SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM - In Glorious Times
Mehr über Sleepytime Gorilla Museum
- Genre:
- Prog
- Label:
- Equilibre Music / Twilight
- Release:
- 10.10.2007
- The Companions
- Helpless Corpses Enactment
- Puppet Show
- Formicary
- Angle Of Repose
- Ossuary
- The Salt Crown
- The Only Dance
- The Greenless Wreath
- The Widening Eye
- The Putrid Refrain
Das wirklich Tolle und Einzigartige am SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM ist die Tatsache, dass die Band absolut unkategorisierbare Musik macht, die sicherlich nicht nur mich an ein wirres, expressionistisches Gemälde im Museum für Moderne Kunst erinnert. Das Nervige und Schlechte am SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM ist, dass die Band absolut unkategorisierbare Muisk macht, die sich, wenn überhaupt, mit Worten nur arg unzureichend beschreiben lässt.
Nachdem Kollege Oliver für den Vorgänger "Grand Opening And Closing" (eigentlich ja das 2001er-Debüt der verqueren Truppe, jedoch 2006 mit Bonustracks neu aufgelegt) noch den Verzehr von Joghurt mit Lachsgeschmack empfahl, um sich mit allen Sinnen auf das Sound-Inferno des Quintetts einstellen zu können, so lässt sich anno 2007 reüssieren, dass vielleicht höchstens Quark mit einer leichten Lakritz-Nuance von Nöten ist, um sich angemessen auf "In Glorious Times" vorzubereiten.
Heißt im Klartext: SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM klingen sechs Jahre nach ihrem ersten akustischen Lebenszeichen deutlich gereifter, geradliniger (Achtung: nur im Bandkontext!) und um Welten songdienlicher. Der zehnminütige Opener 'The Companions' ist zwar - natürlich - alles andere als straight und simpel ausgefallen, vermag aber doch einen roten (Spannungs-)Bogen vorzuweisen, den man so bisher nicht kannte. 'Helpless Corpses Enactment' besticht dann durch fiese Keif- und Grunz-Vocals, die immer wieder durch schaurig-schräg klingenden Frauengesang abgelöst werden - abgesehen davon habe ich das schläfrige Menschenaffen-Museum auch bis dato noch nicht derart metallhaltig erlebt. Ist ja fast schon ein Prog-Death-Knaller geworden, das Teil.
Den absoluten Paradiesvogel hat der Fünfer jedoch mit dem famosen 'Angle Of Repose' abgeschossen, ein Stück, das sich ab sofort jede, aber auch jede einzelne Band ausgiebig anhören sollte, bevor es an Sachen wie "Transport von Gefühlen", "Erzeugen von Stimmung" oder "Dynamik" beim eigenen Songwriting geht. So und nicht anders wird das gemacht! Alleine schon die Streicherpassagen sind den Kauf des Albums wert, der absolut einzigartige Bass-Sound rechtfertigt diesen selbst für 20 Ocken, während man für den Gesang von Carla in diesem Stück sogar bereitwillig 'nen Hunni auf den Tresen blättern würde. Der pure Wahnsinn.
Die besonderen Stärken von "In Glorious Times" sind nicht nur die Tatsache, dass jedes der fünf Bandmitglieder auch gesanglich beteiligt ist, womit der Hörer stets neue Überraschungen präsentiert bekommt, oder der deutliche Hang der Musiker zu Dissonanzen (klingt immer interessanter als ausgelutschte Harmonien, nicht wahr?), sondern vor allem der Fakt, dass hier endlich einmal richtige Songs zelebriert werden. Mal etwas vertrackter, mal länger, aber nie wirklich absolut nicht nachvollziehbar wie zu Zeiten der ersten musikalischen Gehversuche unter dem Banner SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM. Egal ob Schräge-Takte-geiler Proggie, überzeugter Avantgardist, Post-irgendwas-hauptsache-Post-Gutfinder oder auch Neugierige, die sich durch unkonventionelle Klänge, Darbietungen oder Auffassungen von Musik und Kunst nicht abschrecken lassen - "In Glorious Times" bietet für jeden was.
Wer sich Sachen wie UNEXPECT deutlich abgedrehter, MR. BUNGLE als Musical oder KING CRIMSON im Irrenhaus (jawollja!) vorstellen kann, braucht dringend eine Hördosis dieser Scheibe, die vor Kreativität, Innovation und ausgelebter künstlerischer Freiheit nur so strotzt - ganz nebenbei hat sie nämlich nicht nur das zu bieten, sondern auch Kompositionen, die man gar nicht mehr aus den Lauschern und der Hirnrinde bekommen mag. Und das, sind wir doch mal ehrlich, ist die ganz große Kunst daran.
Anspieltipps: Helpless Corpses Enactment, Formicary, Angle Of Repose, Salt Crown, The Greenless Wreath
- Redakteur:
- Rouven Dorn