlastig. Mit fröhlicheren und energiegeladeneren Klängen wird der atmosphärische Song passend zum Ausklang gebracht.
Humppalastig geht's beim humorvollen Song 'Rache der Kobolde' weiter. Off-Beats, verschiedene grelle Gitarrenmelodien und Soli wohin das Ohr reicht. Besonders der Refrain brennt sich dank der rauen Stimme ins Gehör und kennzeichnet diesen sehr spaßigen Song, der gegen Ende nochmals richtig Gas gibt. Live kann dieses Stück nur der Hammer sein.
Jetzt heißt es aber: Achtung, Klischeeattacke! Der Song 'Ásatrú' ehrt die Germanengötter, Ahnengeschichten und primär die guten alten Schlachten. Entsprechend nackenlastig geht's auch zu, denn Doublebassfeuer trifft auf zackige Riffs und lädt eindeutig zum Bangen ein. Das textliche Hauptthema war wahrscheinlich ein "Muss-einfach-auch-mal-wieder-sein"-Gedanke. An sich ist der Song nichts Besonderes, aber fetzen tut er.
Den epischen Ausklang der Scheibe schafft 'Keltenschanze'. Ein sehr traurig, melancholisch gehaltenes Stück, welches vor Allem dank Dudelsack und Akustikgitarre teilweise unter die Haut geht. Hier wird abgewechselt zwischen verträumten Keyboardklängen, sägenden Gitarren, ruhigen, atmosphärischen Parts, vielen schönen Melodien und stampfender Rhythmik a la AMON AMARTH hin- und hergeschaltet. Das gesamte Können der Band wird hier also nochmals in geballter Form vorgelegt - und weiß verdammt nochmal zu überzeugen. Den kompletten Ausklang bringt das atmosphärische Feuerknistern, unterlegt mit Grillenzirpen und Eulengeheul. Ein sehr schönes Stück und ein würdiger Abschluss.
Wie man hören kann, haben SLARTIBARTFASS den Ulmer Spatz nicht verrotten lassen und ein Spitzen-Album erschaffen, welches man sich gerne ins heimische Regal stellt. An die Riesenbands werden sie wohl nie rankommen, aber das wollen sie wahrscheinlich auch gar nicht. Speziell dieser "familiäre" Bandcharakter und die fehlende Sterilität macht ihre Musik aus und lässt sie authentisch rüberkommen. Ich wünsch der Truppe jedenfalls viel Erfolg! Für alle anderen: Buy ör die!
Anspieltipps: St. Cuthbert, Rache der Kobolde, Keltenschanze
- Redakteur:
- Sebastian Schneider