SLIME - Zwei
Mehr über Slime
- Genre:
- Punk / Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Slime Tonträger
- Release:
- 15.07.2022
- Komm schon klar
- Heute nicht
- Nix von Punkrock
- Safari
- Bester Freund
- Taschenlampe
- Mea Culpa
- Outlaw
- Sein wie die
- Weil fickt euch alle
- Weggefegt
- Wut im Bauch
- Auf die Jagd
- Lieben müssen
- Scheiss Beerdigung
- Ebbe und Flut Zwei
Anders, aber noch so eingängig und packend wie zuvor!
Ist das noch SLIME? Hätten sie nicht besser unter anderem Namen weitergemacht? Das sind wohl Fragen, die viele Anhänger und Anhängerinnen der deutschen Punk-Urgesteine angesichts des neuen Albums "Zwei" umtreiben. Kurz zum Hintergrund für alle unter uns, die der Bandgeschichte nicht im Detail gefolgt sind: Im Jahr 2020 verließ mit Dirk "Dicken" Jora der langjährige Texter und Sänger die Hamburger und wurde durch Tex Brasket ersetzt, der sich stimmlich und auch lyrisch eherblich von seinem Vorgänger unterscheidet. "Zwei" markiert seinen offiziellen Einstand bei SLIME, an dem sich sicher die Fan-Geister scheiden werden.
Vorweg möchte ich noch sagen, dass ich definitiv kein eingefleischter SLIME-Jünger bin, die Platten aber seit Jahren verfolge und auch einige im heimischen Regal stehen habe. Entsprechend sehe ich die ganze Thematik rund um den Sängerwechsel etwas lockerer als das vielleicht jemand tut, der die Hamburger bereits seit den Achtzigern verfolgt. Offensichtlich ist aber, dass sich SLIME mit Tex am Mikrofon musikalisch schon ein gutes Stück verändert hat. War Dirk eher der typische Punksänger, der gerne mal mit gewitzten Texten auftrumpfe, ist Tex eher geradlinig unterwegs und bringt mit seiner rauen Stimme eine gehörige Portion Rock in das Punk-Grundgerüst ein. Schaut man diesbezüglich in die Kommentar-Sektionen der Videos zu den ersten Singles, kommen einige eher verärgerte Musikfans hier auch gerne mit dem Schlagwort "Deutschrock" um die Ecke und vergleichen SLIME gar mit den BÖHSEN ONKELZ. In meinen Ohren schießt diese Aussage aber meilenweit am Ziel vorbei, kommen mir angesichts der neuen Platte doch eher Kollegen wie MASSENDEFEKT in den Sinn und nicht die umstrittenen Frankfurter Deutschrocker.
Doch auch mir sind Tex' Lyrics ab und zu etwas zu plump, etwa in der Kirchenkritik 'Mea Culpa' oder beim Opener 'Komm schon klar', die beide doch mit sehr derber Sprache aufwarten. Andererseits gibt es aber eben auch wunderbar geschriebene Texte wie in 'Sein wie die' oder 'Lieben müssen' zu hören, die bei mir sofort einen Nerv treffen. Selbiges gelingt übrigens auch den Melodien und Refrains, weshalb mir schon nach wenigen Durchläufen zahlreiche Nummern nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Neben den bereits genannten 'Sein wie die' und 'Lieben müssen' sind es vor allem 'Wut im Bauch' und 'Heute nicht', die ich als absolute Höhepunkte auf "Zwei" ausmache. Wobei das Herauspicken dieser vier Kompositionen keinesfalls das übrige Material abwerten soll - wirklich Ausfälle sucht man auf dem ersten Silberling der neuen SLIME-Ära vergebens, denn selbst wenn Herr Brasket auch mal textlich über die Stränge schlägt, singt er sich die Seele aus dem Leib und verpasst einem noch fix einen weiteren Ohrwurm.
Kann ich also die gespaltene öffentliche Meinung zu "Zwei" verstehen? Definitiv, denn mit Tex hat sich der Bandsound schon stark verändert, und so kann ich auch nachvollziehen, dass für einige Fans das hier eben nicht mehr die Band ist, in die sie sich verliebt haben, und dass sich diese Anhänger und Anhängerinnen einen Neustart mit frischem Namen gewünscht hätten. Trotzdem sollte man die Scheibe und die neue Besetzung nicht kategorisch ablehnen, denn hat man sich einmal an den neuen Sound gewöhnt, ist "Zwei" ein absolut starkes Album, das sich vor dem restlichen Katalog der Hamburger nicht verstecken muss.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs