SLAVES TO FASHION - The History Of Heavy Metal
Mehr über Slaves To Fashion
- Genre:
- Metal in allen Variationen
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Fish Farm Records
- Release:
- 13.02.2021
- 1970
- The Priest of Maidenhead
- Sex, Drugs & Rock 'N' Roll
- Thrash of the Titans
- Expressions of Extremity
- Garden of Chains
- The Evergrowing Tree
- The Power of Metal
- The NU Wine
- Too Close (to See Clearly)
Fünfzig Jahre sind eine Stunde!
Es ist bereits zehn Jahre her, dass SLAVES TO FASHION auf einem kleinen, deutschen Label namens Hands Of Blue ein Album namens "Artistic Differences" veröffentliche und damit ein Kleinod des Progressive Rock kreierte (ich bin da natürlich völlig unvoreingenommen, wie man sich denken kann). Jetzt ist die Band zurück, aber völlig anders als erwartet. Statt weiterhin auf Prog zu setzen, gibt es diesmal – alles. Ja, wirklich alles. Denn die Norweger haben sich die nahezu unlösbare Aufgabe gestellt, die wichtigsten Metalstile auf ihrem neuen Album zu präsentieren und damit ein Fazit aus mehreren Dekaden schwermetallischer Sounds zu vertonen. Kann das klappen?
Und wie! Das Album enthält zehn Lieder mit einer Spielzeit von einer Stunde und nimmt sich mit jedem Stück einen metallischen oder hardrockenden Stil vor und setzt diesen so um, dass man die Originale deutlich erkennen kann, aber trotzdem etwas Eigenes und dabei doch Eigenständiges entsteht. Ja, tatsächlich, das geht. Der Opener, der sich natürlich mit dem Beginn des gesamten Genres auseinandersetzt, heißt 'MCMLXX' oder übersetzt '1970'. Worum kann es gehen? Klar, um BLACK SABBATH und DEEP PURPLE, aber auch etwas LED ZEPPELIN. Tatsächlich ist das Lied ein Stück wie aus der Frühphase ersterer Band, erweitert um eine klar erkenntliche Hommage an DEEP PURPLE zu und nach "In Rock" und etwas Luftschiff-Groove. Das folgende 'The Priest Of Maidenhead' trägt die verehrten Bands bereits im Namen und klingt tatsächlich wie ein IRON MAIDEN-Song mit JUDAS PRIEST-Einschüben. 'Thrash Of The Titans' ist dann genau das und enthält einen Text aus Albumtiteln des Genres, während alle wichtigen Bands der Frühphase stilistisch erkennbar integriert werden.
Okay, also spielt die Band ein paar Lieder, die klingen, als ob sie von anderen geschrieben worden wären. Das ist alles? Natürlich nicht. Das Besondere ist, dass die Stücke allesamt funktionieren! Tatsächlich läuft das Album spannend und mitreißend aus den Boxen, da sich aufgrund der hohen Qualität aller Kompositionen der Witz nicht abnutzt, ja, nicht einmal zwingend im Vordergrund steht. Jedes Lied wäre einfach ein starkes Stück des betreffenden Genres, doch zusammen ist es eine Tour de Force durch alle Facetten unser aller Lieblingsmusik. Dabei will ich jetzt nicht alle Lieder und geehrte Bands aufzählen, den Spaß sollte sich jeder selbst gönnen.
Ein wichtiger Aspekt, der über Wohl oder Wehe eines solchen Projektes entscheiden kann, sind dabei die Stimmen der Sänger. SLAVES TO FASHION hat sich zusätzlich zu Stammvokalisten Johannes Stole neun weitere Sänger ins Studio geholt, die zu den jeweils zelebrierten Stilen passen und eben auch Extreme Metal und Nu Metal adäquat umzusetzen vermögen und zudem ein paar Gastmusiker, die das Album davor bewahren, trotz verschiedener Stile zu gleichförmig zu klingen.
Dabei gibt es nicht nur Volltreffer, so finde ich Mads Petersen in 'The Priest Of Maidenhead' toll, aber in 'Thrash Of The Titans' nur gut. Was aber durchgehend auf hohem Niveau ist, ist das Songwriting, das nur ganz selten einmal ein ganz klein wenig de Fluss verliert wie in 'Expressions Of Extremity', wenn die stilistischen Zitate nur beinahe perfekt aneinandergefügt werden. Dass eine Band überhaupt zehn so verschiedene Lieder komponieren kann, den Originalen erkennbar Tribut zollt, dabei aber vor allem Lieder schafft, die man sich ausnahmslos gerne anhören möchte, empfinde ich als einfach genial. Natürlich gibt es auch da noch den einen oder anderen Song, der für mich noch ein bisschen besser ist als der Rest, aber das dürfte Geschmackssache sein.
In jedem Fall ist "The History Of Heavy Metal" ein monumentales Werk, dass sicher neben den kompositorischen Anforderungen auch für die Aufnahmen eine ungeheure Energieleistung eingefordert hat. Das sollte man meiner Ansicht nach unbedingt honorieren und sich "The History Of Heavy Metal" dringend auf der Webseite der Band eintüten, am besten natürlich physisch, denn das zwölfseitige Booklet enthält zu jedem Song neben der Liste der beteiligten Musiker auch ein fiktives Albumcover. Die meisten sind ebenso toll gelungen wie die Lieder.
Was soll ich sagen außer: Wow! SLAVES TO FASHION hat die Essenz des Metal in zehn Hommagen an die harte Musik destilliert und mit einem Augenzwinkern serviert, das "The History Of Heavy Metal" nicht zu einer Blödelscheibe macht, sondern beinahe zu einem Sampler, da man manchmal kaum glauben kann, dass Mastermind Torfinn Sirnes wirklich alle diese Lieder geschrieben hat.
Hier sind mal zwei Beispiele für die Variabilitat und Qualität der Stücke, zu denen meisten gibt es übrigens auf der Bandwebseite slavestofashion.net Videos zu sehen und von dort kann man auch auf die Bandcamp-Seite gehen und das Album bestellen:
The Priest Of Maidenhead:
Garden Of Chains:
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger